Beachhandball:Brüder im Reisefieber

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Ismanings Beach-Handballerinnen bei EM auf Gran Canaria

Von Florence Niemann, Ismaning

"Ey Bruder, ich fass' es nicht. Wir fliegen nach Gran Canaria." Diesen Satz schmetterte die Ismaninger Beach-Handballerin Christine Königsmann ihrer Mitspielerin Kirsten Walter nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im August entgegen. Die 18-Jährige war vor Freude völlig aus dem Häuschen: Denn durch den überraschenden Erfolg löste ihre Mannschaft das Ticket zur Teilnahme an der Team-EM auf den Kanaren. Dort messen sich ,,die Brüder'', wie sich Königsmann und ihre Kolleginnen wegen ihres kumpelhaften Verhältnisses nennen, von Freitag bis Sonntag mit den zehn besten Mannschaften aus Europa.

Abgeleitet vom klassischen Hallenhandball, wird Beachhandball barfuß im Sand ausgetragen. Je drei Feldspieler und ein Torhüter bestreiten zwei zehnminütige Halbzeiten, die unabhängig voneinander gewertet werden. Je nach Art des Torwurfes gibt es unterschiedlich viele Punkte: Ein einfacher Wurf zählt einen Punkt, trifft der Torhüter oder ein speziell gekennzeichneter vierter Feldspieler, der den Torwart im Angriffsspiel ersetzen kann, gibt es zwei Punkte. Trickwürfe wie der Spin-Shoot, bei dem sich der Spieler im Sprungwurf um die eigene Achse dreht, oder der "Kempa-Trick", bei dem der Spieler den Ball während des Sprunges fängt und noch in der Luft aufs Tor wirft, zählen ebenfalls doppelt. Steht es nach zwei Sätzen unentschieden, duellieren sich beide Teams im Penalty-Werfen.

Flugeinlage auf Sand: Kirsten Walter träumt von der Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Brasilien. (Foto: oh)

Auf das Überraschungs-Team aus Ismaning wartet bereits zum Auftakt ein schwerer Gegner: Die OVB Beach Girls aus Ungarn zählen zum Favoritenkreis. Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr unterlagen sie lediglich Turniersieger Brasilien. Am Samstag folgen dann Partien gegen die besten Klubs aus Polen, Portugal und Kroatien. Hohe Erwartungen hat Ismaning nicht, für das Team stehen laut Manfred Königsmann "der Spaß und die Freude am Beachen" im Vordergrund. Der Vater von Christine Königsmann trainiert die Mannschaft gemeinsam mit Alexander Novakovic. Schon der Gewinn der deutschen Meisterschaft war laut Manfred Königsmann "eine Riesenüberraschung", denn die Mannschaft setzt sich ausschließlich aus Spielerinnen der Jahrgänge 1995 bis 1998 zusammen, die zusammen in der A-Jugend des TSV Ismaning spielen. Der Großteil ihrer Gegnerinnen ist bei der EM, wie schon bei den nationalen Titelkämpfen, viel älter und erfahrener als die jungen TSV-Talente. ,,Da sind wir wohl eher Außenseiter, aber wir wollen natürlich versuchen, die eine oder andere Nation zu ärgern'', sagt der Trainer optimistisch. 13 Spielerinnen umfasst sein Kader, einsetzen darf er aber nur zehn.

Neben Königsmann dirigiert Kirsten Walter das Ismaninger Spiel, ihr attestiert der Coach "absolutes Spielverständnis, eine gute Übersicht und Schnelligkeit". Walter ist übrigens auch Spezialistin für eindrucksvolle Flugeinlagen, womit sie viele Punkte für ihre Mannschaft erzielt. "Mich reizt die Abwechslung zum Hallenhandball, mit viel Tempo und tollen Tricks", sagt die 18-jährige Walter, die trotz der geringen Erwartungen von einem Platz unter den ersten Vieren bei der EM träumt. Dann ginge der Spaß für die "Brüder" in die nächste Runde, denn Rang vier wäre zugleich die Qualifikation für die Beachhandball-Weltmeisterschaft 2015 in Brasilien.

© SZ vom 31.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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