Basketball:Uninspiriert, sorglos, aber erfolgreich

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Derrick Williams (Mitte) hat wenig Lust auf eine Blamage in Weißenfels, er ist im Eins-gegen-eins-Spiel kaum zu halten, dunkt, trifft Dreier und sammelt 19 Punkte für den letztlich sicheren Sieg seiner Mannschaft. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Der FC Bayern München quält sich zu einem letztlich sicheren 81:66-Sieg beim Mitteldeutschen BC, bereits am Dienstag kommt Piräus in der Euroleague.

Von Ralf Tögel, München

Es ist ja das wiederkehrende Problem von Teams wie dem FC Bayern München, deren Berufsbild einen ständigen Wechsel zwischen internationalem Geschäft und Ligaalltag erfordert. Einen Wechsel zwischen höchstem europäischen Wettbewerb und Basketball-Bundesliga (BBL), zwischen ZSKA Moskau und dem Mitteldeutschen BC. Erschwert wird diese wiederkehrende Übung durch wechselnde Besetzungen. Am Sonntag erhielten sogenannte Back-up-Spieler eine Chance, so feierten in Marvin Ogunsipe und Nemanja Dangubic zwei Akteure ihr Debüt in der Startformation im Auswärtsspiel gegen Weißenfels. Die Aufgabe bereitete dem Meister sichtlich Mühe, immerhin bestand er die Charakterprobe und quälte sich zu einem letztlich sicheren 81:66-Sieg.

Am wenigsten Spaß hatte offensichtlich Dejan Radonjic an diesem Abend, die Mimik des Münchner Trainers changierte während des Spielverlaufs von mäßiger Begeisterung, über ungläubiges Staunen bis zu echtem Entsetzen, schlussendlich durfte man dem Gesicht des Montenegriners Erleichterung ablesen. Die Bayern bleiben als einziges BBL-Team ungeschlagen und natürlich an der Tabellenspitze.

Der Freitagabend hatte sich weniger erfolgreich gestaltet, wenngleich die Leistung um Welten besser war. Was am Gegner lag, im russische Serienmeister ZSKA Moskau hatte sich einer der ganz heißen Titelfavoriten im Audi Dome vorgestellt, dem die Münchner nach guter Vorstellung 79:93 unterlagen. "Das sind wichtige Erfahrungen für uns", resümierte Maodo Lo, irgendwann wolle man sich schließlich auf Augenhöhe mit den Besten messen. Vor allem die Guards im Kader des russischen Serienmeisters fallen auf, Spieler wie Sergio Rodriguez oder Nando de Colo, die viele für das beste Spielgestalter-Gespann des Kontinents halten. Da können die Bayern nicht mithalten. Die zweite Halbzeit indes, die der Gastgeber 39:37 gewonnen hatte, und speziell das dritte Viertel (25:21) gab den Spielern zumindest die Idee, wie so einem Ensemble an Extrakönnern beizukommen ist. Mitt des dritten Viertels waren die Bayern auf acht Punkte dran (56:64), als ausgerechnet NBA-Recke Derrick Williams einen Dunkingversuch unbedrängt an den Ring knallte. Im Gegenzug erstickte Rodriguez mit sibirischer Kälte und einem Dreier die aufkeimende Hoffnung. Das nämlich ist die größte Qualität dieses Teams, "wenn du einen Fehler machst, wird der sofort bestraft", erklärte Lo. "So gut hat noch keine Mannschaft gegen uns gespielt", gab er hernach noch zu. War es nicht Rodriguez, der einen Lauf der Bayern mit einem trockenen Dreier konterte, dann traf halt De Colo, oder Alec Peters, oder Cory Higgins, oder Nikita Kurbanov, oder Will Clyburn, in diesem Kader findet sich immer irgendeiner für eine außergewöhnliche Aktion. Radonjic vermisste zuvorderst den Biss im Defensivspiel der Seinen, "wir waren zu weich".

Gegen Weißenfels wirkten die Münchner vergleichsweise unmotiviert, so gelang es den Gastgebern, den Favoriten lange zu ärgern. Petteri Koponen, der ansonsten eigenartig sorglos agierte und sich mehrmals den Ball klauen ließ, gelang erst mit der Pausensirene und einem Dreier die 36:35-Führung. Spannend war die Frage, ob die Münchner mit roten Ohren aufs Feld zurückkehren würden, jedenfalls besannen sie sich recht bald auf ihre Klasse.

Am wenigsten Lust auf eine handfeste Blamage schien Derrick Williams zu verspüren, der sich mit krachenden Dunks, sicheren Dreiern oder fintenreichen Korblegern richtig austobte und mit 19 Punkten bester FCB-Punktesammler war. Der amerikanische Flügelspieler stach heraus aus einem Team, das wenig inspiriert agierte, was allein 14 Ballverluste verdeutlichen, sich aber auf seine individuelle Qualität verlassen konnte.

Am Dienstag schon gastiert Olympiakos Piräus in der Euroleague in München, am Donnerstag spielen die Bayern auf Gran Canaria, beides international renommierte Kontrahenten. Schon drei Tage später kommt Gießen in den Dome. Die Aufgaben werden nicht leichter.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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