EHC Red Bull München:Der siebte Streich

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Hi ho, hi ho: Wie die sieben Zwerge marschieren Patrick Hager, Konrad Abeltshauser, John Mitchell und Jakob Mayenschein (v.l.) zur Bank. Fleißig wie Diamantschürfer arbeiteten die Münchner den nächsten Sieg ab. (Foto: M. Engelbrecht/imago/GEPA pictures)

Mit unüberwindlicher Defensive entscheidet der deutsche Eishockeymeister auch das oberbayerische Derby in Ingolstadt für sich und hält mit einem 4:0 Kontakt zu Tabellenführer Mannheim.

Von Christian Bernhard

Dass Torhüter auch im Eishockey eine eigene Spezies sind, ist hinlänglich bewiesen. Danny aus den Birken bildet da keine Ausnahme. Der Nationaltorhüter des EHC Red Bull München ist derzeit in beneidenswerter Form, was ihn dazu veranlasste, seine roten Schoner auch noch zu tragen, obwohl sie ihm bereits zu weich waren. Erst als er nach einer 193-minütigen Serie ohne Gegentreffer wieder hinter sich greifen musste, wechselte er sie aus und trat am Sonntag in blauer Montur an. Aber egal ob in Rot oder Blau: An aus den Birken und dem EHC gibt es derzeit kein Vorbeikommen. Der 4:0-Sieg im Derby beim ERC Ingolstadt war der siebte in Serie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Aus den Birken ist nun seit 181 Minuten oder mehr als drei Spielen ohne Auswärts-Gegentor. Ingolstadts Stürmer David Elsner gestand aus den Birken "geile Saves" zu und erklärte: "Wir hätten heute wohl noch eine Stunde spielen können, ohne dass es gereicht hätte."

Torhüter Danny aus den Birken spielt zum dritten Mal in den jüngsten fünf Partien zu Null

EHC-Trainer Don Jackson konnte im letzten Ligaspiel vor der Länderspielpause auf frische Kräfte zurückgreifen. John Mitchell, der aus privaten Gründen für ein paar Tage nach Kanada gereist war und das Heimspiel gegen Berlin verpasst hatte, und Sturmkollege Justin Shugg (nach sieben Spielen Verletzungspause) waren zurück. Wie schon in den letzten Jahren war das Oberbayern-Derby auch diesmal von hohem Tempo geprägt. Torchancen waren zu Beginn eher selten, weil beide Teams sehr aufmerksam in der Rückwärtsbewegung waren. Es brauchte schon ein Überzahlspiel, um für echte Gefahr zu sorgen. Während Yannic Seidenberg auf der Strafbank saß, zwang Jerry D'Amigo aus den Birken zu einer Parade, den Nachschuss am langen Pfosten stocherte David Elsner unter Bedrängnis an den Außenpfosten (9.). Zwei Minuten später war München wieder komplett, ließ Joachim Ramoser aber sehr viel Platz. Wieder war es aus den Birken, der die Ingolstädter Führung verhinderte.

Die erste richtig gute EHC-Chance war ein harter Schuss von Derek Joslin, den ERC-Torwart Timo Pielmeier mit dem Helm über seinen Kasten lenkte (16.). Kurz darauf konnte Pielmeier gegen seinen Nationalteamkollegen Seidenberg aber nichts machen, zu präzise und wuchtig war der Abschluss des DEL-Verteidigers des Jahres (16.). Lob dafür kam aus berufenem Mund: "Super Schuss von Yannic", sagte der immer noch verletzte Münchner Kapitän Michael Wolf. Nach dem 1:0 kontrollierte der Meister das Geschehen bis zur ersten Drittelpause.

Wie aufmerksam Münchens Defensive im Startdrittel war, verdeutlichten die nur drei Ingolstädter Torschüsse, die sie auf ihren Kasten zuließ. Ramoser sprach von einer auf beiden Seiten "fehlerfreien" Vorstellung bis dahin und betonte: "Wenn wir auf Platz zwei bleiben wollen, müssen wir mehr tun."

Die Münchner ließen aber auch im Mitteldrittel kaum etwas zu, das gefürchtete Tempo der Ingolstädter kam nicht zum Tragen. Stattdessen bewahrte Pielmeier die Hausherren mit mehreren Paraden vor dem zweiten Gegentreffer, besonders gefährlich tauchten Maximilian Daubner (26.) und Matt Stajan (28.) vor ihm auf. Die Ingolstädter, die mit dem Selbstvertrauen aus vier Siegen in Serie ins Derby gegangen waren, wirkten ratlos. Auch Ingolstadts Überzahlspiel, das statistisch beste der Liga, war gegen Münchens Unterzahlspiel, ebenfalls Nummer eins in der DEL, chancenlos. Dazu passt, dass Patrick Hager von der Strafbank kommend auf 2:0 erhöhte, als er samt Scheibe ins Tor rutschte, weil Ville Koistinen ihn in Pielmeier gestoßen hatte (34.). Aus den Birken hielt einen Penalty von Mike Collins (37.)

Der EHC war in Ingolstadt unter Zugzwang, da Tabellenführer Mannheim am Nachmittag ein 4:0 gegen Augsburg und seinen achten Sieg in Serie vorgelegt hatte. Frank Mauer, der ehemalige Mannheimer, hatte zwar erklärt, der EHC habe im Moment den eigenen Entwicklungsprozess mehr im Blick als die Konkurrenz, die neuen, nun von Pavel Gross trainierten Adler legen an der Tabellenspitze aber ein beeindruckendes Tempo vor und haben weiter sechs Punkte Vorsprung auf München. Ein solches behielt der EHC in Ingolstadt auch im Schlussdrittel bei. Aus den Birken machte hinten die Tür zu und vorne machten Maximilian Kastner (51.), der erstmals den roten Helm des teaminternen Topscorers trug, und John Mitchell (57.) mit ihren Treffern alles klar.

Während für 13 von 14 DEL-Teams noch am Sonntag die Länderspielpause begann, haben die Münchner noch ein Spiel auf dem Programm. Am Dienstag empfangen sie den EV Zug aus der Schweiz zum Achtelfinal-Hinspiel in der Champions Hockey League (CHL). Mit der Kombination aus Defensive und aus den Birken kann der EHC auch in diese Partie beruhigt gehen.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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