Eigentlich gab es nach dem Viertelfinalsieg des FC Bayern München nicht viel zu kritisieren für Sasa Djordjevic, schließlich hatte seine Mannschaft die Telekom Baskets Bonn deutlich mit 87:72 Punkten bezwungen und damit das Ticket zum Top-Four-Turnier im Pokal nach Berlin gelöst. Doch wer dem Trainer genau zuhörte, konnte sehr wohl ein bereits mehrmals beklagtes Defizit heraushören. Sein Center Devin Booker habe erst im letzten Viertel sein erstes Foul kassiert. Was Djordjevic nicht auf eine besonders umsichtige Spielweise des wuchtigen Amerikaners zurückführte, sondern auf zu wenig physische Präsenz. Djordevic hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass seine beiden großen Spieler auf dieser Schlüsselposition zu jung seien, was gleichbedeutend ist mit fehlender Erfahrung. Unabdingbar für einen Klub, der um Titel spielen will, unabdingbar auf internationalem Parkett.
Nun ist Abhilfe im Anflug: Die Bayern leihen dem Vernehmen nach bis zum Saisonende Center Maik Zirbes vom israelischen Spitzenklub Maccabi Tel Aviv aus. Dort spielte der deutsche Nationalspieler bis zuletzt in der Euroleague, musste aber immer mehr Spielzeit an den Kollegen Colton Iverson abtreten und fiel aus der Startformation. Den Münchnern würde der 26-Jährige gerade in Sachen Physis unter den Brettern weiterhelfen, was die Bayern bereits am eigenen Leibe erfahren mussten. Zirbes war nach zwei Jahren beim deutschen Meister Bamberg zum serbischen Topklub Roter Stern Belgrad gewechselt, wo er nicht nur zwei Meisterschaften gewann. In Belgrad entwickelte sich Zirbes zu einem europäischen Spitzenspieler, war zweimal maßgeblich an den Siegen gegen die Münchner in ihrer letzten Euroleague-Saison beteiligt. Vor allem körperlich ist der 2,07-Hüne enorm stark und präsent, genau das also, was Djordjevic bislang vermisste. Denn während Booker im Bayern-Team meist überzeugen konnte, schwanden die Einsatzzeiten für seinen Kollegen Ondrej Balvin von Spiel zu Spiel. Zuletzt durfte der 2,17 Meter große tschechische Nationalcenter immer nur für ein paar Minütchen auf das Feld. Im Pokalviertelfinale gegen Bonn ließ ihn Djordjevic die ganze Partie auf der Bank schmoren und gab sogar den Nachwuchskräften Georg Beyschlag und Karim Jallow Gelegenheit, sich den Fans zu zeigen. Es bedarf nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass die Tage des Tschechen an der Isar gezählt sind, das spanische Basketball-Magazin Gigantes del Basket meldet bereits die spanischen Erstligisten Estudiantes und Saragossa als denkbare Abnehmer.
Interessant wäre eine schnelle Leihe von Zirbes zudem, weil er auch international sofort spielen dürfte. Zirbes war nur in der Euroleague und nicht im Eurocup unterwegs. Die Wechselfrist für den internationalen Wettbewerb endet an diesem Dienstag, die Münchner haben schon wesentlich engere Deals hinbekommen. Am Mittwoch (Spielbeginn 18 Uhr) gastieren die ungeschlagenen Bayern beim litauischen Vertreter Panevezys, einem äußerst robusten Team. Der ideale Gegner für einen wie Zirbes, um sich vorzustellen.