Basketball:Nur Augen für die Geschichte

Lesezeit: 2 min

Der FC Bayern will gegen Unicaja Malaga erstmals ins Halbfinale des Eurocups einziehen. Nach vier Partien gegeneinander führen die Bayern 3:1.

Von Ralf Tögel, München

Klack. Die Brille landete hinter Sasa Djordjevic auf dem Boden. Er war gerade in kleiner Runde gefragt worden, was er denn von der PR-Aktion halte, mit der die bevorstehende Eurocup-Partie an diesem Mittwoch (20 Uhr) im Münchner Audi Dome gegen Unicaja Malaga beworben wird. Das Spiel hatte sich ja erst am Freitagabend materialisiert, weil die Basketballer des FC Bayern in Andalusien verloren und in der Best-of-three-Serie den Ausgleich zum 1:1 kassiert hatten. Nicht viel Zeit, um die Halle voll zu bekommen. Zumal Malaga zwar hervorragenden Basketball zu spielen weiß, aber nicht über einen klingenden Namen verfügt. Also entschieden sich die FCB-Strategen für das Bild einer Frau mit üppiger und einem FCB-Trikot spärlich bedeckter Oberweite, die ein Tässchen Kaffee eines Münchner Kaffeerösters und Werbepartners in der Hand hält, und einem Wortspiel darunter: "We like big cups - we love big games". Das Wort "cup" kann für Tasse oder Pokal stehen - aber auch Körbchen. Eine Aktion, die im Internet wie in der Münchner Presse ein empörtes Echo hervorrief - am Mittwoch ist nicht nur Spieltag, sondern auch Weltfrauentag.

Klack. Als Djordjevic das Foto unter die Nase gehalten wurde, entgegnete er: "Ich habe meine Brille vergessen" (er hatte sie gerade hinter sich geworfen), die Nachricht war klar: Das ist nicht meine Angelegenheit, bitte lasst mich damit zufrieden und wendet Euch an die Zuständigen. Die äußern sich zwar nicht, der Marketingabteilung ist aber zuzutrauen, dass sie von den Reaktionen nicht überrascht wurde. Für größtmögliche Aufmerksamkeit in kürzester Zeit ist ein bisschen Altherren-Humor offenbar nicht die schlechteste Strategie.

Der Trainer jedenfalls entledigte sich dieser Beurteilung mit der für ihn typischen Lässigkeit, schließlich ist er für die sportlichen Belange zuständig. Arbeit genug, wie in Malaga zu beobachten war. Denn vor allem in der zweiten Halbzeit bereiteten die enorm robust auftretenden Gastgeber in der andalusischen Metropole den Bayern große Probleme. War es im ersten Vergleich vor allem das Spiel unter dem Korb, wo Malagas serbischer Center Dejan Musli viele leichte Punkte erzielte, so setzte den Bayern auswärts besonders die hohe Trefferquote von außen zu. "Musli hatten wir besser im Griff, dafür hat er den Ball oft nach außen gepasst, so bekamen sie viele freie Würfe", erklärte Münchens Nationalspieler Maxi Kleber.

Die Generalprobe am Sonntag ist geglückt, aber Bundesligist Bremerhaven war kein Maßstab

Auch die schnellen Fouls, mit denen viele Bayern-Schlüsselspieler früh belastet waren, sieht Kleber als Grund für die jüngste Niederlage: "Dadurch haben wir die nötige Aggressivität verloren", findet der FCB-Power-Forward. Kleber sagt, dass es auf diesem Niveau ohnehin um Kleinigkeiten gehe, weshalb er und seine Kollegen gut daran täten, Ballverluste zu vermeiden. Auch das einzige Manko in der Generalprobe vergangenen Sonntag beim Liga-Konkurrenten Bremerhaven, die der FCB beim 108:73 dennoch nach Belieben dominierte.

Wenngleich sogar der Trainer, ansonsten über Nachlässigkeiten des eigenen Personals wenig amüsiert, gewisse Schwierigkeiten eingestand, den Fokus hochzuhalten. Nach dem ersten Viertel (35:17) in der Bremer Halle war die Frage nach dem späteren Sieger beantwortet. Dieses Problem ist am Mittwochabend nicht zu erwarten. Malaga "ist ein Euroleague-Team", wie Djordjevic betont. Vier Mal ist man sich im zweitklassigen Eurocup in der laufenden Saison begegnet, die Bayern führen 3:1, "die Teams kennen sich ganz genau". Gemäß branchenüblichem Trainersprech ist laut Djordjevic zwar immer das nächste Spiel das wichtigste. Doch dieses Mal gibt der Serbe gerne zu, dass das Spiel "das wichtigste Spiel der Saison ist". Ins Halbfinale des Eurocups haben es die Münchner noch nie geschafft, im Vorjahr war im Viertelfinale gegen den späteren Champion Istanbul Endstation.

Djordjevics Designer-Sehhilfe hat im Übrigen keinen Schaden genommen. Er schnappte seine Brille lässig vom Boden und entschwand.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: