Eishockey:Ab durch die Dorfmitte

Lesezeit: 2 min

8:0 gegen Sonthofen: Oberligist Tölzer Löwen ist zufrieden mit Rang vier

Am Nachmittag von Allerheiligen ging nichts mehr. Feiertagsausflügler prallten vor den Toren von Bad Tölz auf Kolonnen von Kirchgängern und Friedhofsbesuchern, ein zäher Stau verstopfte die Kurstadt. Als abends die Tölzer Löwen in der Eishockey-Oberliga den ERC Sonthofen empfingen, hatte sich der Verkehr wieder auf Normalmaß eingependelt, dennoch war es der perfekte (Feier-)Tag für Axel Kammerer, um folgende Bitte auszusprechen: "Wir sollten die Kirche im Dorf lassen!", forderte der Trainer der Löwen.

Bad Tölz ist natürlich gar kein Dorf und besitzt weit mehr als nur ein Gotteshaus, aber eben auch ein sehr anspruchsvolles Eishockey-Publikum. Daher konnte es keinesfalls schaden, nach dem 8:0-Erfolg gegen die Sonthofen Bulls zu betonen, dass die Liga zu stark sei, um ganz oben mitzumischen. Zumindest für die aktuelle Tölzer Mannschaft, auch wenn der Verein schon ganz gerne baldmöglichst den Aufstieg anpeilen würde. "Selb oder Regensburg sind viel besser besetzt", weiß Kammerer, "das sind fast Profimannschaften." Während allein seine Abwehr zur Hälfte aus Teenagern bestehe. Und auch davor baut er gerade viele junge Talente ein. "Anderswo füllen solche Spieler den Kader auf, bei uns übernehmen sie Schlüsselpositionen", betont Kammerer: "Und sie machen sich dort sehr gut." Weshalb er, Kirche hin, Dorf her, bislang äußerst zufrieden ist. "Die Mannschaft entwickelt sich sehr gut", findet der ehemalige Nationalspieler. "Für uns ist der Weg das Ziel."

Es ist die Mischung, die dem Trainer Freude macht. Es gefällt ihm zu sehen, wie Routiniers wie Beppo Frank ("eine enorme Verstärkung"), der Finne Iiro Vehmanenie, Torwart Markus Janka oder auch die erste Reihe mit Jordan Baker, Michael Endraß und Johannes Sedlmayr die Jüngeren mitziehen. Und das, obwohl der langjährige Kapitän Christian Kolacny nach einem Mittelfußbruch gerade erst zurückgekehrt ist und der ehemalige Nationalstürmer Klaus Kathan, 39, nach einer Gehirnerschütterung noch gar nicht zum Einsatz kam.

Bittere Niederlagen wie das 4:5 am vergangenen Sonntag daheim gegen Waldkraiburg seien Teil des Lernprozesses, sagt Kammerer gelassen: "Wir haben zwei Drittel lang hervorragend gespielt, aber dann waren wir zu offen und sind in drei Konter reingelaufen." Nach elf Partien ist nun rechnerisch die erste Runde ausgetragen, Tölz ist vor der Länderspielpause Vierter. Wobei die Runde nicht wirklich rund ist: Ein Duell mit Landshut gab es noch gar nicht, dafür war die Partie am Dienstag bereits die zweite gegen Sonthofen, beide daheim. Wie es zu solchen Spielplänen komme, sei ihm schleierhaft, sagte Kammerer, der Sieg gegen das Schlusslicht sei trotz der Enttäuschung zwei Tage zuvor jedenfalls leicht gefallen: "Man hat gemerkt, dass die wenig Selbstvertrauen haben. Und wir hatten diesmal eine extrem gute Chancenverwertung." Der Weg also stimmt.

© SZ vom 03.11.2016 / lib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: