Basketball:Großes B

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Du kommst hier nicht vorbei: Maxi Kleber blockiert den Laufweg des Berliners Elmedin Kikanovic (vorne, gelbes Trikot), Reggie Redding (li.) und Nick Johnson (re.) geben Flankenschutz. (Foto: Nordphoto/Imago)

Der einstige Branchenführer Berlin bekommt schmerzhaft zu spüren, dass ihm der FC Bayern in der Liga enteilt ist. Am Samstag erhält der Titelverteidiger im Pokalhalbfinale Gelegenheit zur Korrektur

Von Christopher Meltzer, München

Ein paar Jahre ist es bereits her, da tauchte in der Basketball-Bundesliga (BBL) ein neuer Begriff auf. Die Ausnahmestellung der Branchenführer Bamberg, Bayern und Berlin sollte unterstrichen werden. Wer "die drei großen B" erfunden hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, die Umschreibung wurde aber fortan fester Bestandteil des Liga-Vokabulars, bei den Marketingstrategen der BBL, in den Rubriken der Zeitungen und Onlineportale - fast in jedem Fachgespräch. Präsent ist der Begriff nach wie vor, stimmen mag er aber nicht mehr so ganz: Denn die drei großen B sind nicht mehr gleich groß.

Zwei deutsche Meistertitel in Serie haben Bamberg die Vormachtstellung eingebracht. Auch weil der Meister als einziger deutscher Vertreter in der neu formierten Euroleague mitmischt, inmitten der europäischen Elite. Bayern und Berlin spielen im Eurocup, der Nummer zwei der Klubwettbewerbe. Und dort lässt sich gerade trefflich beobachten, wie die beiden Rivalen auseinanderdriften. Während München unbesiegt durch die Zwischenrunde des Cups tänzelte, musste Berlin doch recht früh einsehen, auf diesem Niveau überfordert zu sein. An diesem Sonntagabend nun folgte die Bestätigung der These im direkten Vergleich.

Der 80:56-Endstand offenbarte den mehr als 12 000 Zuschauern in der Hauptstadt, wie weit sich der FC Bayern von Alba entfernt hat. Der unterlegene Trainer Ahmet Caki gab zu, dass die Gäste "defensiv sehr gut auf uns eingestellt" waren. Tatsächlich endeten die Alba-Angriffe meist in komplizierten Einzelaktionen. "Unsere Defense macht uns aktuell so stark. Wir machen es dem Gegner schwer, in seine Systeme zu kommen", bestätigte Maxi Kleber. Dass Bayerns Nationalspieler sich noch bemüßigt sah, die eigene Offensive einer kleinen Stilkritik zu unterziehen ("wir bewegen den Ball sehr gut, heute fast ein oder zwei Mal zu viel"), verriet viel über das aktuelle Münchner Selbstverständnis.

Nun kann man daran erinnern, dass es nur ein gewöhnliches Ligaspiel war, 40 Minütchen inmitten der langen Saison, muss man nicht überbewerten. Nur zeigt die Entwicklung der vergangenen Wochen, dass diese Münchner Überlegenheit kein Zufall ist. Beide Vereine hatten im Sommer einen neuen Trainer engagiert, auch die Spielerkader wurden recht umfangreich umgestaltet. Doch während sich der FCB an Titeln messen lassen muss, hatte Berlins Geschäftsführer Marco Baldi leisere Töne angeschlagen. Ziel sei, unter die besten Vier der Liga zu kommen. Der Saisonstart gab dem erfahrenen Manager recht, Alba startete derart holprig, dass Baldi sein Team recht oft in die Außenseiterrolle bugsierte. Genauso oft erinnerte Baldi daran, dass die beiden bayerischen B auch finanziell enteilt seien. Aus dem anfänglich giftigen Umgang mit dem neuen Konkurrenten aus München ist indes längst sportliche Rivalität geworden, gefördert durch die Erkenntnis, dass derlei der BBL und dem Sport hierzulande nur nützen kann. Eine andere Erkenntnis dürfte Baldi weniger gefallen: In einer Playoff-Serie wäre Berlin den Bayern derzeit wohl nicht gewachsen.

Der Liga-Showdown wird aber erst Ende Mai Thema, schon kommendes Wochenende steht das zweite Liga-Format im Fokus: Dann geht die Pokal-Endrunde in Berlin über die Bühne. Im Top-Four-Turnier genügen zwei Siege zum ersten möglichen Titelgewinn der Saison. Zwei Halbfinals, ein Finale, zweimal 40 Minuten, dann steht der Sieger fest. Die passende Pointe: Gastgeber Alba Berlin trifft am Samstag, 17 Uhr, auf den FC Bayern, von 20 Uhr an ermitteln Bamberg und Ludwigsburg den zweiten Finalisten. Man muss nicht erst an die Eigenart von Pokalspielen erinnern, um die Sonntagspartie einzuordnen. Die Bayern haben sicher auch das vergangene Jahr in Erinnerung, als sie in eigener Halle im Pokal-Finale düpiert wurden: vom vermeintlichen Außenseiter Berlin.

FCB-Coach Aleksandar Djordjevic geht wie Kollege Caki unbelastet ins Spiel, beide sind neu bei ihrem Klub. Das gilt auch für das Gros der Spieler, wie Berlins Peyton Siva. Der fehlte am Sonntag. Baldi hofft auf die Rückkehr seines "Denkers und Lenkers" ins Team. Die Pokalendrunde wäre auch ein wunderbarer Rahmen für ein Debüt des neuen Bayern-Centers Maik Zirbes. Zwei große Spieler, zwei große Klubs - da kann man sich die Buchstaben getrost schenken.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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