Basketball:Feste Größe

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"Sie hat den Kraftraum schon einige Stunden gesehen": Leonie Fiebich, gegen Keltern beste Rebounderin. (Foto: Johannes Simon)

Leonie Fiebich, 16, beeindruckt bei ihrem Zweitliga-Debüt für den TS Jahn München mit Athletik und Präsenz

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Leonie Fiebich fällt auf. Körperlich, klar, mit 1,90 Meter. Vor allem aber athletisch. Die Selbstverständlichkeit, mit der die 16-Jährige Rebounds aus der Luft pflückt, ist nicht alltäglich im Frauenbasketball. "Sie spielt so, als ob sie schon immer dabei gewesen wäre", sagt Armin Sperber, Manager des Zweitligisten TS Jahn München, der am Sonntag sein Saisondebüt gegen Keltern deutlich mit 76:56 Punkten gewonnen hat. Auch für Leonie Fiebich war es das Debüt in Liga zwei. Sie war knapp 13 von 40 Spielminuten auf dem Feld. Vier Punkte und acht Rebounds standen am Ende für sie auf dem Spielbericht. Doch Statistik ist bedingt aussagekräftig.

Fiebich beeindruckt vor allem mit ihrer enormen körperlichen Präsenz. "Sie hat den Kraftraum schon einige Stunden gesehen", sagt Sperber. Dazu kommt die individuelle Betreuung durch Jezabel Ohanian. Die bald 39-Jährige ist immer noch eine der besten Shooting Guards der Liga - und jetzt auch offiziell Athletiktrainerin ihres Teams. Als Jugendnationalspielerin habe Fiebich ein bestimmtes Rahmenprogramm zu absolvieren, erläutert Jahn-Trainer Rüdiger Wichote. An den Details werde im Verein gearbeitet.

Für Leonie Fiebich ist die Detailarbeit durchaus wichtig, weil sie verletzungsanfällig ist. Bänderrisse in beiden Knöcheln musste sie schon verkraften. Mit ihrem ersten Auftritt in der zweiten Liga war sie noch nicht zufrieden. "Die Defensive war schlecht", sagt sie: "Meine Fußarbeit war nicht gut." Fiebich bestätigt, dass mehrere Erstligisten ihr Angebote gemacht hätten. Sie entschied sich aber für den Verbleib in München, wo sie bereits in der Jugend-Bundesliga spielte. "Für mich ist wichtig, dass ich zu Hause wohnen bleiben kann", sagt sie. Ihr Zuhause ist Landsberg, wo sie die Fachoberschule besuchen wird. Um bei Jahn München Zweitliga-Basketball zu spielen, nimmt sie einiges in Kauf. Dreimal die Woche fährt sie mit dem Zug zum Training in den Münchner Osten. Die einfache Fahrt dauert etwa zwei Stunden.

Rüdiger Wichote hat noch drei weitere Talente zu integrieren. Gegen Keltern kamen neben Fiebich auch Johanna Häckel und Lea Pfeifer, beide 16, zum Einsatz. Emily Bessoir, 14, musste noch zuschauen, Häckel und Pfeifer spielten jeweils fünf Minuten. "Alt und Jung scheint kein zu Problem zu sein", meint Wichote. "Sie machen es mir alle sehr leicht." Die Stimmung in der Mannschaft sei auch deshalb so gut, weil die arrivierten Kräfte ihre Erfahrung nicht heraushängen ließen. Neben Jezabel Ohanian zeigte Magdalena von Geyr, 32, einmal mehr, wie wichtig sie für das Team ist: Mit 26 Punkten war sie erneut Münchens Topscorerin. Überraschend folgte dahinter Verena Seligmann mit 15 Zählern, die wohl ihr bestes Spiel in der zweiten Liga machte. "Das war richtig stark von ihr, da zahlt sich ihr Trainingsfleiß aus", lobt Wichote die 22-Jährige.

Leonie Fiebich nimmt "Input-Tipps", wie sie sagt, von älteren Mitspielerinnen gerne entgegen. "Da kann man immer etwas lernen." Sie entstammt einer Basketball-Familie. "Vater, Bruder, Onkel, Tante, alle haben gespielt oder spielen Basketball", sagt Fiebich. Sie sei von klein auf mit in der Halle gewesen. Talent, körperliche Voraussetzungen und Leitungsbereitschaft bringt sie mit. "Sie ist eine vollwertige Zweitligaspielerin", bescheinigt Wichote ihr nach ihrem ersten Auftritt. Ehrgeizig ist die Landsbergerin noch dazu, ein ebenso wichtiges Kriterium, um Erfolg zu haben. So waren ihr die acht Rebounds - der mit Abstand beste Wert in der Jahn-Formation - nicht genug. "Auch das ist noch steigerbar", sagt Fiebich.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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