Basketball:Zu zaghaft gegen Zalgiris

Lesezeit: 3 min

Die Rückkehr des lange verletzten Devin Booker war einer von wenigen positiven Aspekten in Kaunas. (Foto: Matthias Stickel/Imago)

Die Bayern-Basketballer enttäuschen in Litauen vor allem in der Abwehr.

Von Ralf Tögel, München

"Play Defense! Play Defense! Play Defense!" Mehr hatte Dejan Radonjic seinen Spielern nicht zu sagen in jener Auszeit, da noch sechs Minuten bis zur Halbzeitsirene zu absolvieren waren. Die Münchner lagen nach ausgeglichenem Spiel 25:32 zurück, keine große Geschichte im Basketball, einem Sport, in dem der Spielverlauf innerhalb von ein paar Sekunden gedreht werden kann. Aber der Trainer des FC Bayern München hatte wohl schon so eine Ahnung, dass ihm sein Personal diesen dringenden Wunsch nicht erfüllen wird. Und in der Tat gerieten die Münchner immer deutlicher ins Hintertreffen. Fast schlimmer war aber, dass der deutsche Meister recht glaubhaft den Eindruck vermittelte, dass er an diesem Tag in der mit 15 000 Zuschauern ausverkauften Zalgirio Arena zu mehr schlichtweg nicht in der Lage war. Letztendlich verlor der FCB ein weiteres wegweisendes Euroleague-Spiel bei Zalgiris Kaunas mit 79:85 Punkten, die 14. Niederlage im 26. Spiel lässt den achten Rang im 16er-Feld wieder ein Stückchen weiter entrücken.

Zwei Meisterschaften parallel: In Kaunas zahlen die Bayern den Preis für diese Belastung

Unmöglich freilich ist das Erreichen dieser Platzierung, die bekanntlich als letzte für die K.-o.-Runde berechtigt, nach wie vor nicht. Dort steht momentan Olympiakos Piräus mit exakt einem Sieg mehr auf dem Konto. Was die Niederlage umso ärgerlicher macht, denn der wettbewerbsübergreifend dritte Misserfolg hintereinander - was den Bayern bisher noch nicht passiert ist - war unnötig. Denn im letzten Viertel demonstrierte der Bundesligatabellenführer, dass viel mehr möglich gewesen wäre.

Als Radonjic nach der Pause aus der Kabine in die Halle zurückkehrte und an einem Euroleague-Mikrofon Halt machte, war seine Antwort nach der nötigen Änderung für die zweite Halbzeit ähnlich knapp: "Play better Defense", bellte er, doch das ihm anvertraute Personal wollte erneut nicht gehorchen. Oder konnte nicht. Gerade Akteure wie Vladimir Lucic, Danilo Barthel oder Derrick Williams, allesamt Eckpfeiler im Kader der Bayern, wirkten überspielt. Petteri Koponen hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt, auch Maodo Lo konnte keine Akzente setzen, weshalb sich das neuerliche Fehlen von Spielmacher Stefan Jovic, dessen Hüftmuskulatur ein Mitwirken kurzfristig verhinderte, besonders negativ bemerkbar machte. Es tritt das ein, was zu befürchten war, die Spieler zahlen den Preis für ihre erste Saison im neuen Format der Euroleague - die praktisch parallel zur nationalen Meisterschaft läuft und deutlich kraftraubender ist. Weshalb die großen Mannschaften über einen entsprechend tiefen und damit teuren Kader verfügen. Auch das Team der Bayern ist edel besetzt, was es im letzten Viertel unter Beweis stellte, als die Gäste Kaunas noch arg bedrohlich auf den Pelz rückten. Denn im finalen Viertel, in das die Münchner mit einem stattlichen 53:69-Malus gingen, hielten sie plötzlich wieder dagegen.

Fortan waren es nicht mehr nur die Bayern-Spieler, die beim Versuch eines Korblegers durch die Luft segelten, plötzlich bekamen auch die Litauer auf die Finger - und damit Probleme beim Punkten. Vor allem in den Vierteln zwei und drei hatten die Abwehrbemühungen der Münchner mehr nach Begleitschutz denn aggressiver Gegenwehr ausgesehen, der Leistungsschub im letzten Durchgang kam aber zu spät. Die meiste Zeit waren die Gäste einem zweistelligen Rückstand hinterhergerannt, als sie den Widerstand erhöhten, fielen die Würfe der Litauer nicht mehr. Der FCB kam noch auf 78:83 heran, mehr war an diesem Abend nicht drin.

Zu zaghaft agierte die Abwehr, zu fehlerhaft agierte die Offensive - was im Basketball im Übrigen in einem recht direkten Zusammenhang steht, wie der beste Akteur von Kaunas bemerkte: "Wir haben eine gute Defense gespielt, dann ist es leicht, eine gute Offense zu spielen", erklärte Topscorer Marius Grigonis, der im Vorjahr noch für Alba Berlin spielte und 18 Punkte sammelte. Ganz ohne positive Erkenntnisse mussten auch die Münchner das Feld nicht räumen, die Rückkehr von Center Devin Booker, der im Dezember am Sprunggelenk operiert wurde, gelang nicht nur wegen seiner zehn Punkte sehr ansehnlich. Auch Nihad Djedovic, der zuletzt unter Bestform agierte, spielte eine starke Partie und war mit 17 Punkten bester Münchner, bei denen noch Williams und Lucic (je 10) zweistellig punkteten.

Auch die Aussichten auf einen Sieg sind deutlich freundlicher, am Sonntag (15 Uhr) gastiert der Mitteldeutsche BC im Audi Dome.

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: