Wer Nicole Schmidt gegenübersteht, bringt sie vielleicht nicht unmittelbar mit der Sportart Basketball in Verbindung. 1,68 Meter klein ist sie, ein zierliches Leichtgewicht mit langen blonden Haaren. Doch die 27-jährige Aufbauspielerin gilt als eine der schnellsten Akteurinnen der zweiten Liga, häufig schließt sie Schnellangriffe dynamisch mit Korblegern ab. Als sich die Spielmacherin im vergangenen Herbst einen Bänderriss im Sprunggelenk zuzog, begann für ihre TS Jahn München prompt eine Niederlagenserie. Und nun, da sie sich zurückgemeldet hat, hofft Trainer Rüdiger Wichote auf mehr Esprit im Spiel seines Teams und vor allem auf mehr Tempo in den Fastbreaks.
Die anfängliche Euphorie bei den Münchnerinnen ist längst verflogen. Mit fünf Siegen und sechs Niederlagen stehen sie auf Rang sieben, deutlich hinter ihrem Saisonziel, in die Playoffs der besten Vier einzuziehen. Angesichts des nun bevorstehenden Programms kann es sogar durchaus noch schlimmer kommen. "Wir hatten uns natürlich mehr erhofft", sagt Wichote. Er sieht die Ausfälle von Schmidt und Nachwuchsspielerin Leonie Fiebich als Grund der Misere. "Das war nicht zu kompensieren. Dafür ist Platz sieben okay." Wichote redet auch die Konkurrenten in der 2. Bundesliga Süd stark. "Da gibt es diesmal keine wirklich schlechten Teams", sagt er, "Pflichtsiege sind da nicht möglich."
Ob Nicole Schmidt schon am Samstag in Bamberg wieder so wieselflink wie gewohnt ist, bleibt abzuwarten. "Ich habe am Dienstag und Mittwoch erstmals wieder richtig trainiert", erzählt sie. Mit einer schnellen Rückkehr von Leonie Fiebich, die sich zu Saisonbeginn in der Starting Five etabliert hatte, ist hingegen nicht zu rechnen. "Ihre Bänderdehnung hat sich als Bruch des Sprunggelenks herausgestellt", informiert Wichote. Die Jugendnationalspielerin, die vor wenigen Tagen ihren 17. Geburtstag feierte, habe soeben mit dem Reha-Training begonnen. Frühestens Ende Februar könnte sie wieder zur Verfügung stehen; auf welchem Fitnessniveau, sei dahingestellt. Die Saison ist da fast zu Ende. Die anderen jungen Spielerinnen, etwa die 15-jährige Emily Bessoir, die kürzlich wieder eine Einladung zur U-16-Nationalmannschaft erhalten hat, Lea Pfeifer oder Johanna Häckel, haben in den bisherigen elf Partien durchaus einige Spielzeit bekommen. Entscheidend voranbringen können sie den Zweitligisten noch nicht.
Dabei muss sich Jahn München für einen personellen Umbruch wappnen. Bisher halten neben Schmidt vor allem Magdalena von Geyr, 32, Anne Delafosse, 32, und Jezabel Ohanian, 39, das Team zusammen. Alle sind gerade dabei, sich beruflich zu etablieren. Basketball bleibt ihr ambitioniertes Hobby - nicht mehr und nicht weniger. Jederzeit könnten ihre sportlichen Karrieren enden. Der Beruf geht vor, das weiß auch Coach Wichote. Häufig lasse deshalb die Trainingsbeteiligung zu wünschen übrig, das hat er oft bemängelt. So hatte etwa Delafosse im Dezember Prüfungen. "Sie müsste jetzt hoffentlich mehr Zeit für Basketball haben", wünscht er sich. Dem nahenden personellen Wechsel im Team sehe er dennoch "entspannt entgegen".
"Wenn alle drei aufhören, wird es sehr eng", befürchtet Nicole Schmidt. Doch sie ist zuversichtlich, noch eine weitere Spielzeit mit den erfahrenen Kolleginnen vor sich zu haben: "Unser Spaß und unser Teamspirit hält uns zusammen." Für einen Umbruch hätte Jahn München zumindest einiges zu bieten. Die Mädchen der Altersklassen U15 und U17 spielen auch in diesem Jahr um die deutsche Meisterschaft mit. Dagegen erwartet das Zweitligateam in den kommenden drei Duellen nichts Gutes. Zunächst müssen die Münchnerinnen an diesem Samstag beim Tabellenzweiten DJK Bamberg ran, danach empfangen sie den ungeschlagenen Spitzenreiter Bascats Heidelberg und schließlich reisen sie zum schwierigen Auswärtsspiel zu den Rhein-Main-Baskets.