EHC München:Das Glück einer neuen Beziehung

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"Er hat neue Energie mitgebracht": Tobias Wörle fühlt sich in München offensichtlich wohl, hier bejubelt er eines seiner Tore gegen Augsburg. (Foto: Florian Ertl/Gepa)

Nach seinem Wechsel von Straubing zum EHC München will Tobias Wörle zeigen, was er noch kann. Gegen Augsburg traf er doppelt, nun will er dabei helfen, das ständige Auf und Ab seines Teams zu beenden

Von Christian Bernhard, München

Der November neigt sich dem Ende zu, und damit auch das Schnurrbart-Sprießen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Unter dem Motto "Movember" machen zahlreiche Eishockeyprofis auch in diesem Jahr mit mehr oder weniger beeindruckenden Schnäuzern auf den Kampf gegen Prostata-Krebs aufmerksam. Auch Tobias Wörle, Angreifer des EHC München, ist Teil dieser Bewegung - dafür reicht ein kurzer Blick in sein Gesicht.

Wörle hat sportlich enttäuschende Jahre hinter sich. Nach drei starken Spielzeiten in Iserlohn war er 2013 mit großen Erwartungen zu den Straubing Tigers gewechselt, doch Wörle und die Tigers fanden nie zueinander. In 117 Spielen für die Niederbayern kam er nur auf 16 Tore und 16 Assists, weder er noch der Verein waren damit zufrieden. "Irgendwann war ich in einem Loch, aus dem ich schwer rausgekommen bin", beschreibt Wörle seine Situation in Straubing. Obwohl er von fehlendem Vertrauen des Vereins spricht, sucht er die Gründe für die enttäuschenden Jahre auch bei sich selbst. Er wolle es "nicht auf Straubing schieben", betont er, es habe auf beiden Seiten nicht gepasst. Wörle sieht das mittlerweile pragmatisch: "Das war eben keine gute Beziehung." Die Chance, die ihm der EHC nach der Deutschland-Cup-Pause bot, bezeichnet der 31-Jährige als "wahnsinnig", in München will er "zeigen, dass ich noch Eishockey spielen kann".

Das gelang ihm spätestens in seinem vierten Spiel im EHC-Trikot, als er beim 7:2-Derby-Erfolg am vergangenen Sonntag in Augsburg zwei Tore erzielte. "Tobi ist ein technisch versierter und sehr schneller Stürmer, der neue Energie mitgebracht hat", sagt Münchens Kapitän Michael Wolf, der Wörle ganz genau kennt. Beide sind in Füssen aufgewachsen, haben jahrelang in Iserlohn zusammengespielt und standen auch in der Nationalmannschaft gemeinsam auf dem Eis. Wörle, der zuletzt neben EHC-Topscorer Dominik Kahun und Daniel Sparre auflief, habe sich in München "eine neue Chance" erhofft und bekommen, sagt Wolf.

(Tor-)Chancen hatte zuletzt auch der EHC viele, er hat sich in den jüngsten Spielen offensiv gefangen. Fünf Treffer gegen Meister Mannheim, sieben im Derby bei den formstarken Augsburgern sowie zahlreiche herausgespielte Torgelegenheiten (die allerdings nicht genutzt wurden) beim 1:2 gegen Titel-Mitfavorit Köln sprechen eine deutliche Sprache. Laut Wolf hat die Mannschaft in diesen Partien "schon sehr, sehr gut" gespielt, "daran können wir anknüpfen". Der Kapitän hat den Eindruck, dass mittlerweile jeder Spieler wisse, "was er zu tun hat", und "dass wir in den letzten Spielen dominanter aufgetreten sind".

Diesen Schwung will die Mannschaft von Trainer Don Jackson in die Freitagspartie gegen die Nürnberg Ice Tigers mitnehmen (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle). Die Franken spielen eine starke Saison, als Tabellendritter haben sie sechs Punkte und drei Siege mehr auf dem Konto als der EHC, der aktuell Achter ist. Und sie haben das erste Saisonduell gegen Jacksons Münchner im Oktober klar mit 4:1 für sich entschieden. Der EHC lag damals bereits nach 30 Spielminuten 0:4 zurück, besonders auffällig war seine physische Unterlegenheit. Wolf weiß um das "große Offensivpotenzial" der Nürnberger, betont aber, dass der Fokus beim EHC darauf liege, das eigene Spiel durchzubringen: "Und so, wie wir zurzeit spielen, denke ich, dass wir das auch machen können." Dazu komme der Heimvorteil: "Zu Hause müssen wir mit Sicherheit keine Angst vor Nürnberg haben."

Einer, der in Sachen Einschüchterung hilfreich wäre, ist allerdings nicht mit dabei. Steve Pinizzotto wurde nach dem Augsburg-Spiel wegen eines unerlaubten Körperangriffs gegen Arvids Rekis für zwei DEL-Spiele gesperrt. Positive Nachrichten gibt es hingegen von Jerome Samson, der nach seiner Oberkörperverletzung wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Das Positivste, das sich der EHC in den Partien gegen Nürnberg und in Krefeld (Sonntag, 14.30 Uhr) vorstellen kann, wären endlich wieder einmal Siege am Stück. Seit acht Spielen wechseln sich beim Jackson-Team Sieg und Niederlage ab, zwei Erfolge in Serie gab es zuletzt Anfang Oktober - als die Saison noch jung und die meisten Gesichter rasiert waren.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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