Deutsche Eishockey-Liga:Passgenaue Vorlage

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Iserlohns Coup beim EHC dient Meister Ingolstadt als Schablone für den 4:3-Sieg gegen nachlässige Münchner. Der Tabellenführer der DEL ist nach zwei Niederlagen am Wochenende entthront und muss sich taktisch neu ordnen

Von Christian Bernhard, München

Den Namen Don Jackson mit dem Verb verlieren in Verbindung zu bringen, ist gar keine so leichte Aufgabe. Fünfmal ist der 58-Jährige zwischen 2008 und 2013 mit den Eisbären Berlin deutscher Meister geworden, darüber hinaus genießt er dank seiner verbindlichen Art eine sehr hohe Reputation in der Eishockeyszene. Larry Huras, selbst dreimal Meister in der Schweiz, sagte am Sonntag, es sei immer etwas Besonderes, gegen Jackson zu spielen. "Ich bin ein großer Fan von Don, er hat alles gewonnen", betonte der Trainer des ERC Ingolstadt.

Auch der Saisonstart mit seinem neuen Verein, dem EHC München, verlief für Jackson wie gemalt: vier Spiele, vier Siege nach den ersten zwei Wochenenden in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Dann aber kam das vergangene Wochenende. Zweimal trat der Tabellenführer an, zweimal verließ er das Eis als Verlierer. Erst beim 1:2 nach Verlängerung zu Hause gegen die Iserlohn Roosters, dann beim 3:4 bei Meister ERC Ingolstadt. Die Tabellenführung ist dahin, die Adler Mannheim haben den EHC von Platz eins verdrängt.

Am Freitag, nach der Heimniederlage gegen Iserlohn, hatte Jackson die Leistung seiner Mannschaft noch analysiert. Sein Team müsse schneller spielen, sagte er. Ihm hatte missfallen, dass die Scheibe zu lange gehalten und nicht genug Druck auf den Gegner ausgeübt wurde. Auch die Art und Weise, wie sein Team in den Ecken gearbeitet hatte - zu halbherzig -, gefiel ihm in "einigen Situationen" nicht. In Ingolstadt wollte er dann nicht mehr viel reden.

"Wir haben heute gegen eine starke Mannschaft gespielt": Zur Leistung seiner eigenen Mannschaft sagte EHC-Trainer Jackson am Sonntag lieber nichts. (Foto: dpa)

"Wir haben heute gegen eine starke Mannschaft gespielt", sagte Jackson nach der Derby-Niederlage höflich. Auf die Leistung seiner eigenen Spieler ging er in der Pressekonferenz nicht ein. Dafür sprach sein Co-Trainer Helmut de Raaf.

Der EHC habe "nicht so zielstrebig aufs Tor gespielt wie in den Wochen zuvor", sagte der ehemalige Nationaltorwart. So ergaben sich keine Möglichkeiten, einmal nachzusetzen oder die Scheibe abzufälschen. Ingolstadt haben seine Torchancen besser genutzt. Der zentrale Punkt seiner Analyse aber war: Die restlichen DEL-Teams haben sich die ersten Spiele der Münchner Millionen-Truppe genau angeschaut und analysiert. Es werde von Woche zu Woche enger, sagte de Raaf, "weil die anderen Mannschaften genau wissen, was sie erwartet, und besser auf uns vorbereitet sind". Ein interessantes Fazit nach drei Wochen.

Iserlohns Spielweise am Freitag lieferte die Schablone für Ingolstadt. Die Roosters, die den EHC in der vergangenen Saison in der ersten Playoff-Runde aus dem Wettbewerb geworfen hatten, standen kompakt und machten die Räume vor dem eigenen Tor eng. Die Folge: Der EHC kam nicht in die gefährliche Zone vor dem Iserlohner Tor. Ähnlich verhielten sich die Ingolstädter Panther. Zu allem Überfluss verletzte sich Verteidiger Jeremy Dehner am Sonntag wohl schwer. Die Diagnose steht noch aus, beim EHC rechnet man aber mit einer mehrwöchigen Pause.

Münchens zweites Manko an diesem Wochenende war das Überzahlspiel. In den ersten vier Spielen war es die schärfste Waffe des EHC; Wolf, Regehr und Co. machten mit einem Mann mehr auf dem Eis nicht nur Druck, sondern auch viele Tore. Gegen Iserlohn und speziell in Ingolstadt, wo Mads Christensen erst in der Schlussphase erfolgreich war, lief das Powerplay nicht mehr so rund, wobei Regehr bei zwei Pfostenschüssen Pech hatte. "Wir haben unsere Überzahlsituationen nicht gut ausgenutzt", sagte Alexander Barta, "das wird bestraft." Bestraft wurden auch die defensiven Unzulänglichkeiten. "Wir waren ein bisschen zu offen", fand Thomas Holzmann und sprach von "zwei, drei blöden Gegentoren". Das Gute für den EHC: Im nächsten Spiel dürfte er beste Insider-Informationen über den Gegner haben. Dann geht es gegen die Eisbären Berlin, mit denen Jackson zwischen 2008 und 2013 die DEL beherrschte.

© SZ vom 30.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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