Basketball:Zurück von den Sternen

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Nach der Gala in Bamberg kommt der FC Bayern zu einem knappen Sieg gegen den Bundesliga-Vorletzten Bremerhaven. Trainer Svetislav Pesic findet die Einstellung seiner Mannschaft zunächst frustrierend - lässt dann aber Milde walten

Von Markus Schäflein, München

Immerhin, gewonnen hatten die Basketballer des FC Bayern München. Vom Glanz des Eurocup-Kantersiegs in Bamberg war ein paar Tage später im Bundesliga-Heimspiel gegen den Vorletzten Eisbären Bremerhaven allerdings nichts mehr übrig. Dass es keine Demonstration wurde, sondern ein spannendes Kampfspiel (90:84), lag auch daran, dass die Münchner zweimal nachlässig wurden, als sie zweistellig führten - sowohl im ersten als auch im zweiten Viertel. Die Quittung folgte im dritten Durchgang, als der hohe Favorit gar in Rückstand geriet. Bis in die Schlussphase hinein blieb die Partie offen. Bremerhavens Trainer Calvin Oldham fand: "Bayern hat das Spiel sehr locker genommen, da habe ich gemerkt, dass wir heute die Chance haben, sie zu ärgern."

Sein Münchner Kollege sah es genauso. "Wir sind sehr schnell zufrieden", stellte FCB-Coach Svetislav Pesic fest, "und nehmen so einen Gegner ohne Grund auf die leichte Schulter. Wir haben wieder eine Einstellung gezeigt nach dem Motto: Was ist das Problem, wir gewinnen sowieso. Das ist natürlich sehr frustrierend." Er stellte fest, dass "wir uns wieder überschätzt oder den Gegner unterschätzt haben, als wir zweimal mit zwölf Punkten vorne waren." Es sei daher "nie gelungen, Kontinuität in der Defense zu erreichen". Man dachte, Pesic würde Anlauf nehmen zu einer seiner berühmten Wutreden.

Doch das Ergebnis und die Tatsache, dass die Münchner Anschluss an die Spitzenteams aus Berlin und Bamberg gehalten hatten, ließen dann doch etwas Milde zu. Die defensiven Nachlässigkeiten und die Ballverluste, die den mutigen und aggressiven Bremerhavenern 15 Offensiv-Rebounds und 26 Transition-Punkte ermöglichten, waren ein Ärgernis, und gegen die Zonenverteidigung der Eisbären hätte der FCB "aggressiver spielen müssen", wie Kapitän Bryce Taylor feststellte. Aber Pesic gab zu bedenken: "Das ist nicht nur eine Sache der Attitude, sondern auch der physischen Kraft."

"Wir hätten aggressiver spielen müssen", erkannte Münchens Kapitän Bryce Taylor (li.) - hier gegen Bremerhavens Myles Hesson. (Foto: imago/Buthmann)

Die hält der Trainer bei seinem Team aufgrund vieler Verletzungen im Kader bekanntlich für nicht optimal ausgeprägt, und der Auftritt in Bamberg hatte bei aller Dominanz ja auch Kraft gekostet. Als Beleg der These zog Pesic den besten Münchner Werfer Nihad Djedovic (18 Punkte) heran: "Bei ihm sieht man, dass er frisch ist." Was war also von dem Auftritt zu halten? "Mehr oder weniger kann man immer besser spielen", schloss Pesic. Und auf die Frage, ob er nun sauer sei, antwortete er: "Ich bin immer sauer."

Nach dem Ausflug nach Bamberg - und zu den Sternen - fiel die Rückkehr in den Bundesliga-Alltag also nur auf den ersten Blick ernüchternd aus. Immerhin konnten die Bayern von sich behaupten, auch mal mit einem mäßigen Auftritt einen Favoritensieg verbucht zu haben, was in dieser Spielzeit gegen Göttingen und in Trier nicht gelungen war.

Als Mittel gegen die Zonenverteidigung wählten die Bayern zahlreiche Distanzwürfe. Für Pesic waren das immer noch zu wenige: "Wir haben, glaube ich, nicht viel geworfen, wenn wir die Chance dazu gehabt haben", sagte er, "die Bremerhavener erlauben Würfe von außen, und so schlechte Außenwerfer haben wir nicht." Die Münchner Dreierquote (32 Prozent) war allerdings nicht gerade beeindruckend, dafür gelangen 16 Offensiv-Rebounds.

Am Dienstag (20.30 Uhr) geht für die Bayern die Eurocup-Zwischenrunde mit dem Auftritt in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana weiter. "Das ist eine ähnliche Mannschaft wie Bremerhaven", kündigte Pesic an - sogar so ähnlich, dass der Trainer beschloss, seinen Spielern über Bremerhaven und Ljubljana ein zusammenfassendes Referat zu halten. Er erwartet am Dienstag "ein intensives, physisches Spiel", sagte er. "Wir müssen richtig regenerieren." Kapitän Taylor versprach, seine Mannschaft werde Ljubljana nicht unterschätzen: "Sie haben eine Reihe junger, hungriger, ehrgeiziger Spieler", sagte er, "für Dienstag müssen wir uns wieder verbessern."

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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