Basketball:Zarte Zuversicht

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Wie soll nur ein Sieg bei Champion Madrid gelingen? Bayern-Trainer Dejan Radonjic weiß um die Schwere der Aufgabe, aber es ist nicht unmöglich. (Foto: Oryk Haist/imago)

Die Basketballer des FC Bayern München sind bei Euroleague- Titelverteidiger Real Madrid in der Außenseiterrolle.

Von Ralf Tögel

München - Die Laune des Bayern-Präsidenten war prächtig, es gab ja auch prächtige Neuigkeiten. Also parlierte Uli Hoeneß bei der Vorstellung der neuen Multifunktionshalle im Olympiapark gut gelaunt über die neue Heimstatt seiner Basketballer und gönnte den Interessierten bei der Gelegenheit noch einen Einblick in die Zukunft der zweiten Profi-Abteilung, die ja immer größere Schnittmengen zum Fußball aufweist. Die Gegner zum Beispiel: Hoeneß erinnerte an Zeiten, in denen "wir Real Madrid, FC Barcelona oder ZSKA Moskau nur durch ein Fernglas sehen konnten", so weit wären diese dem FCB voraus gewesen. Die neue Halle nun, in die man zur Saison 2021 einzuziehen gedenkt, sei "dringende Voraussetzung", den Abstand weiter zu verkürzen. Der ist im Vergleich zu den Fernglas-Zeiten - 2011 erschien der FCB erstmals im zweitklassigen Eurocup auf internationaler Bühne - ohnehin schon deutlich geschrumpft. Jüngster Beleg war der Sieg in der Euroleague gegen Tabellenführer Fenerbahce Istanbul vor drei Wochen, an diesem Freitag nun stattet der deutsche dem spanischen Meister (21 Uhr) einen Besuch ab.

Die Partie bei Real Madrid wäre prädestiniert für das nächste Ausrufezeichen in diesem elitären Wettbewerb, denn auch im Basketball stehen die Königlichen wie kein zweiter Klub für Europas Elite, auch im Basketball ist Real der aktuelle Champion.

Bereits im ersten Aufeinandertreffen im Audi Dome bewiesen die Münchner allerdings, dass sie mithalten können. Bis auf zwei Pünktchen waren sie dem Topfavoriten im letzten Viertel (66:68) auf den Pelz gerückt, letztlich machten Erfahrung und individuelle Klasse bei der 72:82-Niederlage den Unterschied zu Gunsten des Titelverteidigers. Zwar haben die Madrilenen in Luka Doncic ihr Wunderkind an die NBA verloren, der 19-Jährige sorgt jetzt bei den Dallas Mavericks für Furore, der Kader ist nach wie vor ausschließlich mit absoluten Topspielern besetzt. Im Hinspiel machten der NBA-erfahrene Forward Anthony Randolph und Real-Urgestein und Distanz-Scharfschütze Sergio Llull den Bayern besonders zu schaffen, man könnte aber auf jeden einzelnen Spieler des 34-maligen und aktuellen spanischen Meisters eine Eloge singen.

Vor allem das Duo unter dem Korb sticht heraus, was allein rein optisch für den 2,21 Meter großen Walter Tavares gilt, der die Bayern im ersten Aufeinandertreffen mit spektakulären Blocks nervte. Center-Kollege Gustavo Ayon zählt seit Jahren zu den Besten der Liga, wie der treffsichere Rudy Fernandez oder die beiden Spielgestalter Facundo Campazzo oder Fabien Causeur, den die Bayern noch aus seinen Bamberger Zeiten in unguter Erinnerung haben.

Wie also kann man gegen so eine Ansammlung an Könnern auf fremdem Parkett bestehen? "Wenn du 40 Minuten hart und solide spielst", sagt Petteri Koponen, "dann ist immer alles möglich." Der Finne muss es eigentlich wissen, er war vor seiner Zeit an der Isar bekanntlich in Diensten des FC Barcelona - und somit mehrmals Gegner der Königlichen. Mit den Katalanen gewann er vor Jahresfrist auch das Finale um den spanischen Pokal gegen Madrid, denen dieses Missgeschick am vergangenen Wochenende erneut widerfahren ist. Dabei fühlte sich Real von den Unparteiischen derart benachteiligt, dass man sogar laut über einen Ausstieg aus der spanischen Liga nachdachte. Zweiteres kann den Bayern herzlich egal sein, nicht aber die Pleite der Madrilenen, die ihnen sicherlich zusätzlicher Ansporn sein wird.

Den Bayern wird neben den Langzeitverletzten erneut Spielmacher Stefan Jovic (Hüfte) fehlen, ob der Rücken von Nihad Djedovic einen Einsatz zulässt, wird sich erst vor Spielbeginn zeigen. Trainer Dejan Radonjic hat vor dem Abflug dennoch zarte Zuversicht geäußert: "Wir haben diese Woche regeneriert und dann hart trainiert." Es sei zwar vor allem in Madrid schwer, sich zu behaupten, doch "wir haben die klare Erwartung an uns, unser bestmögliches Spiel zu zeigen." Was ja im Idealfall zu einem Sieg führen würde, der historische Dimensionen hätte: Zum einen hat der FCB noch nie in Madrid gewonnen, viel wichtiger aber wäre Sieg Nummer zwölf in der laufenden Euroleague-Saison - das hat in diesem Format noch kein deutsches Team geschafft. Auch wenn der Coup am Freitag nicht gelingen sollte, dürfte diese Marke demnächst fallen. Und bald, so ist nicht nur Uli Hoeneß überzeugt, sind Mannschaften wie Real in Reichweite. Spätestens in der neuen Halle.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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