Basketball:Im Schatten der Profis

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Trotz des Verlusts vieler Leistungsträger peilen die Pro-B-Basketballer des FC Bayern die Playoffs an.

Von Marie Schneider, München

Wahrscheinlich wollte der Coach auch mal schauen, wo seine Spieler in ein paar Jahren sein könnten. Demond Greene, Trainer der zweiten Basketballmannschaft des FC Bayern München, beobachtete im Hintergrund das Fotoshooting der Profis und plauderte mit einigen Spielern und Verantwortlichen. Meist ehrt es einen Trainer, wenn seine Spieler bei der ersten Mannschaft in der Bundesliga mittrainieren dürfen oder sogar im Spiel eingesetzt werden. Wenn dann aber von fünf Spielern nur zwei in die Vorbereitung des eigenen Teams zurückkommen, dürfte das die Freude relativieren. So erging es Greene nämlich in den vergangenen Monaten. "Über zwei bis drei Wochen haben von meinem Zwölferkader acht Leute gefehlt", erklärt der Coach. Dementsprechend geschwächt startet er am Sonntag (17 Uhr) gegen das Team "Orange Academy" aus Ulm in das erste Heimspiel der Pro-B-Saison.

Jason George zog sich beim Training mit den Bayern-Profis eine Bänderverletzung zu und wird noch mehrere Wochen ausfallen, der 2,05 Meter-Mann Matej Rudan leidet seit dem Üben im Bundesligakader unter Rückenproblemen und wird die ersten zwei, drei Spiele noch pausieren. Sasha Grant schließlich fehlte ebenfalls zu Beginn der Vorbereitung - er reiste mit den Profis zur Vorbereitung in die USA nach Miami und zum Turnier nach Uruguay. So holte sich Greene für die Trainingseinheiten Verstärkung aus der U19 und dem Regionalligateam. "Für die ganz jungen Spieler war es eine optimale Vorbereitung", erklärte der ehemalige Nationalspieler, der so versuchte, aus den dünn besetzten Einheiten das Beste zu machen und den Fokus auf individuelles Training zu legen.

„Man möchte sich natürlich steigern": Demond Greene hat einen jungen Kader zur Verüfung - und ambitionierte Ziele. (Foto: Claus Schunk)

Geschwächt sei das Farmteam der Bayern außerdem noch durch langwierige Verletzungen aus der vergangenen Saison: Jeremia Agyepong und Noah Jallow fehlen jeweils wegen Kreuzbandrissen, ob sie in der Spielzeit überhaupt spielen können, ist fraglich. Natürlich muss Greene auch anderweitige Änderungen in der Besetzung verkraften, die für ein ambitioniertes Farmteam üblich sind. Weil die größten Talente angesichts des edel besetzten Profikaders wenig Spielzeit erwarten dürfen, gibt sie der Klub frei. In Kilian Binapfl verliert die Mannschaft einen U-20-Nationalspieler an die Telekom Baskets Bonn, Aufbauspieler Bruno Vrcic wechselt nach Frankfurt und Nelson Weidemann wurde an Bamberg ausgeliehen. Center Nemanja Markovic beendete seine Karriere, Rijad Avdic verabschiedete sich ebenfalls vom FCB, ist bisher allerdings vereinslos. "Damit haben uns fünf Leistungsträger verlassen", erklärt Greene. Kompensiert werden diese fünf wichtigen Spieler durch lediglich zwei Zugänge: Nils Schmitz wechselte aus der U19 und dem Regionalligateam von Tübingen nach München. Der 18-jährige Point Guard sei ein "guter Perspektivspieler", er "wird in dem Alter ins kalte Wasser geschmissen", sagt Greene. Der 19-jährige Guard Moritz Noeres spielte vergangene Saison in Schwabing und unterstützt nun die Bayern auf den Positionen zwei und drei.

Trotz des jungen und nicht gerade üppig besetzten Kaders ist das Minimalziel des Trainers mit dem Erreichen der Playoffs ambitioniert: "Man möchte sich natürlich steigern im Vergleich zu letzter Saison. Doch das Halbfinale der Playoffs zu erreichen, wird sehr schwer. Also müssen wir das Ziel etwas zurückstecken", erklärt Greene. Er wolle vor allem jedem Spieler die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, und so coachen, dass jeder Spielzeit bekommt. "Natürlich wollen wir gewinnen. Aber nicht auf Kosten der Entwicklung der Spieler", sagt Greene. Durch den Weggang der fünf Leistungsträger habe sich die Rollenverteilung nun verändert. Viktor Frankl-Maus und Erol Ersek müssten "den nächsten Schritt machen" und mehr Verantwortung übernehmen als im Vorjahr.

Im Heimspiel am Sonntag (17 Uhr) wird sich zeigen, wie weit das Team ist, einen ersten positiven Eindruck haben die jungen Bayern zum Saisonstart in Gießen bereits hinterlassen. Beim 80:76-Sieg war Greene vor allem mit Einstellung, Kampfgeist und Willen seiner Spieler zufrieden.

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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