Basketball:Münchner Nachwuchs-Geschichten

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Der FC Bayern und Schwabing starten ins NBBL-Playoff-Viertelfinale. Werden die Teams aus dem Süden den Sieg unter sich ausmachen?

Von Matthias Schmid, München

Gerade noch hatte Jannick Jebens den Teamgeist mit schwärmerischen Worten hervorgehoben, als Teamkollege Nelson Weidemann unverhofft Zwietracht säte. Demond Greene, Cheftrainer der U19-Basketballer des FC Bayern, der glücklicherweise zwischen den beiden aufstrebenden Jünglingen saß, musste aber nicht schlichtend eingreifen. Es ging auch nicht um interne Verwerfungen, sondern um das jeweilige Lieblingsteam in der nordamerikanischen Profiliga NBA. "Ich kann die Golden State Warriors einfach nicht ausstehen", bekannte Weidemann, Jebens dagegen sympathisiert mit dem NBA-Champion von 2016. Er hofft deshalb, dass die Warriors in der ersten Playoff-Runde die Portland Trail Blazers aus dem Wettbewerb werfen, die wiederum Weidemann verehrt, "weil ich ganz ähnliche Anlagen habe wie deren Point Guard Damian Lillard." Als der 18-Jährige merkt, dass das ein bisschen großspurig klingt, schiebt er schnell nach: "Vergleichen möchte ich mich mit ihm natürlich nicht."

An Selbstbewusstsein mangelt es den Münchner Nachwuchsbasketballern vor ihrem ersten Playoff-Viertelfinale am Samstag (16.45 Uhr, Audi Dome) gegen den Titelverteidiger TSV Tröster Breitengüßbach nicht. Es ist das Aufeinandertreffen der beiden großen bayerischen Basketballschulen, weil Breitengüßbach für das Nachwuchsprogramm des deutschen Meisters Brose Bamberg steht. "Jeder will natürlich wissen, wer das größere Alphatier ist", sagt Weidemann, "da geht es giftiger und hitziger zu als in anderen Begegnungen." Aber nur einer der beiden Titelfavoriten kann an der Endrunde der besten vier Teams um die deutsche Meisterschaft Ende Mai in Frankfurt teilnehmen.

"Die Meisterschaft ist gar nicht das Ziel." Für Bayern-Cheftrainer Demond Greene, 37, ist wichtiger, die Spieler weiterzuentwickeln. Idealerweise für den FCB-Profikader. (Foto: imago/Buthmann)

Neben dem FC Bayern, dem U19-Meister von 2015, hat in dieser Spielzeit noch ein zweites Team aus München Chancen auf das Finalturnier: die Internationale Basketballakademie München. Hinter dem Namensungetüm verbirgt sich das ehrgeizige Ausbildungsprojekt des MTSV Schwabing. Die Mannschaft von Cheftrainer Robert Scheinberg trifft am Sonntag (15 Uhr, Morawitzkyhalle) auf die Spielgemeinschaft Eintracht Frankfurt/Fraport Skyliners. Das Halbfinale ist das große Ziel der Schwabinger, die in der Hauptrunde nicht nur den FC Bayern zweimal besiegten, sondern die reguläre Spielzeit als Tabellenführer abschlossen. "Wenn man das alles schafft, sollte man sich das Final Four schon vornehmen", findet Scheinberg. Dass die Schwabinger die Nachwuchs-Bundesliga NBBL so geprägt haben, liege vor allem an der Verteidigungsintensität, erklärt der 44-Jährige: "Wenn man die Statistiken aller Teams miteinander vergleicht, haben wir die beste Abwehr in ganz Deutschland." Zudem stellen die Schwabinger in U18-Nationalspieler Oscar da Silva einen der kreativsten Angriffsspieler, der im Schnitt mehr als 18 Punkte pro Partie sammelt. "Wir wollen jetzt schon die Meisterschaft gewinnen", sagt der 18-Jährige und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Am liebsten gegen die Bayern."

Der jüngste Zugang des FCB gilt in ganz Europa als bester Spieler seines Jahrgangs

Viele Gedanken daran, ob womöglich zwei Münchner Klubs beim Endturnier vorspielen dürfen, verschwendet Demond Greene dagegen nicht. "Mir ist egal, wer dort mitspielt, solange wir dabei sind", sagt der ehemalige Nationalspieler. Vor dieser Saison hat er die Mannschaft als Chefcoach übernommen. Und nach dem Sieg gegen Ludwigsburg im Achtelfinale deutet vieles darauf hin, dass die Bayern nach anfänglichen Problemen pünktlich zum Höhepunkt die Topform gefunden haben.

"Es kommt jetzt auf Kleinigkeiten an", sagt der 37-Jährige, der mit den Bayern-Profis vor drei Jahren die deutsche Meisterschaft errang. "Wer kann zum Beispiel seine Emotionen am besten kontrollieren?" Dass seine Mannschaft sich so entwickelt hat, wie er sich das vorstellt, hat auch viel mit den beiden Zugängen zu tun, die erst nach dem Saisonstart den Kader komplettierten: Amar Gegic und Marko Pecarski. Vor allem der bosnische Spielmacher Gegic habe extrem geholfen, lobt Greene den 19-Jährigen. "Er hat mit seinen Pässen alle Spieler besser gemacht." Stilprägend ist auch der 17-jährige Pecarski, der Anfang Februar nach München übersiedelte. Der 2,06 Meter lange Serbe gilt als Hochbegabter, als bester Spieler des Jahrgangs 2000 in Europa. Sein Vater, der frühere Euroleague-Sieger von Panathinaikos Athen, Miroslav Pecarski, war einst gemeinsam mit Bayern-Cheftrainer Aleksandar Djordjevic für Partizan Belgrad aufgelaufen.

"Die Süd-Teams werden den Titel unter sich ausmachen." Robert Scheinberg, 44, Trainer der Internationalen Basketballakademie München, rechnet sich gute Chancen aus. (Foto: Claus Schunk)

"Das sind schon zwei herausragende Spieler", sagt Scheinberg, aber er ist selbst gespannt, ob sie das FCB-Team auf ein höheres Niveau heben können. Das Spiel gegen Breitengüßbach wird er sich deshalb anschauen. Der Schwabinger Trainer geht nach den Vorleistungen davon aus, dass "die Süd-Teams den Titel unter sich ausmachen werden." Der Titel sei aber gar nicht das Ziel, versichert Bayern-Kollege Greene. "Es gibt keine Vorgaben vom Trainer oder von sonst irgendwo her. Wir wollen einfach unsere Spieler weiterentwickeln." Da sind auch Jannick Jebens und Nelson Weidemann wieder einer Meinung, beide nicken artig.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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