Basketball:Hoeneß' Liebling

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Aufgepasst, gleich kommt ein Pass, mit dem keiner rechnet: Braydon Hobbs bei der Arbeit. (Foto: Christian Kolbert/Imago)

Braydon Hobbs besticht beim FC Bayern durch seine Antizipation. Auch gegen Frankfurt wird der 28-Jährige wohl keine Pause erhalten: Der als Ersatz für Spielmacher Stefan Jovic verpflichtete Point Guard ist zurzeit einfach unersetzlich.

Von Ralf Tögel, München

Es ist nicht anzunehmen, dass Braydon Hobbs eine Pause bekommt. Die hat er bereits gehabt, in der Partie gegen Würzburg. Hobbs ist Basketballprofi beim FC Bayern, einer von sieben ausländischen Spielern. Und eine dieser angeworbenen Arbeitskräfte darf am Samstagabend (20.30 Uhr) im Audi Dome gegen die Skyliners Frankfurt nicht mitspielen.

Bleibt eine Nationalmannschaft längerfristig hinter den Erwartungen zurück, zieht das eine Ursachenforschung nach sich. Meist folgt der Rückschluss auf unzureichende Nachwuchsarbeit, zu wenig Spielpraxis in der heimischen Liga, man kennt das. Dann werden Ausländerbeschränkungen erfunden, es gibt sie im Fußball, im Eishockey, im Volleyball wird darüber nachgedacht - und eben im Basketball. Dort dürfen maximal sechs Ausländer mitmachen, bei mindestens sechs deutschen Spielern. Weil der FCB aber neben der Meisterschaft gerne auch international erfolgreich mitmischen will, hat er sieben Ausländer verpflichtet, denn im Eurocup gibt es die Beschränkung nicht. Das machen viele ambitionierten und finanziell potenten Vereine so, einer muss halt im Liga-Alltag aussetzen. Hobbs dafür auszusuchen ist keine so gute Idee, denn besagte Partie gegen Würzburg ging prompt in die Hose, trotz eines zwischenzeitlichen 22-Punkte-Vorsprungs.

Dem Vernehmen nach mussten sich Hobbs' Mitspieler erst an seine No-Look-Pässe gewöhnen

Hobbs kam vom Liga-Konkurrenten aus Ulm, hat sich dort mit einer tollen Saison für höhere Aufgaben empfohlen und ist in München gelandet. Jetzt ist er wichtiger Bestandteil des edel besetzten Kaders. Der 28-Jährige wurde als Back-up für den serbischen EM-Silbermedaillengewinner Stefan Jovic geholt, der vielen als einer der besten Spielgestalter des Kontinents gilt. Back-up bedeutet, dass Hobbs den Serben bei der Arbeit entlasten soll. Das macht der US-Amerikaner so gut, dass auch FCB-Präsident Uli Hoeneß viel Gefallen am Spiel des Point Guard gefunden hat. Hoeneß hat ihn gar zu seinem Lieblingsspieler auserkoren.

Hobbs hat in der Tat außergewöhnliche Fähigkeiten. Am auffälligsten sind seine überraschenden No-Look-Pässe, mit denen er den Gegner narrt und dem Mitspieler Raum verschafft. Soll heißen: Er schaut nach rechts und passt nach links. Daran mussten sich dem Vernehmen nach einige neue Mitspieler erst gewöhnen. Darüber hinaus ist Hobbs ein sehr zielgenauer Distanzwerfer, er kann zudem ein Spiel lesen und lenken. Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic sagt: "Er ist ein sehr intelligenter Mensch, hat daher ein immenses Spielverständnis und kann Abläufe antizipieren." Außerdem sei Hobbs ein Spieler, der sich mit der Qualität des Kaders zu steigern weiß, keine schlechte Aussicht bei dem aktuellen Bayern-Personal. Und das Beste an allem: Hobbs kann all das zu jeder Zeit aus dem Stand. Der Amerikaner ist einer, der von der Bank ins Spiel kommt und der Mannschaft sofort hilft. Eine Kostprobe seines Könnens gab er im jüngsten Bundesligaspiel in Bremerhaven ab, als sich die Bayern zu einem unerwartet zähen 85:83-Sieg mühten. Im letzten Viertel verhinderte er zweimal in Folge mit einem Dreier einen Rückstand, ehe er in der Schlusssekunde den Pass an Center Devin Booker zum siegbringenden Korbleger gab. So einen lässt man besser nicht pausieren, das dürfte Bayern-Coach Aleksandar Djordjevic nach der Würzburg-Partie erkannt haben.

Nun also die Skyliners, die in der Tabelle punktgleich vor den Bayern stehen, der Dritte gastiert beim Vierten, es ist das nominelle Spitzenspiel des siebten Spieltags. Beachtenswert sind die Hessen allemal, allen voran ihr korbgefährlicher Spielmacher und Topscorer Philip Scrubb, der im Schnitt bisher 18 Punkte erzielt hat. Der kam vom griechischen Erstligisten AEK Athen, im Basketball dort nicht die ganz große Nummer, aber immerhin Gewinner des Europe Cups, des drittwichtigsten europäischen Wettbewerbs. Zweistellig pflegen auch die beiden Center Mike Morrison und Jonas Wohlfarth-Bottermann zu punkten, sowie die Guards Tai Webster und Quantez Robertson.

Dritter gegen Vierter: Die Skyliners reisen selbstbewusst zum Halloween-Spiel der Bayern

Es kommt auch zu einem Wiedersehen mit Richard Freudenberg, der bei den Bayern ausgebildet wurde und sich nach einem Auslandsstudium an der St. Johns University in New York nun den Hessen angeschlossen hat. Fehlen wird dagegen Center Daniel Mayr. Der ehemalige Münchner hat sich am Knie verletzt. Bei den Bayern sind alle Akteure an Bord, natürlich auch der ehemalige Skyliner Danilo Barthel, der seither eine bemerkenswerte Entwicklung genommen hat und zum wichtigen Stammspieler gereift ist.

Dennoch reisen die Frankfurter selbstbewusst zum "Halloween-Spiel" - dieses Motto haben die Bayern der Partie verpasst - nach München. Zwar reiste Frankfurt nach allen acht bisher gespielten Partien dort auch wieder ohne Punkte ab, Trainer Gordon Herbert sagte aber, dass sein Team während der Woche hervorragend trainiert habe. Gleichzeitig erinnerte er an das kraftraubende Spiel der Bayern in Israel. Ein Spieler wird sich davon erholen können und pausieren. Sollte nichts Unvorhersehbares passieren, wird es nicht Braydon Hobbs sein.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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