Basketball:Geduldsprobe für den Chef

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Der FC Bayern München verspielt mehrmals einen deutlichen Vorsprung, nutzt aber im letzten Viertel seine individuelle Überlegenheit zu einem deutlichen 77:57-Sieg bei den Frankfurt Skyliners

Von Ralf Tögel, München

Dem FC Bayern München genügte am Sonntag eine solide Vorstellung, um die Bundesliga-Partie bei den Frankfurt Skyliners deutlich mit 77:57 Punkten zu gewinnen und sich damit für den Aussetzer von Bonn vier Tage vorher zu rehabilitieren. In der Tabelle hat der Erfolg zwar keinerlei Auswirkungen, der FCB bleibt als Vierter weiter hinter seinen Ansprüchen zurück, immerhin hielt die Mannschaft von Trainer Sasa Djordjevic den Abstand nach hinten bei stabilen sechs Punkten.

Der Coach hatte ja eine Reaktion gefordert und der Teamhierarchie entsprechend war es der Kapitän, der mit gutem Beispiel voranging. Bryce Taylor war Bayerns Alleinunterhalter in der Anfangsphase, erzielte allein zwölf seiner 22 Punkte im ersten Viertel, traf mit drei Dreiern vor allem aus der Distanz fehlerlos. Maxi Kleber kam ebenfalls schnell auf Betriebstemperatur und beeindruckte die Gastgeber gleich mit zwei Blocks und einem Ballgewinn. Der Rest der Mannschaft schien aber ein bisschen Anlaufzeit zu benötigen, denn die Frankfurter, deren Ambitionen sich auf das Erreichen der Playoffs beschränken dürften, hielten munter dagegen. Rechtzeitig zum Ende der ersten zehn Minuten fanden die Gäste aber ihren Rhythmus, auch weil Spielmacher Nick Johnson nun die Fäden zog. Der amerikanische Zugang findet sich immer besser mit dem in der Bundesliga praktizierten Basketball zurecht, trifft sicher und bringt seine Mitspieler in Position. Auch dank einer Steigerung in der Defense übernahmen die Bayern zusehends die Kontrolle, führten nach dem ersten Viertel mit 22:16 und brachten diesen Schwung auch in den zweiten Abschnitt. Viertelübergreifend gelang den Bayern ein 13:0-Lauf zur beruhigenden 29:16-Führung, danach aber offenbarten die Münchner ihre bislang große Schwäche: die fehlende Konstanz. Ob es an der Konzentration liegt, an Leichtsinn oder doch an mangelndem Teamspiel, dies zu ergründen wird Djordjevic noch so manch schlaflose Nacht bescheren. Jedenfalls war seine Auswahl keinesfalls gewillt, ihm auch nur diesen Arbeitstag in der hessischen Metropole zu einem ruhigen zu gestalten. Denn bis zur Pause gestatteten es die Münchner den Gastgebern, durch leichte Fehler, schlechte Würfe oder falsche Entscheidungen, auf 33:40 zu verkürzen.

Und nach dem Wechsel prüfte das Team die Geduld seines serbischen Chefs an der Außenlinie weiter. Vor allem das Frankfurter US-Duo Quantez Robertson und Shavon Shields (je 14 Punkte) brachte die Gastgeber beim 43:42 sogar erstmals in Führung. Immerhin zeigten sich die Bayern in den Phasen, in denen der Gegner aufkam und das Publikum aufwachte, deutlich souveräner als zuletzt in Bonn. Taylor und Reggie Redding (13) per Dreier sowie Johnson (10) und Heimkehrer Danilo Barthel (11), er war von den Skyliners zum FCB gekommen, beendeten die Hoffnungen der Hessen und hievte den Abstand wieder in einen zweistelligen Bereich (56:45, 28.).

Die Skyliners wehrten sich noch einmal nach Kräften und schlossen zum Ende des dritten Viertels auf 52:56 auf, doch danach waren diese aufgebraucht. Der FCB hielt auch dank seiner Bank und den individuellen Möglichkeiten das Tempo hoch und gewann das Schlussviertel gegen einen Gegner, der seine Unterlegenheit zusehends anerkannte, mit 18:5 Punkten.

Trotz des letztlich standesgemäßen Ergebnisses gegen einen vor allem in der Offensive limitierten Gegner - Frankfurt hat mit knapp 68 Punkten im Schnitt den schlechtesten Wert der gesamten Liga - offenbarten die Bayern erneut unerklärliche Leistungsschwankungen. "Wir haben das Spiel mit Teamgeist entscheiden" fand FCB-Topscorer Taylor, der aber auch Luft nach oben zugab: "Wenn wir aggressiv verteidigen und uns gegenseitig helfen, dann werden wir auch noch besser." Die nächste Gelegenheit lässt nicht lange auf sich waten. Am Mittwoch gastiert Podgorica im Eurocup in München.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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