Basketball:Klopfen an der Tür

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U14 des FC Bayern München ist deutscher Meister

Von Ralf Tögel, München

Aksel Lund Svindal zum Beispiel. Bei der Weltmeisterschaft in der alpinen Abfahrt fehlte dem Norweger genau eine Hundertstelsekunde auf den Titel. Oder Jari-Matti Latvala. Vier Jahre ist es her, dass er mit einem Rückstand von 0,2 Sekunden auf Sebastien Ogier Zweiter der Rallye Jordanien wurde. Die Liste denkbar knapper Entscheidungen im Sport ließe sich wohl endlos fortsetzen, seit dem vergangenen Mittwoch auch um die Basketballer des FC Bayern München. Diese haben eine riesige Chance liegen lassen, als sie im zweiten Heimspiel der Playoff-Finalserie gegen die Brose Baskets Bamberg o,1 Sekunden vor dem Ende die Punkte zum 78:80 hinnehmen mussten und eine Partie verloren, in der sie über weite Strecken dominiert und nie in Rückstand gelegen hatten. Genau diese Unberechenbarkeit macht den Sport so attraktiv - für die Münchner, die nach dem 79:91 vom Sonntag 1:2 in der Best-of-five-Serie hinten liegen, ein schwacher Trost.

Was kann man tun? Nun, zuvorderst noch zwei Spiele gegen Bamberg gewinnen. Doch der FC Bayern dreht bereits an einem weitaus größeren Rad. Denn ein Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft ist die Entwicklung eigener Talente. Nicht erst seit den Herren Schweinsteiger, Lahm und Müller eine erfolgsprechende Strategie, die die Fußballer vorexerziert haben. Die Basketballer haben entsprechend investiert, in der abgelaufenen Saison einen siebenstelligen Betrag, und in sehr kurzer Zeit beachtlich aufgeholt im Vergleich zur etablierten Konkurrenz. Seit dem vergangenen Wochenende kann sich das Münchner Nachwuchsprogramm auch mit seinen ersten beiden nationalen Titeln schmücken: Nachdem im Mai die U19 in Hagen die Meisterschaft im Endspiel gegen die Spielgemeinschaft Eintracht/Skyliners Frankfurt gewonnen hat, ist seit Sonntag auch die U14 des deutschen Meisters national das Maß der Dinge.

Gleich die erste Endrunden-Teilnahme schlossen die Bayern-Talente in der heimischen Halle an der Säbener Straße mit dem maximalen Erfolg ab, gegen die Basketballakademie Ulm gelang vor immerhin 450 Zuschauern ein sicherer 94:69-Triumph. Im Halbfinale hatten die Bayern tags zuvor den Nachwuchs von Alba Berlin mit 67:58 düpiert. Die U17, sozusagen das mittlere Glied in der Münchner Nachwuchs-Kette, hatte immerhin das Playoff-Viertelfinale erreicht, ehe gegen den späteren Titelträger Ludwigsburg das Aus kam. Unter dem Strich freilich hätte die Saison für den Nachwuchs nicht viel erfolgreicher ausfallen können. Unter Erfolgscoach Oliver Kostic haben sich einige hoffnungsvolle Talente herauskristallisiert, denen Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic eine Zukunft als Profi zutraut. Eine Handvoll Akteure könnten "in den nächsten zwei, drei Jahren" bei den Profis anklopfen, sagt Pesic junior, dem man als ehemaligem Nationalspieler durchaus genügend Fachverstand attestieren darf, um derlei seriös einschätzen zu können. Pesic senior, aktuell mit seiner Mannschaft in den Kampf um den möglichen dritten Titel verstrickt, hat stets auf die enorme Bedeutung des Nachwuchsprogramms speziell für deutsche Spieler hingewiesen.

Spieler wie Paul Zipser oder Daniel Mayr, die perspektivisch beim FC Bayern weiterentwickelt werden sollen. "Wir haben viereinhalb bis fünf Jahre gebraucht, um unsere Struktur zu finden", beschreibt Geschäftsführer Marko Pesic rückblickend die Entwicklung im Jugendbereich. "Ich bin aber vor allem stolz auf die individuellen Fortschritte unserer Perspektivspieler." Neun Bayern-Talente stehen aktuell in den deutschen Jugend-Auswahlkadern, so viele wie nie zuvor. Spieler wie der 18-jährige Point Guard Sebastian Schmitt, dem nicht nur sein Trainer Kostic einiges zutraut.

Ein herausragender Spielmacher könnte auch den Profis aktuell weiterhelfen, auf dieser Position hat Bamberg in Bradley Wanamaker einen augenfälligen Vorteil. An diesem Mittwoch (20 Uhr, Sport1) im vierten Finalspiel wird vieles davon abhängen, ob die Bayern Wanamaker in den Griff bekommen. Wofür ein Mitwirken des an der Hüfte verletzten Anton Gavel vonnöten wäre. Die Chance ist allerdings nicht sehr hoch. Es wird eng bleiben - aber davon lebt der Sport bekanntlich.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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