Basketball:Großer Bruder ohne Kompromisse

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Tobias Korndörfer, hier im Derby gegen Schwabing, studiert zudem an der Uni in Ansbach - mit Kommilitonen wie Fritz Dopfer. (Foto: Johannes Simon)

Tobias Korndörfer ist der älteste Spieler des FC Bayern II. Auch in der ProB soll der 26-Jährige die Talente führen

Von Matthias Schmid, München

Das letzte Saisonspiel an diesem Samstag (18 Uhr, Sporthalle an der Säbener Straße) gegen den TSV Breitengüßbach ist für Tobias Korndörfer auch eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Der Regionalliga-Basketballer des FC Bayern II lief zwischen 2011 und 2013 zwei Jahre für die Oberfranken in der ProB auf. Dieser dritthöchsten Profiliga nach der Bundesliga und der ProA werden auch die Münchner in der neuen Spielzeit angehören, sie stehen als Meister und Aufsteiger schon vor dem abschließenden Auftritt fest. "Das ist der Lohn für unsere harte und akribische Arbeit in den vergangenen drei Jahren", findet Korndörfer.

Obwohl er gerade erst seinen 26. Geburtstag gefeiert hat, ist der Flügelspieler der älteste Akteur im Kader und so etwas wie der große Bruder der Münchner Rasselbande, die im Schnitt auf 20 Jahre kommt. Korndörfer hat den jungen begabten Spielern voraus, was vor allem in der ProB gefragt sein wird: Erfahrung, Ruhe und Abgeklärtheit. "Ich habe bei meinen Mitspielern schon manchmal den Fokus für den Sport schärfen müssen", sagt Korndörfer. Er meint das gar nicht so streng, wie es sich anhört. Er weiß selbst am besten, dass Heranwachsende Flausen im Kopf haben, und nicht immer mit jener professionellen Hingabe bei der Sache sind, die sich der strenge und ehrgeizige Cheftrainer Oliver Kostic wünscht. "Viele gehen ja auch noch zur Schule oder machen eine Ausbildung und haben deshalb noch anderes im Kopf als Basketball", erzählt Korndörfer.

Seine vielseitigen Interessen waren auch ein Grund dafür, dass er die Karriere als Berufsbasketballer nicht mit der inneren und äußeren Zielstrebigkeit verfolgt hat, die vielleicht nötig gewesen wäre, um im Profisport zu reüssieren. Korndörfer war einer der auffälligsten Bayern-Spieler und zweitbester Punktesammler der gesamten Nachwuchs-Bundesliga NBBL, als er vor sieben Jahren den Klub verließ, um sich Urspring/Ehingen in der ProB anzuschließen. Damals träumte er noch den Traum vieler Hochbegabter, es lief zunächst auch so gut, dass er sich nach seinem Wechsel zum Nachwuchspartner des deutschen Meisters Bamberg nach Breitengüßbach 2012 für den NBA-Draft anmeldete, der großen Spielerbörse der nordamerikanischen Profiliga. Nachdem sich kein Klub die Transferrechte an ihm gesichert hatte, merkte er rasch, dass ihm andere Dinge im Leben wichtiger wurden. "Ich war für Profibasketball nicht kompromisslos genug", sagt Korndörfer im Rückblick. Er wollte unbedingt studieren und schrieb sich deshalb nach seiner Rückkehr zum FC Bayern 2013 für ein Fernstudium an der Hochschule in Ansbach im Fach Internationales Management ein. Er fühlt sich wohl mit Kommilitonen wie dem WM-Zweiten im Slalom, Fritz Dopfer, oder Biathlon-Olympiasieger Michael Greis. "Das Studium war die richtige Entscheidung für mich", sagt Korndörfer.

Obwohl er beim FC Bayern fast wie im Hauptberuf zweimal am Tag trainiert, lässt er es sich in diesen Wochen nicht nehmen, bei BMW in den Arbeitsalltag hineinzuschnuppern, bevor im nächsten Jahr der Bachelor-Abschluss folgen soll. In der neuen Saison wird der Basketball zunächst wieder einen größeren Raum in seinem Leben einnehmen. "In der ProB ist alles professioneller", blickt Korndörfer voraus, "die Hallen sind größer und die Kader mit amerikanischen Spielern deutlich besser." Dass die Bayern-Verantwortlichen um Geschäftsführer Volker Stix auch nach dem Aufstieg nicht von ihrer Philosophie abrücken wollen, junge einheimische Spieler für den Berufsbasketball ausbilden zu wollen, findet Korndörfer richtig. "Wir haben in den vergangenen Jahren alle basketballerisch große Fortschritte gemacht und können alle noch besser werden." Sich schließt er da mit ein. Er verteidige härter und besser als zuvor, fügt der 2,02 Meter große Flügelspieler hinzu. Bayern-Trainer Kostic ist jedenfalls froh, dass seine juvenilen Spieler einen großen Bruder neben sich haben: "An ihm können sich die Jüngeren aufrichten und lernen, hart an sich zu arbeiten."

Tobias Korndörfer sehnt die ProB schon herbei. Aber gleichzeitig weiß er, was auf ihn zukommen wird. Er muss seinen Mitspielern eindringlich erklären, dass sie nun jede Woche gefordert werden, nicht nur in ausgewählten Partien wie bisher in der Regionalliga. "Deshalb müssen wir über den Sommer gut arbeiten, damit wir bestens vorbereitet sind und eine gute Rolle spielen können." Was er nach dem Studium macht, weiß Korndörfer noch nicht. Vielleicht findet er doch noch über Umwege ein spätes Glück im Profibasketball.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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