Basketball:Nervenflattern

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„Bester Rebounder der Liga“: Oberhachings Bernhard Benke verletzte sich gegen Koblenz am Knie. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der FC Bayern II zahlt in der ProB Lehrgeld - die Oberhaching Tropics rutschen in den Abstiegskampf.

Von Ralf Tögel, München

Unterschiedlicher hätten die Kontrahenten nicht sein können: Auf der einen Seite Gastgeber Koblenz, Aufsteiger zwar in die 2. Basketballliga ProB, aber mit großen Ambitionen und entsprechendem Personal gestartet wie etwa Calvin Eugene Oldham junior, Sohn des gleichnamigen ehemaligen Bundesligaprofis und späteren Trainers, zu aktiven Zeiten Meister und Pokalsieger. Oder Jean-Louis Marley, Daryl Woodmore und Brian Butler, allesamt Profis, die bereits viel Erfahrung in höheren Ligen gesammelt haben.

Auf der anderen Seite die Nachwuchsmannschaft des FC Bayern München II, Spieler wie Luis Wulff und Maxwell Dongmo Temoka, 16 und 17 Jahre alt. Oder Christian Skladanowski, 16, der sein Debüt in einer Erwachsenenmannschaft feierte, allesamt noch Jugendspieler. Letztlich unterlagen die Bayern beim Favoriten knapp mit 67:71 Punkten, eine Niederlage, die man nicht nur wegen des Zustandekommens als unglücklich bezeichnen muss. Trainer Andreas Wagner war dennoch stolz auf seine Spieler, denn die hatten die Partie bis zum Schlussviertel nicht nur bestimmt, sondern dominiert. Zur Pause führten die Münchner mit 39:28 Punkten, nachdem sie den routinierten Gegner mit einem 14:0-Lauf im zweiten Viertel düpiert hatten. Vor allem der Routinier im Bayern-Team war vorangegangen: Erol Ersek war mit 21 Punkten Topscorer der Gäste - der Österreicher ist 21 Jahre alt.

Auch von dem zwischenzeitlichen 41:41-Ausgleich ließen sich die juvenilen Münchner nicht beeindrucken, vielmehr übernahm nun Jason George. Der 19-Jährige darf aufgrund seines Talents mit den Profis üben und erzielte wie Ersek 21 Punkte. 60:48 führten die Bayern zu Beginn des letzten Viertels, doch ab dann hätten sie besser nicht mehr auf die Anzeigetafel geblickt:"Da wurde so manchem klar, dass wir das gewinnen können", erklärte der Trainer. Die eine oder andere Hand begann offenbar ein wenig zu zittern, jedenfalls wurden "zu viele falsche Entscheidungen getroffen", so Wagner. 67:67 stand es eine Minute vor Spielende, dann holperte der Favorit den dünnen Erfolg ins Ziel. "Es war die dritte knappe Niederlage", befand der Trainer, "ich denke, die Jungs lernen aus diesen Spielen". Mit einer Bilanz von 2:3 Siegen rangiert der FC Bayern II auf dem sechsten Platz, womit Wagner zufrieden ist. Zumal noch "einige Akteure angeschlagen gefehlt haben, wir werden erfahrener und auch der Kader wird wieder tiefer." Dann erinnerte er daran, "dass wir noch ein Rückspiel gegen Koblenz haben, dann werden wir mal schauen."

So lange muss der Ligakonkurrent TSV Oberhaching nicht mehr warten. Die Tropics haben Koblenz bereits am kommenden Samstag zu Gast. Mit einer allerdings weniger schönen Ausgangsposition, denn nach der jüngsten 70:94-Niederlage in Karlsruhe gegen die gastgebenden Arvato College Wizards steht die Mannschaft von Trainer Mario Matic auf dem zehnten Platz im Zwölferfeld. Auch die Oberhachinger waren lange gut im Spiel, begannen hoch konzentriert und legten einen 13:4-Blitzstart hin. Doch wie in den vergangenen Partien ließ die Spannung nach, es schlichen sich Fehler ein und die Führung wurde leichtsinnig innerhalb weniger Angriffe verspielt. Unnötige Ballverluste an der Mittellinie führten zu einfachen Punkten des Gegners, die Verteidigung agierte mit zu wenig Biss. Vor allem Karlsruhes US-Amerikaner Alexander Thompson, der in der vergangenen Saison noch für einen finnischen Erstligisten international spielte, war in dieser Phase schwer zu stoppen und erzielte mit 35 Punkten auch den Bestwert des Abends.

Dennoch blieben die Gäste am Drücker, führten nach dem ersten Viertel mit 25:22 und legten weiter vor. Peter Zeis, mit 22 Zählern bester Oberhachinger Punktesammler, Joris Ortega (14) und Janosch Kögler (16) wussten zu überzeugen, doch als Mitte des zweiten Viertels Bernhard Benke sich das Knie verdrehte, fehlte den Tropics der Abwehrchef: "Ohne ihn waren wir vor allem unter dem Korb unterlegen", sagte Matic, "Benke ist der Spieler, der mit seiner Präsenz unsere Vereidigung zusammenhält."

Waren die Tropics zur Pause beim 48:52 noch in Schlagdistanz, verließen sie in der zweiten Halbzeit zusehends die Kräfte. Die Folge war nicht nur die deutliche Niederlage: "Ich bin sehr enttäuscht über die Art und Weise, wie wir vor allem in der zweiten Halbzeit agiert haben. Wir sind spätestens seit gestern im Abstiegskampf", sagte Matic. "Die Spieler müssen begreifen, dass wir 40 Minuten kämpfen müssen, um Spiele zu gewinnen. Im Training müssen wir nun an den Fehlern arbeiten und uns auf Koblenz einstellen."

Wie lange Benke ausfällt, wird sich im Laufe der Woche herausstellen, "ohne ihn haben wir aber vor allem unter dem Korb ein Problem", so Matic. "Er war der beste Rebounder der Liga, ich hoffe, er ist bald zurück." Gegen Koblenz wird das wohl nicht der Fall sein, was Matic verschmerzen kann: "In diesem Spiel haben wir sowieso keine Punkte eingeplant."

© SZ vom 17.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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