Basketball:Seriös überrollt

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Die Basketballer des FC Bayern zeigen sich weder von der Eurocup-Niederlage am Freitag in Malaga noch von den Reisestrapazen beeindruckt und erteilen Bremerhaven beim 108:72 in der Bundesliga eine Lehrstunde.

Von Ralf Tögel, München

Ein paar Fragen dürften schon im Kopf von Sasa Djordjevic herumgegeistert sein: Wie werden seine Basketballer die unschöne 67:82-Niederlage von Malaga im zweiten Spiel des Eurocup-Viertelfinales wegstecken? In der zweiten Halbzeit hatten die Bayern leichte Fehler und Ballverluste produziert, sich zudem von den frenetischen Zuschauern und einigen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen aus dem Konzept bringen lassen. Und wie würde sein Personal die Reisestrapazen verdauen? Die Münchner waren direkt aus der andalusischen Metropole zum dritten Spiel innerhalb von fünf Tagen nach Bremen gereist. Und wie kann sich sein Team nach zwei Partien gegen ein spanisches Topteam im internationalen Wettbewerb nun gegen den Bundesliga-Dreizehnten motivieren? Auf die Antworten musste der Trainer des FC Bayern nicht lange warten: Mit einer konzentrierten Leistung überrollte seine Auswahl die restlos überforderten Eisbären Bremerhaven mit 108:73 Punkten und präsentierte sich bestens gerüstet für das entscheidende dritte Spiel der Best-of-three-Serie gegen Malaga am kommenden Mittwoch (20 Uhr) im Münchner Audi Dome.

Die Bremerhavener waren gegen den FC Bayern in die ÖVP-Arena nach Bremen umgezogen, in der Erwartung, dass der prominente Gast eine besonders große Kulisse anlockt. Sie wurden nicht enttäuscht. 9520 Zuschauer wollten die Partie sehen. Und die Münchner waren augenscheinlich gewillt, den Ruf des Starensembles, der ihnen in solchen Partien gegen vermeintlich aussichtslos unterlegene Teams vorauseilt, zu bestätigen. Jedenfalls gewährten sie den Gastgebern nur ein einziges Mal einen Vorsprung: zum 3:0 mit dem ersten Wurf. Danach verteidigten die Bayern giftig und dämpften mit einem 11:0-Lauf frühzeitig die Ambitionen der Eisbären.

Hoppla, kleiner Ausrutscher: Ansonsten erledigten Nihad Djedovic und seine Mitspieler die Pflichtaufgabe bei den Eisbären Bremerhaven sehr seriös, wie Trainer Sasa Djordjevic hernach zufrieden feststellte. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

"Wir waren bereit und wollten dem Publikum keine Chance geben, wir wollten sofort zeigen, wer hier den Ton angibt", erklärte Maxi Kleber die Bayern-Strategie der ersten Minuten. Beim 14:8 gestatteten die Münchner den Eisbären zum letzten Mal eine realistische Aussicht auf ein gutes Ergebnis, danach zerlegten sie den Gegner nach allen Regeln der Basketball-Kunst. Kleber höchstselbst fischte einen Rebound nach dem anderen, erzielte neun Punkte in Serie und war maßgeblich an der 35:17-Führung nach dem ersten Viertel beteiligt. Insgesamt sammelte der Nationalspieler 21 Punkte und acht Rebounds, obwohl ihm Trainer Djordjevic den Arbeitsnachweis im letzten Viertel sogar völlig ersparte. Zur Halbzeit stand es 60:38 für den Tabellendritten. Ein Ergebnis, das schon mal für 40 Minuten reicht.

Das Spiel war damit natürlich erledigt, was man für die Stimmung in der riesigen Arena auch feststellen konnte. Ein bisschen Atmosphäre immerhin kam nach der Pause dann doch noch auf, als die Bayern sich zu einigen Schläfrigkeiten hinreißen ließen, angesichts der klar verteilten Kräfteverhältnisse. Szenen, die unweigerlich den sportlich Verantwortlichen auf den Plan rufen. "Das hat mir gar nicht gefallen", grollte Djordjevic mit bekannt finsterem Blick. Er meinte die Einstellung seiner Spieler im dritten Viertel (21:22), das die Münchner großzügig den Gastgebern überließen. "Das passt nicht zu einem Team, das um etwas Großes kämpft", so Djordjevic, der sich auch über 19 Ballverluste ärgerte: "Das ist nicht akzeptabel."

Was freilich folgenlos blieb, denn im letzten Durchgang besann sich das FCB-Team auf seinen Auftrag und verlängerte die Lehrstunde für die Eisbären um weitere zehn Minuten. Neben Kleber trugen sich Nihad Djedovic (17), Vladimir Lucic, Nick Johnson (beide 11) und Reggie Redding (10) in die Liste der Spieler mit zweistelliger Punktzahl ein. Djordjevic lobte noch die seriöse Herangehensweise seiner Profis, in dem Wissen, dass Bremerhaven als Prüfstein für die Aufgabe am Mittwoch nur bedingt taugte. Ein Gegner vom Kaliber Malagas wirft ganz andere Fragen auf.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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