Basketball:Messer zwischen die Zähne!

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Nationalspieler Maxi Kleber (li.) wollte nach der deutlichen Niederlage gegen Meister Bamberg (re. Nicolo Melli) keine Ausreden in Anspruch nehmen. (Foto: Eibner/Imago)

Nach der 59:90-Schmach des FC Bayern Münche bei Meister Bamberg richtet Sasa Djordjevic deutliche Worte an sein Team. Am Mittwoch wartet Montenegros Champion Podgorica - ein Charaktertest, findet der Trainer

Von Ralf Tögel, München

Eine einzige Szene reichte, um ein ganzes Spiel zu erklären. Beim Stand von 57:81 aus Sicht des FC Bayern München lief Nihad Djedovic alleine auf den Bamberger Korb zu. Daniel Theis hetzte ihm nach, holte ein, zwei Meter Rückstand auf und blockte den Korbleger des Münchners unter dem Gejohle der Zuschauer. Es waren nicht einmal mehr eineinhalb Minuten zu spielen, Bambergs Vorsprung betrug 24 Punkte, selbst in dieser von schnellen Punktserien geprägten Sportart war der spätere 90:59-Sieg des Meisters bereits manifestiert. Doch Theis hatte den unbedingten Willen, nicht einmal diesen letztlich unbedeutenden Korb zuzulassen. Genau diesen Biss hatte Sasa Djordjevic bei seiner Mannschaft vermisst. Und genau diesen Biss fordert der Trainer des FC Bayern jetzt ein, wenn die Münchner an diesem Mittwoch (19 Uhr) beim montenegrinischen Meister Budućnost Podgorica im Eurocup den nächsten Schritt Richtung Zwischenrunde tun wollen. Budućnost bedeutet "Zukunft".

Äußerlich wirkte Djordjevic nach der Niederlage gelassen, doch die Worte, die er für seine Spieler fand, waren vergiftet: "Du musst hier mit einem Messer zwischen den Zähnen erscheinen, mit Stolz spielen und überzeugt sein, dass du so gut bist wie dein Gegner, und versuchen zu gewinnen. Ich habe das weder in den Gesichtern noch in der Einstellung meiner Spieler gesehen." Bei Bamberg dagegen sah Djordjevic acht, neun Spieler, von denen man gar nicht sagen konnte, welcher denn nun besser war als der andere. "Ich kann nicht sagen, wer in meiner Mannschaft ein anständiges Spiel gezeigt hat." Devin Booker und Maxi Kleber stemmten sich noch am wirkungsvollsten gegen die Demontage, der Nationalspieler wollte auch die allgemein geäußerte Erkenntnis nicht gelten lassen, dass der Meister bereits ein paar Partien mehr und auf höherem Niveau auf dem Buckel hat. "Wir haben uns im zweiten Viertel auf vier Punkte herangekämpft und sind dann eingebrochen", fand Kleber, aber: . "Es darf keine Ausrede sein, dass wir weniger Spiele haben und neu zusammengestellt sind."

Die eigentliche Überraschung des Vergleichs war der Leistungsunterschied, denn vor der Partie war viel darüber spekuliert worden, wie nahe denn der neue FC Bayern dem Meister schon gekommen ist. Schließlich hat man in München das Team angesichts der eigenen Chancenlosigkeit im Vorjahr qualitativ und quantitativ auf Vordermann gebracht. Und unter die Obhut des derzeit wohl verheißungsvollsten europäischen Trainers gestellt. Von der Qualität war in Bamberg nicht viel zu sehen, Beleg für den größeren Kader war die Tatsache, dass Djordjevic seinen tschechischen Center-Riesen Ondrej Balvin aus dem Kader strich, da in der Bundesliga nur sechs Ausländer antreten dürfen. Für ihn kam Nick Johnson zu seinem Debüt, eine Erfahrung, die dem NBA-erprobten Spielmacher gezeigt hat, dass man es auch hierzulande versteht, Basketball zu spielen. Für ein Urteil ist der Zeitpunkt nach ein paar Trainingseinheiten mit dem Team zu früh, immerhin zeigte Johnson ein paar nette Aktionen, blieb ansonsten aber unauffällig.

Dieses Thema wird Djordjevic diesmal nicht beschäftigen, im Eurocup ist die Ausländerzahl nicht limitiert. Auf den ersten Blick ist Podgorica der vermeintlich leichteste Gegner, hat alle drei Partien bisher verloren. Doch in der Adria League, in der vor allem starke serbische und kroatische Mannschaften notiert sind, hat Podgorica alle Spiele gewonnen, die Bayern sind gewarnt. Zumal der prominente Besuch aus München das 4300 Zuschauer fassende Moraca Sports Center füllen dürfte - in Bamberg offenbarten die Bayern eine gewisse Anfälligkeit für Hexenkessel-Atmosphäre. Andererseits ist diese Partie nur drei Tage später eine willkommene Gelegenheit, die unschönen Bilder aus den Köpfen zu bekommen. Bislang haben die Bayern kontinental durchaus überzeugt, der knappen Niederlage in Petersburg, wo eine desaströse erste Halbzeit einen Erfolg verhindert hatte, folgten Siege gegen Murcia und zuletzt in Malaga. Vor allem der viel beachtete Erfolg in Andalusien war Anlass für die These, dass der FC Bayern nicht mehr weit vom Euroleague-Team aus Bamberg entfernt sei. Ein Trugschluss. Doch wie sagte Sasa Djordjevic: "Wir werden zurückkommen. Mit einem Messer zwischen den Zähnen."

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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