Basketball:Nur der Anstrich fehlt

Lesezeit: 2 min

Künftig im Zweitligakader: WNBL-Leistungsträgerin Lea Pfeifer. (Foto: Claus Schunk)

Jahns Zweitliga-Frauen haben Kader und Geld zusammen

Von Andreas Liebmann, München

"Mittelkreis günstig zu vermieten. Gebraucht, aber in gutem Zustand. Ein Jahr lang hübsch ins Bild zu setzen." Ungefähr so hätten die Basketballerinnen der TS Jahn München das annoncieren können. Der Fußball hat diese Idee ja noch nicht übernommen: Dort, wo während des Elfmeterschießens immer wieder bangende Mitspieler eingeblendet werden, stehen diese auf nichts anderem als grünen Grashalmen. Pure Verschwendung von Werbefläche. Im Eishockey oder Basketball sind diese Kreise längst entweder mit dem Vereinslogo vollgepinselt (wenn man Geld hat), oder eben mit einem Sponsorenschriftzug (wenn man Geld braucht). Auch Münchens Zweitliga-Basketballerinnen wollen das künftig so handhaben.

Die Jahn-Frauen werden die Rechte an dem Kreis nach einem guten alten Modell vergeben: Sie werden verlost. So sind sie in den vorhergehenden Jahren mit ihrem Teamnamen verfahren. Für 250 Euro je Los gab es die Chance, der Mannschaft eine Saison lang den eigenen Namen zu verleihen, darum hießen die Basketballerinnen in einem Jahr wie ein Reisebüro und im folgenden wie eine Baustofffirma. In der kommenden Saison steht der Teamname nicht mehr zur Verlosung, weil sich die Baustofffirma (Burger Estriche) inzwischen als echter Geldgeber betätigt. Nun also sind der Mittelkreis, die Shooting Shirts und weitere Werbeflächen zu gewinnen.

Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt, lautet ein Sprichwort, demzufolge war es fast erstaunlich, wie ruhig und gelassen Teammanager Armin Sperber noch vor einer Woche klang. Denn von den 30 000 Euro, die die Losaktion für den Bundesliga-Spielbetrieb einbringen sollte, waren da gerade mal 13 000 zusammengekommen - also weniger als die Hälfte, kurz vor Ende der Sammlung. "Wir werden schon einen Ausweg finden", beschwichtigte Sperber, "wir sind ein bisschen hintendran, aber wir werden noch mit vielen Leuten reden. Es ist nur das blöde Geld, uns fehlen halt noch ein paar Scheine." Der Zweitliga-Start sei schon deshalb nicht akut in Gefahr, weil die Turnerschaft mit ihrer Anmeldung einen point of no return überschritten habe: "Es gibt keinen Weg zurück. Jetzt abzusagen wäre fast genauso teuer wie anzutreten."

Inzwischen kann Sperber Entwarnung geben, schneller als gedacht: "Wir sind geldmäßig auf der Zielgeraden, wir haben Zusagen für den gesamten Etat." Damit ist er die größte Sorge los, ansonsten war der Teammanager ohnehin bester Dinge. Denn die neue Mannschaft steht. Bis auf Alexandra Bieringer und Franziska Schreiner, die studienbedingt ein beziehungsweise ein halbes Jahr ausfallen, hätten alle Spielerinnen ihr Bleiben zugesichert. Hinzu kämen vier aus Sperbers Mädchen-Bundesliga-Kader (WNBL), die sich künftig parallel bei den Frauen durchsetzen sollen -und die als Jugend-Nationalspielerinnen auch das Zeug dazu haben: Leonie Fiebich, 16, die bei der EM-Vorbereitung der deutschen U16 zuletzt mehrmals die Topscorerin war; Emily Bessoir, die im Juni bei einem Vier-Nationen-Turnier der deutschen U15 in Kaunas zur wertvollsten Spielerin (MVP) des gesamten Turniers gewählt wurde und nun auch für die EM-Tests der U16 in Teneriffa nominiert wurde, obwohl sie erst 14 ist; dazu die WNBL-Leistungsträgerinnen Lea Pfeifer und Johanna Häckel, beide 15. Letztere hatte sich der dänische Verband für die anstehende U16-EM geschnappt, die sie wegen einer Sprunggelenksverletzung jedoch verpassen wird.

Trainer Rüdiger Wichote wird also einen größeren Kader zur Verfügung haben als bisher und viel jugendlichen Schwung dazubekommen. Die Routiniers - vor allem Magdalena von Geyr, Jezabel Ohanian, Mirela Damaschek und Nicole Schmidt - werden einiges zu tun haben, um die jungen Talente einzubauen, allerdings mit der Aussicht, dadurch künftig mehr Entlastung von der Bank zu bekommen als noch in der vergangenen Saison. Trainer Wichote ist folgerichtig neuerdings auch Jugendkoordinator des Vereins. Münchens WNBL-Team hatte im vergangenen Jahr das Top-4-Turnier erreicht, wo es in eigener Halle knapp im Halbfinale ausschied und schließlich im Kreis der Basketballhochburgen als drittbester deutscher Nachwuchs abschloss. Die Verlosung übrigens findet an diesem Samstag statt. Im Rahmen des Sommerfestes wird auch ein Beachbasketball-Turnier ausgetragen (15 Uhr, Weltenburger Straße). Soweit man hört, werden dort keine Mittelkreise in den Sand geritzt.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: