Basketball:Perfekte Quote

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"Das Timing ist entscheidend": Nicole Schmidt (li.) glückte der letzte erfolgreiche Dreipunktewurf für Jahn München vor der Schlusssirene. (Foto: Claus Schunk)

Leonie Fiebich, 17, führt Jahn Münchens Basketballerinnen zum Erfolg gegen Weiterstadt

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Nicole Schmidt traf ihren Dreier, auch Magdalena von Geyr verwandelte ihre beiden Freiwürfe ganz sicher. Und wenige Sekunden später ertönte dann die Schlusssirene, jenes Zeichen, das die Basketballerinnen von Jahn München nutzten, um sich jubelnd in die Arme zu fallen. Nach drei Zweitliga-Pleiten in Serie war den Jahn-Frauen gegen den SG Weiterstadt endlich wieder ein Sieg gelungen. Nicht einmal besonders knapp war er, 80:72 lautete das Endergebnis. Die Münchnerinnen rangieren nun weiterhin auf Platz acht im hinteren Tabellenmittelfeld. Nach oben geht nicht mehr viel, genauso wenig besteht noch Abstiegsgefahr.

"Wir wollen vier der letzten fünf Spiele gewinnen", formulierte Jahn-Trainer Rüdiger Wichote als Ziel für das Saisonfinale. Weiterstadt gehörte bereits in diese Reihe. Gegen die Südhesseinnen, denen man im Hinspiel unterlag, hatte er "ein Spiel auf Augenhöhe" gesehen. So war es auch lange Zeit, Jahn konnte sich aber trotz mehrmaliger Führung nicht absetzen. "Da fehlte uns die Souveränität", bemängelte Wichote. Er lobte dagegen den Kampfgeist der Mannschaft, die sich auch nach einem 69:70-Rückstand im finalen Viertel nicht beirren ließ. Doch der Erfolg basierte vor allem auf der Leistung von Leonie Fiebich.

Die gerade erst 17 Jahre alt gewordene Schülerin war mit 26 Punkten und vor allem elf Rebounds die überragende Akteurin auf dem Parkett. "Sie hat eine enorme Präsenz auf dem Feld", lobte der Jahn-Coach: "Sie macht sehr wichtige Dinge unter den Körben." Die Jugendnationalspielerin war tatsächlich überall zu finden. Vor der Pause warf Fiebich unter den Augen ihrer Eltern, die aus Landsberg angereist kamen, zweimal von der Dreierlinie auf den Korb und traf zweimal ins Netz. Eine Trefferquote von einhundert Prozent bei den Distanzwürfen stand nur bei ihr in der Statistik, ohnehin war sie extrem effizient in fast allen Bereichen.

Fiebich selbst gab sich aber bescheiden. "Das war ein gutes Comeback", sagte sie hinterher. Comeback deshalb, weil sie sich nach einer Sprunggelenksverletzung am linken Fuß im vergangenen November erst wieder an ihr Leistungsniveau heranpirscht. Fiebich schränkte jedenfalls ein: "Meine Fitness ist noch nicht so gut." Noch immer sei das Sprunggelenk nicht stabil genug. "Da fühle ich mich noch unsicher." Ob jedoch elf Rebounds noch zu steigern sind? So wie sich Fiebich bewegt, ist das wahrscheinlich. "Das Timing ist entscheidend", ergänzte die junge Basketballerin. "Dazu kommt der Wille, sich auf den Ball zu werfen." Wohl wahr: Fiebich hat mit 1,90 Meter Körpergröße einen Vorteil beim Rebound, aber sie geht auch dahin, wo es weh tut. Mehrmals ging sie zu Boden und eroberte so unter dem eigenen Korb den abspringenden zweiten Ball.

Jahn-Coach Wichote setzte Fiebich eher dosiert ein. Sie spielte 27 der 40 Minuten Spielzeit mit. Am längsten stand wie so häufig Magdalena von Geyr auf dem Feld - nämlich 34 Minuten. Auch die Jahn-Spielführerin ist in wichtigen Momenten meist hellwach und nervenstark. So war es auch gegen Weiterstadt, als es an der Freiwurflinie darauf ankam. "Wir sind endlich mal cool geblieben, als es eng wurde", kommentierte von Geyr den Sieg. Auch sie lobte den Auftritt von Leonie Fiebich. "Sie macht kaum Fehler", so von Geyr, "es macht total Spaß, mit ihr zu spielen." Von Geyr ist überzeugt, dass Fiebich früher oder später in der ersten Bundesliga spielen oder sogar als Profi ins Ausland gehen wird.

Von Geyr selbst, die 32-jährige Allrounderin, ist kaum aus der Mannschaft wegzudenken. Und sie hat ebenfalls noch Spaß am Sport, ein Karriereende ist jedenfalls noch nicht absehbar. "Mit tut nichts weh", sagte von Geyr und schmunzelte. Entschieden habe sie sich aber noch nicht, ob sie eine weitere Saison spielt - oder zum Tennis abwandert, das sie sehr passabel spielt. "Tennis spiele ich aber nur im Sommer", sagt von Geyr. Es klang nach einer leichten Entwarnung.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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