Basketball:Jeder kriegt ein paar Minuten mehr

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Vor dem Eurocup-Spiel gegen Turin beschäftigt sich FC-Bayern-Trainer Djordjevic vor allem damit, wie er seinen verletzten Flügelspieler Milan Macvan für den Rest der Saison ersetzt.

Von Joachim Mölter, München

Wenn man Aleksandar Djordjevic so reden hört in diesen Tagen, kann man fast glauben, den Trainer der FC-Bayern-Basketballer beschäftigen gerade viele Dinge viel mehr als das bevorstehende Heimspiel in der Eurocup-Zwischenrunde gegen Fiat Turin am Mittwoch (20 Uhr). Der 50 Jahre alte Djordjevic macht sich Gedanken, wie er seinen Co-Kapitän Milan Macvan ersetzen kann, der wegen eines Kreuzbandrisses für den Rest der Saison ausfällt. Und weil Macvan auch serbischer Nationalspieler ist, schweift Djordjevic bei der Gelegenheit ab zu Serbiens Nationalteam, das er ja nebenbei noch betreut und das in der EM-Qualifikation demnächst auf die deutsche Auswahl trifft. Djordjevic kritisiert die Transferregeln im Eurocup, die es nicht erlauben, für diesen Wettbewerb noch einen Ersatz für Macvan zu verpflichten: "Lächerlich, außerhalb jeder Logik." Und weil er gerade in Fahrt ist, bekommen außer dem Eurocup-Veranstalter auch der Weltverband Fiba und die nordamerikanische Profiliga NBA ihr Fett ab.

Mit einem Erfolg stünden die Münchner bereits als Gruppensieger fest

Und das Spiel gegen Fiat Turin? Ach ja, "wir müssen die Partie so verstehen, dass sie die wichtigste des ganzen Jahres ist", sagt Djordjevic und warnt sein Team, den Gegner erneut zu unterschätzen, so wie im Hinspiel, das 76:90 verloren ging. "Wir müssen sehr konzentriert sein", fordert er.

Mit einem Erfolg stünden die Münchner bereits vor dem letzten Spieltag als Sieger der Zwischenrunden-Gruppe F fest, was mit Annehmlichkeiten für die im März beginnende K.-o.-Runde belohnt wird, nämlich einem Heimvorteil. Bei einer Niederlage allerdings würde Turin (aktuell 2:2 Siege) aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs am FC Bayern (3:1) vorbeiziehen - und der müsste im abschließenden Spiel bei Lietuvos Rytas Vilnius in der kommenden Woche ums Weiterkommen bangen.

Aleksandar Djordjevic bangt derzeit allerdings mehr um die neue Aufgabenverteilung in seinem Team während Macvans Rekonvaleszenz. "Er hat der Mannschaft nicht nur statistisch viel gegeben", sagt der Coach über seinen zweitbesten Werfer und Rebounder: "Sein ganzer Einfluss auf die Gruppe ist schwer zu ersetzen. Jeder Spieler weiß, dass er jetzt eine Schippe drauflegen muss."

Macvans natürlicher Vertreter auf dem Spielfeld ist Danilo Barthel, der sich bisher schon mit dem Serben abgewechselt hat auf der Position vier, wie die Stelle des Power Forwards, des etwas kräftigeren Flügelspielers, im Branchenjargon beziffert wird. Weil Barthel aber jetzt nicht in jeder Partie durchspielen kann, sei der bislang wenig eingesetzte Alex King ebenfalls einer, "der ein paar Minuten übernehmen kann", sagt Djordjevic. Center Devin Booker kann ebenfalls aushelfen und von seiner angestammten Position auf die Vier rüberrutschen; kurzzeitig wird wohl auch Reggie Redding mal aufrücken, obwohl Djordjevic den vielseitigen Amerikaner lieber auf den kleineren Positionen mit den niedrigeren Nummern sieht. Des weiteren ist Vladimir Lucic eine Option, Macvans Platz auf dem Parkett einzunehmen, aber der 28-Jährige muss nach seinem Mittelfußbruch erst wieder fit werden. Es gebe zwar keinen konkreten Zeitplan für Lucic' Comeback, sagt der Coach, er hoffe aber, dass sein Landsmann nächste Woche wieder beim Teamtraining mitmachen könne.

Aleksandar Djordjevic sagt dann zwar noch, dass es "ein Fehler wäre, jetzt alles auf den Kopf zu stellen"; aber zumindest für den Bundesliga-Endspurt schließt er nicht aus, noch einen neuen Mann zu verpflichten, um Macvans Ausfall zu kompensieren. "Nicht um jeden Preis", schränkt Djordjevic allerdings ein, "er muss schon in die Mannschaft passen."

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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