Basketball:Maschine in der Achterbahn

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Immer anspielbar: Münchens 16-jährige Centerin Praise Egharevba zeigt nicht nur unter den Körben eine besondere Energie. (Foto: Claus Schunk)

Münchens Zweitliga-Basketballerinnen setzen sich mit etwas Mühe auch gegen Saarlouis durch - die junge Praise Egharevba überzeugt.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Die junge Basketballerin Praise Egharevba schlug die Hände vors Gesicht. Sie ärgerte sich, dass ihr leicht aussehender Korbleger aus kurzer Entfernung nicht in des Gegners Korb fiel. Wenige Sekunden später ließ sie das Missgeschick vergessen und markierte zwei Punkte - diesmal mit einem geglückten Korbleger. Praise Egharevbas Punkte setzten am Samstag den Schlusspunkt unter einen dann doch deutlichen 76:59-Erfolg der Zweitliga-Basketballerinnen der TS Jahn München gegen die Diamonds Saarlouis/Dillingen. Es war der fünfte Sieg der Münchnerinnen in Serie, die damit punktgleich mit den Spitzenteams Würzburg und Bamberg ihren dritten Tabellenplatz festigten. Das Spiel zeigte allerdings auch, warum Jahn München trotzdem noch keine Spitzenmannschaft ist.

"Sie hat eine enorme Präsenz - offensiv wie defensiv", lobt Coach Klusemann seine Centerin

Die Münchnerinnen hatten gegen den Aufsteiger aus dem Saarland zunächst Mühe, in die Partie zu finden. "Das aggressive Spiel und die Physis des Gegners hat uns überrascht", begann Jahn-Trainer Markus Klusemann seine Analyse. Auch das Zusammenspiel als Mannschaft habe nicht optimal funktioniert. Trotz dieser Defizite war München zur Pause mit 36:28 in Führung gelegen. Klusemann hatte seinen Spielerinnen dann eingeimpft, schneller zu spielen, den Größenvorteil zu nutzen. Prompt brachte sich die Jahn-Formation mit Körben von Emily Bessoir, Jella Molz, Fanny Szittya und Sarah Lange innerhalb von drei Minuten mit 48:34 in Führung. Doch die wesentlich kleineren, aber umso flinkeren Gegnerinnen aus dem Saarland ließen sich nicht abschütteln. Angetrieben von ihrem Trainer Rouven Behnke, der an der Seitenlinie hin und her hetzte und dabei jede Aktion seiner Spielerinnen lautstark kommentierte, verkürzten sie im Schlussviertel sogar auf 57:62, so dass der Jahn-Sieg kurzfristig in Gefahr geriet.

Doch die letzten zehn Minuten waren dann auch das Viertel von Praise Egharevba. Die 16-Jährige übernahm in dieser Phase erkennbar Verantwortung und forderte immer wieder Zuspiele unter den gegnerischen Korb, wo sie als Centerin auftauchte und im Schlussabschnitt noch neun ihrer 16 Punkte markierte - und damit entscheidend zum Erfolg der Münchnerinnen beitrug. Nur Bessoir überflügelte sie an diesen Nachmittag mit 17 Zählern. Wächst also nach Bessoir in Egharevba die nächste herausragende Akteurin bei Jahn München heran? Das bleibt abzuwarten, aber Jahn-Coach Klusemann schwärmt schon jetzt von der 1,88 Meter großen Spielerin: "Sie hat eine enorme Präsenz - offensiv wie defensiv." Präsenz bedeute in diesem Fall auch die spürbare Energie, die die Tochter nigerianischer Eltern ausstrahlt. "Diese Energie spürt man bei ihr auf dem Feld und auf der Bank", so Klusemann. Wohl wahr: Praise Egharevba schreit auf der Bank am lautesten "Defense", um ihre Mitspielerinnen anzufeuern. Sie hat beim TSV München-Ost mit elf Jahren mit dem Basketball begonnen. "Das ist mein Sport", sagt die Schülerin der zehnten Klasse im M-Zweig heute, und dann fällt der Satz: "Ich gebe immer alles."

Das weiß auch Trainer Klusemann. "Sie ist immer anspielbar unter dem Korb", sagt er. Das übe man im Training. Genauso wichtig ist sie im Rebound. "Da ist sie wie eine Maschine", lobt der Trainer, wie Praise Egharevba ihre Größe plus Sprungkraft einsetzt. Elf Rebounds, davon sechs unter dem gegnerischen Korb, hat sie gegen Saarlouis heruntergefischt. Das war der beste Wert aller Jahn-Spielerinnen. Das Reboundverhältnis von 46:20 für Jahn München machte letztlich den Unterschied aus.

Zum Spitzenteam fehlt trotzdem noch einiges. Zu viele Fehlwürfe und auch Ballverluste gepaart mit phasenweise fehlendem Zugriff in der Verteidigung wären gegen Spitzenteams ein großes Manko. "Basketball ist immer eine Achterbahn", formuliert Klusemann. Er will darauf hinarbeiten, dass es bei dieser Achterbahn "weniger Talfahrten und damit eine konstantere Leistung gibt". Spielmacherin Fanny Szittya sieht die kommenden Spiele gegen Würzburg und Bad Homburg als Prüfsteine dafür an, ob man ein Spitzenteam sein könnte.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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