Basketball:Von unten nach oben

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Keine Angst, das Dienstfahrzeug von Devin Booker ist etwas größer. Der Center soll helfen, dass die kommende Saison besser als die vergangene wird. (Foto: dpa)

Der FC Bayern München hat sich für die Teampräsentation etwas ausgedacht. Die Fans wissen jetzt, wer den Meistertitel holen soll - und gut Tabu spielen kann

Von Matthias Schmid, München

Devin Booker geht in seiner Freizeit am liebsten zum Fischen. Schon zu Hause in Whitmire, South Carolina, hatte der US-Amerikaner zwei Teiche in der unmittelbaren Nachbarschaft, wohin es ihn mit seinen Brüdern in jeder freien Minute zog. Doch am Mittwochabend nutzten dem 2,05 Meter Zugang des FC Bayern all seine Kenntnisse über die moderne Angelei nichts. Er hätte einfach kürzere Beine gebraucht. Auf dem Bobbycar musste er einen gemeinen Parcours bewältigen, der die Kinder bevorzugte und die groß gewachsenen Menschen klar benachteiligte - obwohl er sich als Vater von drei Kindern erstaunlich geschmeidig auf den Fersen fortbewegte. Das Scheitern der Bayern-Profis war Teil des Spiels, das Booker und seine Münchner Kollegen bei der Mannschaftspräsentation im Audi-Dome über sich ergehen lassen mussten. Sie ertrugen die Niederlagen mit Gleichmut, die meisten hatten Spaß daran, gegen die kleinen und großen Gegner zu verlieren.

Meet & Beat tauften die Strategen des FC Bayern ihre Saisoneröffnung. Die Basketballfreunde erhielten die Gelegenheit, ihre Lieblinge nicht nur zu treffen, sondern sie auch im Bobbycar-Rennen, Maßkrugschieben, Tabu oder beim Tischtennis herauszufordern. "A new challenge", wie es Spielmacher Alex Renfroe formulierte, doch die neue Herausforderung, die er meinte, bezog sich auf die neue Saison, nicht auf den Spielemarathon, bei dem die Zuschauer noch lernten, dass sich Anton Gavel nicht von seinen Schuhen trennen kann. "Mehr als 80 Paar", gestand er, füllen die Regale zu Hause.

Was die Bayern-Fans von der neuen Spielzeit erwarten, die am 24. September mit der Auswärtspartie in Oldenburg beginnt, trugen einige auf ihren T-Shirts: "Lass uns mal wieder Meister werden - I have a dream". Zuletzt feierten sie den nationalen Titel vor zwei Jahren. Trainer damals war noch Svetislav Pesic. Der Meistercoach ist zurückgetreten, er erholt sich gerade von zwei schwierigen Knieoperationen. Nun stellte sich der neue Cheftrainer vor: Aleksandar "Sasa" Djordevic, der als Nationaltrainer Serbiens von den Sommerspielen in Rio de Janeiro mit der Silbermedaille heimkehrte. Natürlich wolle er so viele Titel wie möglich gewinnen, bekannte der 49-Jährige, der schon als Junior unter Svetislav Pesic gespielt hatte. Doch viel wichtiger sei ihm noch etwas anderes, und dieses Versprechen ist auch leichter einzuhalten. "Wir müssen es schaffen, dass sich unsere Emotionen vom Feld unten auf die Fans oben auf der Tribüne übertragen und wieder zu den Spielern zurückwandern."

Einen "frischen Wind" hat auch Kapitän Bryce Taylor ausgemacht, der ein paar deutsche Worte sprach. Nicht nur der Trainer ist ja neu, sondern auch eine Reihe von neuen Spielern gibt es im Kader. Neben Booker werden erstmals Vladimir Lucic, Alex King, Ondrej Balvin, Reggie Redding und Danilo Barthel das Bayern-Jersey überstreifen. Das Lächeln seiner Spieler gefiel Djordjevic allerdings nicht, sie hätten wohl nicht intensiv genug trainiert, sagte der Trainer. Er kündigte harte Wochen an. Das war natürlich nicht ernst gemeint. Ob Djordevic noch ein neuen Spielmacher wünscht, wollte Geschäftsführer Marko Pesic nicht verraten. "Aber ich bin zufrieden mit der Vorbereitung und damit, wie die Mannschaft alles annimmt", sagte er. Es haben sich ja viele Sachen geändert. "Jeder fängt bei Null an und kämpft um seinen Status im Team." Und wie sich bei der Präsentation gezeigt hat, gehört Devin Booker schon zu den Wortführern. Als er alleine Bobbycar fahren sollte, beorderte er einfach Nelson Weidemann zu sich, damit der Teenager aus der zweiten Mannschaft ihm helfen möge. Die Niederlage konnte aber auch der 17-Jährige nicht abwenden.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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