Basketball:Operation am Bamberger Herzen

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Fanny Szittya spielte fünf Jahren erste Liga für Nördlingen, jetzt hilft sie mit ihrer Erfahrung vor allem der Münchner Defensive. (Foto: Claus Schunk)

Mit einer aggressiven Abwehr und einer hohen Trefferquote schlagen die Jahn-Basketballerinnen den Tabellenführer und buchen vorzeitig die Playoffs in der zweiten Bundesliga.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Nerven scheint Jahn-Topscorerin Emily Bessoir nicht zu kennen, jedenfalls versenkte sie 50 Sekunden vor Schluss noch zwei Freiwürfe für die Zweitliga-Basketballerinnen der TS Jahn München im Heimspiel gegen die DJK Bamberg überaus sicher. Zum 64:53, Bambergs Trainer Konstantin Hammerl wedelte trotzdem mit den Armen seine Frauen nochmals zu einer Auszeit zusammen. Den Zuschauer in der Jahn-Halle war indes klar, dass dies einer Art Beschäftigungstherapie gleichkam. So war es dann auch, in der restliche Spielzeit passierte nichts mehr. Außer dem Jubel der Münchner Spielerinnen über den deutlichen Sieg gegen den Tabellenführer der zweiten Bundesliga-Süd. Die Playoff-Teilnahme Ende März können sie jetzt fest buchen.

27 Punkte und 20 Rebounds: Emily Bessoir war einmal mehr überragende Jahn-Spielerin

Wenig überraschend war die 18-jährige Emily Bessoir erneut die herausragende Jahn-Spielerin. Ihre 27 Punkte bedeuteten fast Normalwert, dazu kamen noch 20 Rebounds - beides Marken ihrer Extraklasse. Jahn-Trainer Markus Klusemann umschrieb es so: "The Sky is her Limit." Doch auch der Münchner Himmel kann nicht helfen, das Supertalent in der Landeshauptstadt zu halten. Bessoir, deren Vater US-Amerikaner ist, wechselt bekanntlich im Sommer nach Kaliforniern, um in Los Angeles an der berühmten Universität UCLA ein Basketball-Stipendium anzunehmen und dort zu studieren.

Doch an diesem Abend präsentierte sich nicht nur Bessoir in prächtiger Form. Die Mannschaft zeigte wohl die beste Teamleistung in dieser Saison und hielt Bamberg von Beginn an in Schach.

Doch zunächst begann das Duell gegen den Ligaspitzenreiter mit einem Schock für die Jahn-Beteiligten. Nach gut einer Minute lag Lea Pfeifer, 19, mit einer Knieverletzung am Boden. Sie wurde vom Parkett geführt und verbrachte das Spiel anschließend mit Tränen in den Augen auf einer Weichbodenmatte in der Halle. Ob sich der Verdacht auf eine Kreuzbandverletzung im linken Knie bestätigt, muss die Diagnose zeigen. Pfeifer, die zu den Schlüsselspielerinnen der Mannschaft zählt, hatte schon im vergangenen Oktober mit einer Bänderverletzung im Fuß mehrere Wochen pausieren müssen, zuletzt aber in exzellenter Form gespielt. Auch ohne sie brannte die Turnerschaft ein bisher in dieser Saison nicht gesehenes Feuerwerk ab. 22:6 führte München nach acht Minuten gegen pomadig und ratlos wirkende Gäste. "Wir waren nie bereit das Spiel anzunehmen", kritisierte Bambergs Coach Hammerl sein Team recht deutlich. Dass seine Mannschaft, die mit vier ausländischen Profispielerinnen antrat, in dieser Saison nur 53 Punkte erzielte, war völlig neu: "Nur ein Dreier bei 20 Versuchen ist unfassbar", stellte Hammerl genervt fest. Dafür fielen die Jahn-Dreier wie an einer Schnur gezogen in den Korb. Jella Molz etwa schaffte vor der Pause gleich drei gelungene Distanzwürfe bei drei Versuchen.

Dass Bamberg im Schlussviertel fünf Minuten keinen Korb markierte, lag auch an der nahezu perfekt operierenden Jahn-Defensive, die kaum freie Würfe auf ihren Korb zuließen. Großen Anteil daran hatte einmal mehr Fanny Szittya, die ihre ganze Erfahrung aus fünf Jahren erste Liga in Nördlingen ausspielte. Die 25-jährige Aufbauspielerin bearbeitete ihre Gegenspielerin stets mit weit ausgestreckten Armen hautnah vor deren Gesicht, so dass diese kaum einen effizienten Pass spielen konnte. "Wir wollten selbstbewusst gegen den Tabellenführer auftreten, das haben wir dann auch getan", kommentierte Szittya, die in München ein Grundschulreferendariat absolviert. "Sie gibt immer Vollgas", lobte sie auch Trainer Klusemann und attestierte Szittya eine "Gewinnermentalität". Der Trainer, der vor allem eine giftige Defensive favorisiert, lobte an diesem Abend auch alle anderen Spielerinnen sowie die Offensivleistung: "Die war vor der Pause das stärkste, was die Mannschaft in dieser Saison gezeigt hat." Daran beteiligt war auch Centerin Anna Heise, die 14 Punkte markierte und zehn Rebounds vom Brett fischte.

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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