Basketball:Krisensicher

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Beim klaren Sieg des FC Bayern gegen Weißenfels schont Trainer Dejan Radonjic ein paar Schlüsselspieler - die zweite Reihe nutzt die Chance.

Von Ralf Tögel, München

Man könnte es so formulieren: Die Basketballer des FC Bayern München haben die Talfahrt nach drei Niederlagen in Folge beendet und den Mitteldeutschen Basketballclub (MBC) deutlich mit 92:67 geschlagen. Krise abgewendet? Der Blick auf die angesprochenen drei Misserfolge zeigt, dass diese Schlussfolgerung hinkt: Lediglich die deutliche Pleite in Vechta, die zwischen den Euroleague-Niederlagen gegen Tel Aviv und in Kaunas lag, darf als unerwartet bezeichnet werden. Tel Aviv und Kaunas zählen zur absoluten Spitze im kontinentalen Basketball. Vechta ist zwar Bundesligaaufsteiger, hat aber einen unglaublichen Lauf und schon andere BBL-Spitzenteams düpiert. Welche Krise also? Die Münchner wirkten aber zuletzt überspielt, speziell die Schlüsselspieler, weshalb Trainer Dejan Radonjic die einzig richtige Konsequenz zog und den Akteuren aus der zweiten Reihe Verantwortung gab.

Ein überschaubares Risiko angesichts der Münchner Personalstruktur - und des Gegners. Der MBC ist Tabellenvorletzter, der Unterschied zu Teams aus der europäischen Beletage war entsprechend deutlich. So ungehindert durften die Bayern-Akteure schon lange nicht mehr zum Korb spazieren oder Maß für ihre Würfe nehmen. Beim jüngsten Auftritt in Kaunas etwa gab es bei jeder Angriffsaktion von den kantigen Litauern auf die Finger, der Vergleich gegen die MBC-Wölfe war dagegen so etwas wie Basketball-Wellness. Stefan Jovic, der ob seiner Muskelprobleme im Hüftbereich schon in Kaunas passen musste, fehlte erneut, zudem stand NBA-Import Derrick Williams erst gar nicht im Kader. Petteri Koponen, zuletzt weit weg von der Bestform, blieb die gesamte Spielzeit auf der Bank, Vladimir Lucic und Maodo Lo, ebenfalls arg beanspruchte Kräfte, kamen in den Genuss von langen Pausen.

Devin Booker. (Foto: imago images/kolbert-press)

Dieses Mal mussten es Robin Amaize, Alex King oder Braydon Hobbs richten - angesichts der Qualität des Bayern-Kaders kein größeres Problem. Der deutsche Meister ist nicht das Maß für ein team wie Weißenfels, das aus den letzten elf Spielen nur eines gewinnen konnte. So blieb es erwartungsgemäß bei den bisher vier BBL-Siegen für die Wölfe, die angesichts der anhaltenden Misere kürzlich Cheftrainer Aleksandar Scepanovic, der freiwillig als Co-Trainer ins zweite Glied rückte, durch Silvano Poropat ersetzt. Auch die Rückkehr des lange verletzten Topscorers Trevor Releford sowie des neu verpflichteten Amerikaners Andrew Warren konnten die klare Niederlage beim Meister nicht verhindern, was Poropat nach eigener Aussage nicht weiter beschäftigen wird, er hatte diese Partie zuvorderst als Warmlaufen für das Heimspiel am Dienstag gegen Gießen verstanden.

Auch für die Bayern, die letztendlich locker ihre Tabellenführung verteidigten, haben die kommenden Aufgaben einen höheren Stellenwert. Am Dienstag schon (20 Uhr) gastiert der deutsche Double-Sieger in der Euroleague bei Olympiakos Piräus, das jenen achten Rang innehat, der als letzter für die K.o.-Runde berechtigt. Mit einem Erfolg könnten die Bayern (12:14 Siege) mit den Griechen (13:13) gleichziehen und sich schon zwei Tage später aktiv im Ringen um die Endrunde der Euroleague zurückmelden. Dann nämlich gastiert der FC Barcelona im Audi Dome (20.30 Uhr), der seinerseits mit einem Erfolg (15:11 Siege) die Endrunde fast schon buchen könnte. Es war also nur folgerichtig, dass Radonjic den Schlüsselspielern Pausen gönnte, was etwa Hobbs (12 Punkte) oder Leon Radosevic (13), die ansonsten weniger Einsatzzeit bekommen, mit zweistelligen Punktausbeuten vergüteten. Auch Nihad Djedovic (13), Danilo Barthel (12) und Maodo Lo (11) trafen zweistellig, bester Punktesammler (15) aber war Rückkehrer Devin Booker.

Schon in Kaunas hatte der Center gezeigt, dass er vor allem in der Offensive keine Eingewöhnungszeit braucht, gegen den MBC nun stand er erstmals seit 13 Wochen wieder in der BBL auf dem Parkett. Sein zeitlich entsprechend dosierter Auftritt gelang prächtig, Booker könnte gerade zur rechten Zeit den Kader bereichern. Zuletzt wirkten einige Spieler platt, angesichts des Programms kein Wunder. Was aber die Frage aufwirft, ob Coach Radonjic vielleicht schon früher den Schlüsselspielern hätte Pausen gönnen sollen. Denn im nationalen Geschäft ist auch der zweite Münchner Anzug allemal dazu fähig, Krisen vom Klub fernzuhalten.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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