Basketball:Schöpfen aus der Restsubstanz

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Hartes Stück Arbeit: Jahn Münchens Basketballerinnen (hier Lea Pfeifer, die acht Punkte erzielte) taten sich schwer gegen Rhein-Main. (Foto: Claus Schunk)

Jahn München müht sich mäßig eingespielt zum Sieg gegen das Ligaschlusslicht.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Die obligatorische Mannschaftsbesprechung der Zweitliga-Basketballerinnen von Jahn München dauerte am Samstagabend nach dem Spiel gegen die Rhein-Main- Baskets länger als üblich. Trainer Rüdiger Wichote hatte seinen Spielerinnen trotz des 68:61-Sieges einiges zu sagen. "Das Positive ist: Wir haben gewonnen", habe er der Mannschaft mitgeteilt, berichtete er später. Ansonsten qualifizierte er die Darbietung gegen das Ligaschlusslicht als "furchtbar". Jahn München verteidigte mit dem Heimerfolg den dritten Tabellenplatz. Doch über ein mögliches Playoff-Finale gegen Heidelberg wollte Wichote angesichts des mühsamen Erfolges kaum ein Wort verlieren.

Kopfsache? "Wir müssen den Bällen besser nachgehen", fordert Centerin Anna Heise

Überraschend kam der ziemlich missglückte Auftritt der Mannschaft für den Trainer nicht. Ließ doch die Trainingsbeteiligung über die Weihnachtstage und danach sehr zu wünschen übrig. Das hatte auch mit Verletzungen zu tun. Neben Johanna Häckel (Kreuzbandriss) ist auch Aufbauspielerin Nicole Schmidt noch nicht wieder ganz wiederhergestellt und immer noch in Behandlung. Zudem laboriert Emily Bessoir an einer Sehnenreizung im rechten Fuß. Christina Schnorr ist im Lehrerreferendariat in Neumarkt in der Oberpfalz und konnte wegen Schneechaos nicht zum Training anreisen. "Fünf gegen fünf konnten wir im Training bisher nicht spielen", erzählte Wichote. Da war es schwierig, Spielsysteme einzustudieren.

So lebte Jahn München auch im Spiel gegen den Tabellenletzten aus Südhessen von der untrainierten Substanz der Akteurinnen. Dass die Qualität der Mannschaft durchaus beachtlich ist, zeigte sich in der entscheidenden Phase der Partie. Rhein-Main holte einen Zehn-Punkte-Rückstand (29:39) zur Pause zu Beginn des Schlussviertels auf und glich zum 53:53 aus. Das war umso erstaunlicher, da Jahn München doch gegen eine eher klein gewachsene Formation spielte, in der die US-Amerikanerin Kayley Edwards mit 16 Punkten und neun Rebounds herausragte. "Tempo, Tempo", rief Wichote seinen Spielerinnen zu, die sich eher gemächlich dem gegnerischen Korb näherten. Ständige Ballverluste und Fehlwürfe lösten Kopfschütteln bei ihm aus. Unmittelbar nach dem 53:53 brachte der Coach dann Jella Molz und Bessoir ins Spiel. Nun sollte es die erste Fünf richten. Mit Molz und Bessoir standen auch Anne Delafosse, Verena Seligmann und Anna Heise auf dem Feld.

Seine Starting Five, die nun bis zur Schlusssirene durchspielte, erfüllte die Erwartungen voll und ganz. Plötzlich wirkten die Münchnerinnen konzentriert in der Abwehr und ließen die Gegnerinnen nicht mehr zu freien Würfen kommen. Zudem fischten Delafosse und vor allem Heise die vom Korb abspringenden Bälle herunter. Genauso plötzlich wurde jetzt schnell nach vorne kombiniert, Jahn München zog mit einem 10:0-Run auf 63:53 davon. Besonders Bessoir und Heise zeigten sich in dieser Phase treffsicher. Aber auch Molz und Seligmann kamen zu Korberfolgen. Bei der groß gewachsenen Emily Bessoir, mit 14 Punkten beste Jahn-Werferin, vermisste man allerdings die gewohnte Rebound-Stärke. Nur drei Rebounds sind ein niedriger Wert für den Nachwuchsstar der Mannschaft. "Ich bin wohl durch meine Verletzung am Fuß unbewusst zu vorsichtig gewesen", meinte sie hinterher.

Zufrieden mit dem Sieg und ihrer Leistung in der zweiten Halbzeit war Anna Heise. Frühzeitig mit drei Fouls behindert, gelang der 25-jährigen Centerin in Halbzeit eins nur ein einziger Punkt per Freiwurf. Im Schlussabschnitt zeigte sich dann, wie wertvoll sie für die Mannschaft ist. Sie kam noch auf elf Punkte und war mit sieben Rebounds die Nummer eins der Jahn-Formation. Doch das genügte ihr nicht. "Wir müssen unter dem gegnerischen Korb noch viel mehr die zweiten Bälle erwischen", beschrieb sie das immer wiederkehrende Manko ihres Teams - erstaunlich bei gleich mehreren großgewachsenen Spielerinnen. "Wir müssen den Bällen besser nachgehen", forderte Heise und sprach von einer "Kopfsache".

"Wir sind weit weg von der ersten Liga", stellt Trainer Wichote fest - nicht nur sportlich

Weniger Kopfsache ist die ausbaufähige Form von Anne Delafosse. Sie markierte in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Punkt und blieb bei neun Zählern stehen. Die 34-Jährige Leaderin arbeitet nach einer Pause im vergangenen Herbst daran, "fit zu werden." In den zwei Wochen bis zum nächsten Spiel in Würzburg werde sie jetzt im Training "Gas geben". Zudem versprach Delafosse: "Ich werde jetzt bis zum Ende der Saison dabei sein." Das wird Trainer Wichote gerne hören. Endlich Fünf gegen Fünf wäre schön im Training. Er hat aber nicht nur mit der Trainingsbeteiligung zu kämpfen, sondern auch mit einem sehr knappen Saisonbudget. Das erlaubt aus Kostengründen bei den angespannten Witterungsverhältnissen demnächst noch nicht einmal eine gemeinsame Zugfahrt - anstatt der Reise im Kleinbus - nach Würzburg. "Wir sind weit weg von der ersten Liga", resümierte er noch ziemlich ernüchtert.

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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