EHC Red Bull München:Schwarzwälder Schleudergang

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Meister München unterliegt Schlusslicht Schwenningen 3:4 nach Verlängerung. Zugang Yasin Ehliz bleibt bei seinem Debüt unauffällig und sagt: "Das Spiel habe ich gebraucht, um reinzukommen."

Von Christian Bernhard, München

Dustin Strahlmeier hatte in den vergangenen Wochen wenig zu lachen. Der 26-Jährige, der erst im März von der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zum "Torhüter des Jahres" gekürt worden war, ist immer noch Teil der Schwenninger Wild Wings, die in dieser Saison 15 ihrer ersten 17 Saisonspiele verloren hatten. "Zuletzt war es einfach mehr Job und weniger Spaß", sagte er diese Woche dem Südkurier. Seinen Optimismus verlor er deshalb aber nicht: "Da kann ganz schnell die Waschmaschine angehen, und es mischt sich wieder anders", sagte er.

Der Waschgang am Donnerstag sorgte dafür, dass der EHC Red Bull München blöd aus der Wäsche guckte. Nach sieben Siegen in Serie verlor der Meister das erste Spiel nach der Länderspielpause in Schwenningen mit 3:4 nach Verlängerung, weil Strahlmeier seine Aufgaben gründlich und sauber erledigte. Der Torwart hielt 30 Schüsse und bewarb sich in einer Szene nachdrücklich für die Parade des Jahres. John Mitchell war beim Stand von 1:0 für die Münchner alleine auf den Wild-Wings-Torhüter zugelaufen und hatte ihn bereits ausgetanzt, doch irgendwie kratzte er die Scheibe mit seiner Kelle noch von der Linie. Wie er das geschafft hatte? "Keine Ahnung", gab Strahlmeier hinterher zu.

Niederlage zum Einstand: Nationalspieler Yasin Ehliz. (Foto: Eibner/imago)

Auch Yasin Ehliz konnte die erste DEL-Niederlage seit fünf Wochen nicht verhindern. Der Nationalspieler lief bei seinem Debüt im Münchner Trikot an der Seite von Maximilian Daubner und Jakob Mayenschein auf. Ehliz kam auf 14 Minuten Eiszeit, gab drei Torschüsse ab und stand sowohl in Über- als auch in Unterzahl zumindest kurz auf dem Eis. "Das Spiel habe ich gebraucht, um reinzukommen", sagte der Stürmer, der in dieser Saison bisher erst zu vier Kurzeinsätzen in Nordamerika gekommen war. Er habe "von Drittel zu Drittel gemerkt, dass es besser wurde".

Dass die vorgezogene Partie des 18. Spieltags keine gewöhnliche werden würde, ließ sich bereits vor Strahlmeiers Glanztat erahnen. 2:22 Minuten vor der ersten Drittelsirene kam Münchens Maximilian Kastner frei zum Abschluss und jubelte verhalten. Die Schiedsrichter entschieden aber auf "Kein Tor", weil der Puck vermeintlich vom Torgestänge aufs Eis zurückgesprungen war. Das Spiel lief also ohne Unterbrechung weiter bis zur ersten Drittelpause. Erst dann konnten die Referees den Videobeweis konsultieren, der ihnen zeigte, dass die Scheibe nicht von der Querlatte, sondern von der hinteren Torstrebe abgeprallt war. Das Resultat: Tor für München - und die Uhr wurde um 2:22 Minuten zurückgedreht. Da der EHC zu jener Zeit in Unterzahl gewesen war, musste Andrew Bodnarchuk zurück auf die Strafbank, von wo aus er sah, wie Andree Hult nur 68 Sekunden später die Scheibe aus dem Gewühl heraus zum Ausgleich über die Linie stocherte (19.). 1:1 statt 0:0 also nach 20 Minuten.

Der Schwede Andreé Hult brachte die Wild Wings dann sogar in Führung (32.), doch nach den späten Treffern von Frank Mauer (53.) und Mark Voakes (59.) sah der Meister wie der Sieger aus. Im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Paul Thompson fanden die Schwenninger allerdings die Energie, die Partie dank István Bartalis' Treffer 32 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung zu schicken. Ville Korhonen bescherte dem Tabellenschlusslicht schließlich im Nachschuss den dritten Saisonsieg, die Vorarbeit hatte abermals Hult geliefert. EHC-Schlussmann Kevin Reich, der Nationaltorhüter Danny aus den Birken vertrat, hatte keine Abwehrchance.

Es sei "immer schwer, sich darauf einzustellen, wenn eine Mannschaft einen neuen Trainer hat", erklärte Verteidiger Konrad Abeltshauser. Man habe gemerkt, dass sich alle Schwenninger für Thompson reingehauen hätten. Das und die offensivere Spielweise der Schwarzwälder führten dazu, dass die Münchner immer wieder Platz in der Offensive hatte. Allerdings bot auch der Meister regelmäßig Räume in der Defensive an. Im Heimspiel gegen die Straubing Tigers (Sonntag, 16.30 Uhr) sollten sie diese Unaufmerksamkeiten reduzieren. Dann winkt der siebte Erfolg in Serie gegen die Niederbayern.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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