Basketball:Heiß aufs Finale

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„Anne hat das Spiel rechtzeitig in die Hand genommen“: Jahn-Führungsfigur Delafosse, 33. (Foto: Claus Schunk)

Jahn Münchens Zweitliga-Basketballerinnen erzwingen gegen Bad Homburg das Entscheidungsspiel im Playoff-Halbfinale.

Anne Delafosse schien nicht ihren besten Tag erwischt zu haben. Lediglich fünf Punkte hatte die Basketballerin für Jahn München bis zur Halbzeit im Aufstiegs-Playoff-Rückspiel gegen die Falcons Bad Homburg erzielt - das ist weit unter ihren Möglichkeiten. Nach 25 Minuten beim Spielstand von 45:46 änderte sich das Bild urplötzlich. "Anne ging dann in der Mannschaft vorne weg", stellte Jahn-Trainer Rüdiger Wichote fest, die Gastgeberinnen gewannen die Partie noch deutlich mit 78:66. Damit steht es 1:1 im Playoff-Halbfinale. Am kommenden Sonntag kommt es nun in Bad Homburg im dritten Spiel zum Showdown um den Finaleinzug in der zweiten Bundesliga Süd. Dort ist der USC Freiburg nach zwei Siegen über die SG Weiterstadt bereits angekommen. Die Lizenz für die erste Bundesliga hat Jahn München fristgerecht beantragt, Freiburg ebenfalls; Bad Homburg dagegen nicht.

Bis zum 31. März mussten sich die Playoff-Kandidaten erklären, ob sie bei sportlicher Qualifikation in die erste Liga aufsteigen würden. "Wir wollen es probieren, falls wir es sportlich schaffen", erklärte Wichote. "Alles andere wäre für die Mannschaft demotivierend gewesen." Bad Homburg ließ sich trotz der fehlenden Aufstiegsperspektive nicht hängen. Die Falcons machten einen 16:28-Rückstand in der ersten Halbzeit wett, immer wieder sprangen die Spielerinnen von der Ersatzbank hoch und jubelten kreischend, wenn Alexandra Polishchuk wiederholt zielsicher in den Münchner Korb traf. Die 30-jährige Kanadierin war als Spielmacherin und Topscorerin (23 Punkte) eine der herausragenden Akteurinnen auf dem Feld. Erst spät bekamen die Münchnerinnen sie in den Griff.

Trotz ihrer spielerischen Klasse haben die Gäste die erste Liga ad acta gelegt. "Wir könnten einen Aufstieg finanziell nicht stemmen", erklärte Liz Rhein, die Sportliche Leiterin der Falcons, die in München Cheftrainer Jay Brown vertrat. "Jedes Fußball-Kreisligateam wird bei uns besser unterstützt als Basketball", so Rhein. Wichote überraschte die Mitteilung der Hessen, auf den Aufstieg zu verzichten: "Die haben doch im Gegensatz zu uns schon mehrere ausländische Spielerinnen im Team."

Rhein erwartete nach dem 36:36-Halbzeitstand ein enges Match: "Das wird wohl erst mit dem letzten Wurf entschieden." Doch als Anne Delafosse und auch Leonie Fiebich aufdrehten, hielten die Jahn-Frauen die "Falken" früher in Schach, als es Rhein erwartet hatte. Wichote und Jahn-Manager Armin Sperber, der zugleich Assistenztrainer ist, glaubten sowieso an Delafosse. "Für uns war klar, dass Anne nicht zwei Halbzeiten lang so viel vorbeiwerfen würde", meinte Wichote nach Spielschluss. Zur rechten Zeit traf sie ja dann auch in Serie. "Jede von uns hatte ihre Phase", sagte Delafosse, "dadurch waren wir noch unberechenbarer." Vor allem Emily Bessoir hielt Jahn München lange Zeit mit ihrer Treffsicherheit im Spiel, als bei Delafosse und auch bei Fiebich noch nicht viel ging. Die 16-jährige Bessoir kam am Ende als Jahn-Topscorerin auf 28 Punkte und 14 Rebounds, zwei absolute Spitzenwerte. Verblüffend gut war auch ihre Quote von der Freiwurflinie: Elf von zwölf Würfen landeten von dort aus im Korb.

Die 33-jährige Delafosse, die schon viele Basketball-Schlachten erlebt hat, zeigte sich von ihrer länger anhaltenden Fehlwurfserie keineswegs irritiert. Sie steigerte sich noch unter dem Jubel des Publikums auf 18 Punkte. "Anne hat das Spiel rechtzeitig in die Hand genommen und alle emotional mitgerissen", lobte sie Wichote. "Es war eine riesige Energieleistung von allen", meinte Delafosse, die ihre Mannschaft immer wieder angetrieben hatte: "Wichtig war es, vor eigenem Publikum Emotionen zu zeigen." Das spornte auch Fiebich, 17, an, die in der zweiten Halbzeit ebenfalls auftrumpfte und 14 ihrer 18 Punkte erzielte.

Den Jahn-Anhängern in der sehr gut gefüllten Halle gefiel der leidenschaftliche Auftritt ihrer Mannschaft, sie feierten sie nach der Schlusssirene begeistert. Jetzt plant der Verein, einen Fanbus zum entscheidenden Spiel in Bad Homburg zu chartern. "50:50 sind die Chancen weiterhin", so lautet die vorsichtige Prognose von Trainer Wichote. "Wir glauben fest ans Finale, wir können das schaffen", ergänzte Delafosse. Sie klang viel zuversichtlicher als ihr Trainer.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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