Deisenhofen:Viel Trab, wenig Galopp und ein Bier

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Deisenhofens personifizierte Kaltschnäuzigkeit: Michael Bachhuber (li.) trifft zum 1:0, Pullachs Keeper Marjan Krasnic ist machtlos. (Foto: Claus Schunk)

Der FC besiegt in einem müden Bayernliga-Derby den SV Pullach dank starker 20 Minuten 3:0.

Von Fabian Dilger, München

Am Münchner Flughafen dürfte am Donnerstagnachmittag ein Mann mit Vollbart und Glatze aufgefallen sein, der Handy- oder Laptopbildschirm intensiv verfolgte und sich wahrscheinlich dreimal jubelnd bemerkbar machte: Deisenhofens Trainer Hannes Sigurdsson konnte das Heimderby gegen den SV Pullach nur per Livestream verfolgen, dennoch bezwang sein Team dank einer effektiven Viertelstunde jeweils vor und nach der Pause die Pullacher mit 3:1 (1:0).

Das Spiel war extra vorverlegt worden, weil Sigurdsson an diesem Wochenende einen Trainerlehrgang in seiner isländischen Heimat absolviert. Die Flugpläne machten Deisenhofens Coach aber noch einen Strich durch die Rechnung - so blieb nur das Internet. Für den abwesenden Isländer übernahm Co-Trainer Thomas Werth, der indes nicht unbehelligt vom Chef blieb: "Er hat während der Partie bestimmt zehnmal angerufen, mein Handy hat die ganze Zeit geläutet." Wohl auch wegen der gemächlichen ersten Hälfte, die zur Fehleranalyse in Sigurdssons Lehrgang bestens geeignet gewesen wäre. "In der ersten Halbzeit haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht, weil wir viele, viele Fehler gemacht haben. Seien es Passfehler oder zu langsames Umschalten. Wir waren ein bisschen träge", befand Werth.

Beide Mannschaften boten ein langsames aber ausgeglichenes Spiel in den ersten 45 Minuten. Viel Trab, wenig Galopp, sowohl Deisenhofen als auch Pullach agierten meist passiv und ließen dem Gegner einiges an Zeit und Raum. Nach vorne wusste Pullach das zunächst besser zu nutzen, Max Zander profitierte beispielsweise von einem Ausrutscher von Tobias Muggesser und feuerte aufs Tor, Keeper Enrico Caruso klatschte den Ball ab (12.). Später spielte sich Zander bei einem Alleingang über das halbe Spielfeld, sein Abschluss strich aber am Tor vorbei (31.). "Im Sturm sind wir natürlich momentan auch harmlos, da brauchen wir zu viele Chancen. Und bei den Möglichkeiten, die wir bekommen, sind wir nicht konsequent genug", erkannte Pullachs Manager Robert Bäumel nach der mittlerweile achten Niederlage in Folge.

Im Gegensatz zu den Gastgebern, die immerhin einen der Pullacher Fehler vor der Pause zu nutzen wussten. Linksverteidiger Michael Vodermeier zog aus 20 Metern ab, den abgefälschte Ball konnte der am Boden liegende Pullacher Torwart Marjan Krasnic nur nach vorne abwehren. Und die personifizierte Deisenhofener Kaltschnäuzigkeit, Mittelstürmer Michael Bachhuber, war zur Stelle und staubte zum 1:0 (39.)ab.

In den ersten zehn Minuten nach der Halbzeit wurde das Derby dann entschieden. "Wir haben in der Pause gesagt, wir gehen raus, geben 45 Minuten Vollgas und biegen das Ding um. Und dann kommt sofort das 2:0", erklärte Pullachs Bäumel die Vorentscheidung nur eine Minute nach Wiederanpfiff. Die war auch noch unglücklich, einen Flankenschuss von Tobias Rembeck fälschte Pullachs Spielertrainer Alexander Benede ins eigene Tor ab. Sechs Minuten später setzte sich Evrad Ngeukeu auf der linken Seite durch, in der Mitte schloss Muggesser frei zum 3:0 ab. Diese zehn Minuten hätte sich ebenfalls für Sigurdssons Lehrgang geeignet, unter dem Titel: "effiziente Chancenverwertung". Nach der Vorentscheidung gab es auch endlich Antwort auf die Anrufe des abwesenden Trainers. "Nach dem 3:0 haben wir ihm gesagt, er soll sich ein Bier kaufen", sagte Werth, dessen Halbzeitansprache punktgenau aufging: "Wir wussten, wenn wir das zweite Tor machen, dann können sie das Spiel nicht mehr umdrehen." Pullach versuchte dies zwar, benötigte aber erst einmal 20 Minuten, um sich von dem Doppelschlag zu erholen. Die Zeit lif für die Gastgeber, Pullach gelang lediglich noch das Anschlusstor: Nach einer Ecke wehrte Caruso den ersten Kopfball ab, im Nachsetzen drückte der Ex-Deisenhofener Leon Ritter den Ball über die Linie (85.). "Was man wieder bemängeln muss, ist die letzte Viertelstunde", ärgerte sich Co-Trainer Werth. "Wir schalten wieder einen Gang zurück und versuchen, ganz cool und lässig das Ergebnis zu verwalten. Das funktioniert dann nicht immer, das verstehe ich auch nicht."

Während sich der Aufsteiger mittlerweile prächtig eingerichtet hat in der Bayernliga, schrillen in Pullach nach der Niederlagenserie die Alarmglocken. Für das Gastspiel des punktgleichen Vorletzten Hankofen in einer Woche gibt es laut Bäumel nur eine Vorgabe: "Da müssen wir punkten, ohne Wenn und Aber."

© SZ vom 04.10.2019 / Fabian Dilger - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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