Basketball:Maxi Mustermann

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Prototyp eines Profis: Münchens Maximilian Kleber ist der effektivste deutsche Spieler der Basketball-Bundesliga. (Foto: Johannes Simon)

Der FC Bayern München und sein höchst effektiver Forward Maximilian Kleber sind in den Playoffs gegen Alba Berlin Favorit.

Selbstverständlich verfolgt Maximilian Kleber das aktuelle Geschehen in den Playoffs der nordamerikanischen Basketballliga NBA, aber ebenso selbstverständlich tut er das nicht live mitten in der Nacht, wenn die Partien aus den USA hierher nach Deutschland übertragen werden. "Ich schaue eher tagsüber die Zusammenfassungen an", erzählt Kleber, "ich brauche meinen Schlaf." Der 25-Jährige ist selbst Basketball-Profi, in Diensten des Bundesligisten FC Bayern München, und für den beginnt die K.-o.-Runde um die Meisterschaft hierzulande gerade erst: Am Samstagabend (20.30 Uhr) empfangen Kleber und seine Kollegen das Team von Alba Berlin zum ersten von maximal fünf Viertelfinal-Duellen.

In den nächsten Wochen wird Kleber seine Konzentration also von der NBA abziehen, zumal sein erklärter Lieblingsspieler dort nicht mehr im Wettbewerb ist: Paul Zipser, vor einem Jahr noch in München, nun beim sechsmaligen Champion in Chicago aktiv. Die Bulls sind gerade gegen den Rekordmeister Boston Celtics ausgeschieden, der vielseitig verwendbare Zipser hat ordentlich mitgehalten für einen Neuling. "Es war schön zu sehen, wie Paul sich gemacht hat", sagt Kleber.

Der Power Forward hat seinen Traum vom Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt noch nicht ausgeträumt. "Die NBA ist nichts, was man aufgeben will, wenn man mal nah dran war", sagt er, fügt aber hinzu: "Ich will's nicht forcieren. Ich spiele meine Spiele und schaue, was kommt." Er will sich jedenfalls nicht ablenken lassen, wenn Scouts aus der NBA in der Halle sitzen und ihn beobachten. Sein Vertrag in München läuft zwar aus, aber es gibt Verlängerungsoptionen; nach der Saison wird man weitersehen.

Bei Playoff-Gegner Berlin gab es Turbulenzen, die in einem Trainerwechsel gipfelten

Vor zwei Jahren hatte Kleber schon einmal eine Einladung aus den USA, von Miami Heat; die baten ihn zur Summer League, in der die NBA-Klubs Talente testen. Doch bevor sich Kleber empfehlen konnte, zog er sich eine Fußverletzung zu. Und weil der gebürtige Würzburger schon eine längere Krankenakte hatte, erlosch das Interesse, auch das von europäischen Spitzenklubs, die nach Klebers starker Saison beim spanischen Mittelklasseklub Obradoiro CAB aufmerksam geworden waren. Nach Obradoiro war er gewechselt, nachdem sein Würzburger Heimatklub aus der Bundesliga abgestiegen war.

Der FC Bayern ging das Risiko mit Kleber ein und nahm ihn unter Vertrag; es dauerte allerdings Monate, ehe er richtig fit wurde. Erst in der aktuellen Saison konnte der Franke nun zeigen, was er wirklich kann. Zwischen Ende der Hauptrunde und Anfang der Playoffs wurde er als "effektivster Spieler national" von der Basketball-Bundesliga (BBL) ausgezeichnet; von den in der BBL tätigen Ausländern hatte Ulms Raymar Morgan den höchsten Effektivitätswert. Der wird ermittelt aus der Summe der erzielten Punkte plus der Rebounds, Assists, Blocks und Steals abzüglich der Fehlwürfe und Ballverluste. Was bedeutet: Maximilian Kleber macht von allem etwas, und das auf hohem Niveau.

Der Allrounder wird allerdings etwas verlegen, wenn man ihn auf die Auszeichnung anspricht. "Das ist mir nicht so wichtig", sagt er, "aber ich freue mich natürlich." Der 2,07-Meter-Mann fühlt sich nicht als herausragender Akteur seiner Mannschaft. "Wir sind sehr ausgeglichen besetzt", erinnert er und fügt hinzu: "Für mich war es das Wichtigste, dass wir Spiele gewinnen." Mit dieser Einstellung verkörpert der stets freundliche und höfliche Kleber auf ideale Weise den Prototyp eines FC-Bayern-Profis, wie ihn sich Geschäftsführer Marko Pesic vorstellt. Der 40-Jährige hat während seiner eigenen Profikarriere die Erfahrung gemacht: "Das Schwierigste ist immer, das Ego zur Seite zu stellen, seine Qualitäten in den Dienst der Mannschaft zu geben, um am Schluss zu gewinnen."

Gegen Alba Berlin sind die Münchner Favorit, "und können diese Rolle auch vertreten", findet Kleber. Als Tabellendritter haben die FC-Bayern-Basketballer in dieser BBL-Saison nur vier Spiele verloren und sich kontinuierlich gesteigert; bei den sechstplatzierten Berlinern gab es hingegen zuletzt etliche Turbulenzen, die in einem Trainerwechsel gipfelten. Kleber warnt: "Ein neuer Trainer kann immer Energie freisetzen. Wir sollten nicht arrogant auftreten." Er weiß allerdings auch, wie den Berlinern beizukommen ist - indem man deren Center Elmedin Kikanovic stoppt, mit 16,1 Punkten pro Partie drittbester Korbjäger der Liga: "Wir wollen ihn aus dem Spiel nehmen, das ist der Schlüssel, um sie aus dem Rhythmus zu bringen."

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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