Basketball:Verschwitzt, aber glücklich

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Vorarbeiter: Devin Booker (links, gegen Hagens Julian Jasinski) lieferte mit 13 Punkten, sechs Rebounds und sechs Assists offensiv wie defensiv eine vorbildliche Leistung ab. (Foto: Nordphoto/Imago)

Der Tabellenletzte Hagen fordert den FC Bayern mehr als erwartet, am Ende aber feiern die Münchner den zweiten Auswärtserfolg binnen vier Tagen

Von Stefan Galler, München

Das Bild vom angeschlagenen Boxer ist im Sport weit verbreitet. Vor bereits wankenden Faustkämpfern soll man sich ja besonders in Acht nehmen, sagt das Sprichwort. Wenn allerdings der Gegner mit zwei gebrochenen Händen und zugeschwollenen Augen durch den Ring torkelt, ist der K.o. trotz aller Anstrengungen kaum vermeidlich. Die Basketballer des FC Bayern hatten es am Samstag mit einem solchen Kontrahenten zu tun: Beim punktlosen Schlusslicht Phönix Hagen, das zudem wirtschaftlich völlig aus der Spur geraten ist und vor einem Monat Insolvenz anmelden musste, setzte sich die Mannschaft von Sasa Djordjevic trotz zwischenzeitlicher Schwächephasen ziemlich ungefährdet 97:77 (44:34) durch. Der Trainer zeigte sich dennoch beeindruckt von der Einstellung des Tabellenletzten: "Wir wissen um die Situation von Hagen, und man muss Coach Freyer gratulieren zur Leistung seines Teams und wie sie gekämpft haben", sagte Djordjevic. "Sie haben uns zum Schwitzen gebracht, sehr aggressiv verteidigt."

Das wirkte sich zum Beispiel in der Anfangsphase aus, als die Gastgeber immer wieder Ballverluste der Bayern erzwangen. Ein Korbleger mit anschließendem Freiwurf von Maxi Kleber brachte dann die erste Gästeführung nach etwas mehr als drei Minuten - 7:6. Kontinuierlich bauten die Münchner ihren Vorsprung in der Folgezeit aus, vor allem Nihad Djedovic stellte mit sechs Punkten in Serie die komfortable 21:12-Führung nach dem ersten Viertel sicher.

Während die Roten von der Freiwurflinie zuverlässig trafen, war die Quote aus dem Feld mäßig, so dass der Vorsprung bis zur 13. Minute auf magere vier Zähler zusammengeschmolzen war (24:20). Vor allem Dreier wollten zunächst partout nicht klappen. Erst der achte Versuch, abgeschickt von Alex King, landete im Korb (35:27/16.), Nick Johnson traf kurz vor der Pause dann ebenfalls aus der Distanz - zur Halbzeit lagen die Münchner erstmals mit zehn Zählern in Front.

Doch auch im dritten Abschnitt holperte es bei den Bayern immer wieder; die tapferen Hagener holten kontinuierlich auf, nutzten die Schwächen in der Deckung der Gäste und waren in der 25. Minute bis auf zwei Zähler dran (50:52). FCB-Coach Djordjevic versammelte sein Team zur Auszeit, prompt lief es danach wieder in Richtung des Favoriten: King versenkte zwei Dreier nacheinander, Bayern führte wieder mit sechs Punkten, mit einem 68:60 ging es in den Schlussabschnitt. Und nun sollte es endlich so laufen, wie man sich das auf der Münchner Kommandobrücke vorstellt: Eine deutlich bessere Trefferquote, sehenswerte Spielzüge - etwa ein gelungener Alley-Oop -Dunk von Devin Booker nach Zuspiel von Reggie Redding -, und der Sieg mit 20 Punkten Differenz ließen Djordjevic dann doch zufrieden bilanzieren: "Mir gefallen 29 Assists; denn den Ball laufen zu lassen, das soll Teil unseres Spiels sein."

Die Bayern schlossen ihren Auswärts-Doppelpack nach dem 90:79 am Mittwoch im Eurocup in Murcia damit erfolgreich ab. "Wir wollten diese Woche zweimal auswärts gewinnen, das haben wir geschafft", sagte Nihad Djedovic. "Natürlich haben wir heute nicht am Maximum gespielt, dennoch ist der Sieg für uns verdient und sehr wichtig", so der Bayern-Forward weiter. Trainer Djordjevic ergänzte: "Jetzt sind wir froh, nach sechs Tagen zurück nach München zu kommen."

Während es für die Münchner an diesem Wochenende - auch wegen der Wiederwahl von Basketball-Förderer Uli Hoeneß zum Klubpräsidenten - kaum besser hätte laufen können, gehen am Basketball-Traditionsstandort Hagen langsam die Lichter aus.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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