Deutsche Eishockey-Liga:Traumstart mit Tabellenführung

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Der EHC München feiert zum Auftakt der DEL-Saison ein Sechs-Punkte-Wochenende und 13 Tore

Von Christian Bernhard, München

Stefan Schneider war gerade bei seiner Lieblingsbeschäftigung, als er von lauter Musik rüde unterbrochen wurde. Böse war der Stadionsprecher des EHC München darüber aber keinem, denn seine Toransage wurde schlicht vom nächsten Treffer übertönt. Der EHC war am Sonntag beim Toreschießen einfach zu schnell für seinen Stadionsprecher.

Zwei Spiele, sechs Punkte, 13 Tore: Der EHC München ist spektakulär und erfolgreich in die 21. Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gestartet. Nach dem 6:3 zum Auftakt am Freitag in Hamburg bezwang das Team des neuen Trainers Don Jackson am Sonntag die Schwenninger Wild Wings im Olympia-Eisstadion 7:0 (1:0, 3:0, 3:0). Jacksons Ankündigung, in dieser Saison den Titel gewinnen zu wollen, ließ sein Team Taten folgen.

Ohne die Verteidiger Andy Wozniewski (Sperre) und Jeremy Dehner (Trauerfall in der Familie), die auch schon am Freitag in Hamburg gefehlt hatten, hatte der EHC am Sonntag allerdings Mühe, ins Spiel zu finden. Kleine Fehler und Undiszipliniertheiten gehörten in den ersten Minuten zum Standardprogramm, die Folge waren Schwenninger Konter, die von den Gästen aber zu unpräzise ausgespielt wurden. Auch das EHC-Überzahlspiel funktionierte zu Beginn nicht. So kam im Stadion nur Stimmung auf, als verkündet wurde, dass Bastian Schweinsteiger und sein Bruder Tobias in der Eishalle seien.

Allerdings luden die Wild Wings die Gastgeber mit weiteren, zum Teil unnötigen Strafzeiten förmlich dazu ein, Selbstvertrauen zu tanken. Viermal wanderten sie alleine im ersten Drittel auf die Strafbank, die dritte Chance ließ sich der EHC nicht mehr entgehen. Richie Regehr holte zu einem seiner gefürchteten Weitschüsse aus, und Schwenningens Torhüter Dimitri Pätzold war zum ersten Mal an diesem Abend geschlagen (13.).

Der verletzte ehemalige Münchner Sean O'Connor sah das von der Tribüne aus, tatenlos war er deshalb aber nicht: Er stand den Schweinsteiger-Brüdern mit Fachkommentaren zur Seite. Zu Beginn des Mitteldrittels vergaben die Gäste die große Chance zum Ausgleich: In Unterzahl traf Dan Hacker nach einem Konter den Pfosten (22.). Diese Aktion schien den EHC wachzurütteln, er erhöhte den Druck von Minute zu Minute. Im Wild-Wings-Drittel herrschte nun Belagerungszustand, Thomas Holzmann staubte zum 2:0 (30.) ab. Es spielte nur noch der EHC, der durch Jon DiSalvatore und Mads Christensen innerhalb von elf Sekunden auf 4:0 erhöhte. 33 Minuten waren da erst gespielt, das Spiel aber schon entschieden. Genug hatten die Münchner dennoch nicht: Holzmann traf zunächst nur den Pfosten (36.), Florian Kettemer (46.), abermals DiSalvatore (54.) und Daryl Boyle (57.) anschließend zum 7:0-Endstand ins Tor. Florian Hardy, französischer Nationalkeeper und Nachfolger von Jochen Reimer, blieb hingegen ohne Gegentreffer und feierte bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz für die Münchner gleich seinen ersten Shut-out.

Bereits der 6:3-Auftaktsieg in Hamburg war ein EHC-Statement in mannschaftlicher Geschlossenheit und Ausgeglichenheit gewesen. Gegen die stark ersatzgeschwächten Hamburger, die ohne fünf Stammspieler mit nur drei Reihen in die Partie gegangen waren, machte der EHC drei Drittel lang mit vier Reihen Druck. Die ersten zwei EHC-Treffer, die aus dem 0:1 ein 2:1 machten, gingen auf das Konto von Spielern aus der nominell dritten (Mads Christensen) und vierten Reihe (Yannic Seidenberg). Auch ohne Wozniewski und Dehner konnte Jackson drei starke Verteidigerpärchen aufs Eis schicken. Davon konnte Hamburgs Trainer Benoit Laporte nur träumen, zeitweise standen ihm nur drei Verteidiger zu Verfügung, wodurch er sich nach der Partie in Galgenhumor flüchtete. Wenn jemand in Hamburg gut Schlittschuhlaufen könne, sagte er, "gebe ich ihm gerne meine E-Mail-Adresse". Hamburgs Kapitän Thomas Oppenheimer fragte scherzhaft bei den Journalisten nach, ob sie in der Abwehr aushelfen könnten.

Jackson war mit der Vorstellung seines Teams "sehr zufrieden", er freute sich über die Einstellung seiner Spieler, die "sehr fokussiert" gewesen seien. Hamburgs Verteidiger Kevin Schmidt hob die physische Präsenz des EHC hervor. "Hut ab", sagte er, "sie haben sehr körperlich gespielt". Es dürfte nicht das letzte gegnerische Lob für das Jackson-Team in dieser Saison gewesen sein.

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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