Basketball:Niederlage für das gute Gefühl

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Der FC Bayern verspielt am Samstag in Bayreuth einen großen Vorsprung und verliert knapp. Am Montag dominiert das Team von Sasa Djordjevic Gießen und geht selbstbewusst ins Playoff-Viertelfinale gegen Berlin.

Von Matthias Schmid, München

Berni reihte sich gleich direkt hinter Kapitän Bryce Taylor ein, an zweiter Position. Er wollte sich die Ehrenrunde nicht entgehen lassen. Mitgespielt hatte der kuschelige Braunbär, das Maskottchen des FC Bayern, natürlich nicht. Es hätte wohl keinen Unterschied gemacht gegen die Gießen 46ers. "Ich habe mich sofort nach dem Spiel bei den Trainern dafür entschuldigt, dass wir heute nicht mehr als ein Sparringspartner sein konnten", lieferte Gießens Cheftrainer Denis Wucherer selbst die Erklärung.

Mit einem 110:60 (58:27)-Sieg beendeten die Münchner die Hauptrunde in der Basketball-Bundesliga, bevor "die Saison am Samstag endlich losgeht", wie es Bayern-Cheftrainer Aleksandar Djordjevic formulierte. Mit einem Heimspiel gegen Alba Berlin. Dass die Mannschaft mit nur vier Niederlagen hinter Ulm und Bamberg aber auf Platz drei der Tabelle landet, findet Münchens Sportdirektor Marko Pesic "tragisch", wie er sagte. "In der vergangenen Saison wären wir damit sicher Zweiter geworden." In der Meistersaison vor drei Jahren reichten den Bayern sogar fünf Niederlagen für den ersten Platz. Sollten sich die Münchner gegen die formschwachen Berliner durchsetzen, würden sie im Halbfinale auf Meister Bamberg treffen. Für viele das eigentliche Endspiel. "Die Qualität von Bayern und Bamberg sucht seinesgleichen in Deutschland", sagte auch Wucherer.

Alba hat einen neuen Trainer und damit neue Motivation. Angst macht das den Bayern nicht

Es war schon herausragend, wie die Münchner auch ohne den grippekranken Spielmacher Anton Gavel die Partie gegen Gießen begonnen hatten, der von ihnen zu bespielende Korb in der Offensive schien nicht nur einen Durchmesser von 45 Zentimetern, sondern das Ausmaß eines Schwimmbeckens zu haben. Sie probierten es zunächst nur aus der Ferne und verwandelten alle fünf Versuche von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreierlinie, besonders eindringlich tat sich da Taylor mit drei Treffern hervor. Nick Johnson (am Ende mit 16 Zählern FCB-Topscorer) war in der sechsten Minute der erste Münchner, der einen Zweipunktwurf nahm - und natürlich traf. Mit einer 100-prozentigen Wurfquote aus dem Feld führten die Bayern schnell mit 18:8. Es war ein ungleiches Duell, Gießen war auf fast schon groteske Weise unterlegen und tat auch nicht viel dagegen, nachdem schon vor dem Spiel festgestanden hatte, dass sie keine Chance mehr auf einen Playoff-Platz hatten.

Die Münchner dagegen spielten hinreißend, es war ein 40-minütiges Schaulaufen zum Abschluss der Hauptrunde, schon im dritten Viertel führten sie mit fast 50 Punkten (82:35). Es wirkte so, als hätte sie die Niederlage zwei Tage zuvor in Bayreuth (72:74) irgendwie befreit, weil die ständigen Nachfragen zur erstaunlichen Siegesserie endlich beendet waren. Selbst der bisweilen pedantische Bayern-Trainer Djordjevic war der ersten Niederlage nach zuvor 15 Erfolgen nacheinander fast schon beglückt begegnet, er war sehr nachsichtig mit seinen Spielern, obwohl diese in der Schlussphase eine 17-Punkte-Führung verspielten. "Für uns war es gut, dass wir mal wieder verloren haben", bekannte der Serbe nach dem Spiel in Bayreuth und deutete die Niederlage vor der K.o.-Runde um die Meisterschaft in eine willkommene Fügung um. "Wichtiger als die Siegesserie ist, dass wir uns jetzt auf die Playoffs fokussieren, auf das nächste Spiel und nicht auf den 16. oder 17. Erfolg."

Doch bevor es gegen Alba ernst wird, konnte er das Spiel gegen Gießen entspannt verfolgen, er saß sogar mehr auf seinem Stühlchen, als dass er am Spielfeldrand stand. Um sich immer dann zu erheben, um einzelnen Spieler persönlich zu gratulieren. Wie Nihad Djedovic beispielsweise, der einmal einen Schnellangriff mit einem so wuchtigen Slam-Dunk abschloss, dass sein Trainer hinterher zweimal laut "Bravo, Bravo" rief. In der Pressekonferenz war das Spiel gegen Berlin das bestimmende Thema. "Wir haben riesigen Respekt vor ihnen", hob Djordjevic hervor. Er erinnerte an den neuen Alba-Trainer und die neue Motivation, die daraus entsteht. Aber Sorgen macht er sich keine. Seine Mannschaft spielt seit Wochen nahe an ihrem Optimum, alle sind mehr oder weniger fit, motiviert. "Wir müssen nur über uns und unsere Stärken nachdenken", fügte der 49-Jährige hinzu. Nur Berni wird er auch gegen Alba nicht einwechseln.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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