Bayern-Basketballer:Im Rhythmus

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2018 wertvollster Spieler der Playoffs: Bayerns Danilo Barthel. (Foto: Matthias Stickel/Imago)

Der Zeitplan bleibt trotz des Scheiterns in der Euroleague streng: Dem Auswärtsspiel in Ludwigsburg am Donnerstag folgt das Heimspiel der Münchner gegen Braunschweig am Sonntag.

Von Ralf Tögel, München

Danilo Barthel hatte richtig Spaß am Training. Immer wieder spielte er mit großer Leichtigkeit den Gegnern beim Aufwärmspiel den Ball aus den Händen, einem nach dem anderen, wobei er sich ungewöhnlich tief bücken musste. Denn die Gegner des 2,07-Meter-Riesen waren vergleichsweise zwergenhaft, geradezu winzig, es waren Zweitklässler der Grundschule am Gärtnerplatz. Die kleine Einheit war Teil des Schulprogramms des FC Bayern Basketball, der dazu Übungsleiter an 25 Grundschulen in München und Freising für so genannte Sportarbeitsgemeinschaften (SAGs) entsendet. Auf diese Weise bekommen etwa 400 Zweitklässler eine Ergänzung zum Unterricht. Zudem statten die Profis den verschiedenen Klassen immer wieder Besuche ab. "Das ist eine schöne Aufgabe", fand auch Vladimir Lucic, der zusammen mit Barthel und Leon Radosevic das Trio bildete, das die Kinder mit T-Shirts und Autogrammen überraschte. Den Meisterpokal hatten die drei Profis auch dabei. Spätestens als die Gruppe zum Foto posierte, wurde ihnen in Erinnerung gerufen, dass sie noch ein bisschen Arbeit zu verrichten haben in dieser Spielzeit - die bekanntlich mit der Titelverteidigung zu einem erfolgreichen Ende geführt werden soll. "Mir macht es immer Spaß, etwas mit Kids zu machen", sagte Barthel, er habe das schon getan, als er noch in Diensten der Frankfurt Skyliners war. Und exakt dort hatten der FCB-Kapitän und seine Kollegen ja ein paar Tage zuvor ein hartes Stück Arbeit zu verrichten, das sie mit dem 91:87 nach zweimaliger Verlängerung zu einem erfolgreichen Ende gebracht hatten.

Die enervierenden Reisen sind vorbei

Weil der Spieltag auch eine Niederlage des ersten Bayern-Verfolgers Oldenburg in Vechta gebracht hatte, vergrößerte sich der Vorsprung des Meisters wieder auf sechs Zähler, was sich durchaus als komfortabel bezeichnen lässt. Dass der Münchner Sieg in Frankfurt doch zäher als erwartet geriet, machte Barthel an mehreren Ursachen fest. Zum einen steckte den Spielern der 84:77-Erfolg zum Euroleague-Abschluss nur zwei Tage vorher noch in den Gliedern, zum anderen beflügelt der allseits anerkannte Topfavorit so manchen Gegner zu außergewöhnlichen Leistungen. "Wenn der Meister kommt, ist das schon immer eine Extramotivation, die Gegner haben nichts zu verlieren", erklärt der FCB-Spielführer. Was sich beim nächsten Kontrahenten Ludwigsburg ebenso gestalten dürfte, schon an diesem Donnerstag müssen die Münchner bei den MHP Riesen (Spielbeginn 20.30 Uhr) antreten. Barthel hat den jüngsten Vergleich noch gut in Erinnerung, weil er zum einen erst zwei Wochen her ist, sich zum anderen anstrengender gestaltete, als es der klare 92:74-Sieg erahnen lasse. Barthel, der mit 18 Punkten Topscorer war, erwartet dieses Mal "ein schwierigeres Spiel" und mahnt an, dass "wir vor allem körperlich dagegen halten müssen, mehr als das letzte Mal". Gerade physisch haben die Gastgeber einiges zu bieten, zudem gilt es, die starken Guards Marcos Knight und Jordan Crawford zu bremsen. Auch jene Schläfrigkeit, die den Bayern in den ersten drei Vierteln der jüngsten Partie in Frankfurt zu schaffen machte, möge tunlichst vermieden werden, sagt Barthel: "Uns als Mannschaft ist bewusst, dass wir in Ludwigsburg viel wacher sein müssen als in den ersten 35 Minuten in Frankfurt."

Das Programm indes bleibt trotz des Ausscheidens aus der Euroleague fordernd, denn schon am Sonntag gastiert Braunschweig im Audi Dome. Erst danach folgen zwei Wochen mit nur jeweils einer Partie, so bleibe Zeit, um "Abläufe zu verbessern und die ein oder andere harte Trainingseinheit einzulegen", wie Lucic sagt. Das könnte hilfreich werden, findet der Serbe, noch herrsche aber große Enttäuschung ob des knappen Verfehlens der kontinentalen K.-o.-Runde: "Ich persönlich bin darüber gar nicht glücklich." Die Verletzungen von Devin Booker und Stefan Jovic seien dem Abschneiden sicher nicht zuträglich gewesen, sagt Lucic, eine tiefere Rotation hätte für "ein, zwei Siege mehr" vielleicht schon gereicht. Fortan also gelte alle Aufmerksamkeit dem großen Ziel Titelverteidigung. Die ideale Grundlage hierfür ist natürlich der erste Platz nach der Hauptrunde, der Heimrecht in den Best-of-five-Serien der Playoffs bis ins Finale garantiert.

"In Erinnerung bleiben nur Titel"

Ein paar Eindrücke aus der gerade beendeten Euroleague-Saison der Bayern-Basketballer werden aber haften bleiben, allein die Bestmarke von 14 gewonnen Spielen einer deutschen Mannschaft im höchsten europäischen Wettbewerb wird vorerst Bestand haben. "Es stimmt schon", sagt Barthel, "ich glaube, wir haben einen ganz guten Eindruck in Europa hinterlassen. Wir können schon zufrieden sein."

Die enervierenden und anstrengenden Reisen wird er am wenigsten vermissen. Die Anreise nach Ludwigsburg ist vergleichsweise ein Wohlfühltrip. Auf dem angepeilten Weg zur Meisterschaft, denn eines sei klar, wie Barthel noch feststellt: "In Erinnerung bleiben nur Titel, Pokale oder Trophäen. Und nicht, dass wir sehr nahe an den Euroleague-Playoffs waren".

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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