Basketball:Explosives Gemisch

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Geduldsspiel: Am liebsten würde Andreas Seiferth schon in München Körbe werfen. (Foto: dpa)

Stimac geht, Seiferth kommt: Der FC Bayern hat seine Kaderplanung fast abgeschlossen. Die Frage ist nur noch, ob Heiko Schaffartzik sich mit der Rolle des Ergänzungsspielers anfreundet

Von Matthias Schmid, München

Marko Pesic weilte am Dienstag auf dem Stuttgarter Flughafen. Nachdem der Sportdirektor der Bayern-Basketballer am Vormittag sein Auto in die enge Parklücke navigiert hatte, ging er anschließend allerdings nicht ins Terminal, um in den Urlaub zu fliegen. Auf ihn wartete statt des Flugzeugs auf dem Rollfeld im nahe gelegenen Hotel eine Arbeitssitzung, die Manager der Basketball-Bundesliga trafen sich in Leinfelden-Echterdingen zur turnusgemäßen BBL-Tagung. Pesic konnte den Termin entspannt angehen, seine Kaderplanung beim FC Bayern hat er bis auf eine Personalie abgeschlossen, nachdem die Münchner am Tag zuvor die Verpflichtung des Nationalspielers Andreas Seiferth (Quakenbrück) verkündet hatten.

Dass dafür der serbische WM-Zweite Vladimir Stimac nach nur einer Saison den Verein schon wieder verlassen muss, ist für Pesic keine große Sache. "Für uns war es keine Option, Stimac als siebten Ausländer zu behalten", begründet er die Trennung von dem wuchtigen Center. Stimac hätte in der Bundesliga nicht auflaufen dürfen, nachdem die Bayern schon sechs ausländische Spieler unter Vertrag haben. "Vladimir ist ein Profi, der spielen muss, um sein volles Potenzial entfalten zu können", findet Pesic. Stimac und US-Profi John Bryant sind sich in ihrer Spielanlage sehr ähnlich, beide haben ihre Stärken direkt unterm Korb, vor allem Stimac ist ein Wühler, der noch an Abpraller vom Brett gelangt, die andere schon verloren gegeben haben.

Nach der Rückkehr von Deon Thompson hatte sich daher schon angedeutet, dass sein größter Förderer, Trainer Svetislav Pesic, nicht weiter mit ihm planen würde. Denn neben Bryant hat der Cheftrainer nun in Thompson einen weiteren großen Spieler, der sich auf der Position fünf wohl fühlt und neben seiner Gerissenheit vor allem auch Athletik mitbringt, bereits in den Playoffs der Meistersaison im vergangenen Jahr lief der 2,04 Meter große US-Amerikaner häufiger als Center auf. In Seiferth, Thompson und Bryant sowie Dusko Savanovic und Zugang Maximilian Kleber haben die Bayern-Verantwortlichen nun auf den großen Positionen eine explosive Mischung aus erfahrenen und hochbegabten Spielern gefunden, um das Niveau noch mal anzuheben, um in der Bundesliga die Meisterschaft von Bamberg zurückholen und auch in der Euroleague mit den Besten mithalten zu können. "Wir sind nun deutlich variabler als im Vorjahr", sagt Marko Pesic, "weil jeder mit jedem ein gutes Duo in Korbnähe bilden kann."

Nach Stimacs Weggang kann sich Pesic allerdings auch Kleber direkt unterm Brett vorstellen. "In Spanien habe ich Sequenzen von ihm gesehen, in denen er gegen Center sehr gut verteidigt hat", sagt der ehemalige Nationalspieler. Von Kleber und Seiferth erwartet sich Pesic eine gedeihliche Entwicklung: "Sie sind beide hungrig und passen auch charakterlich sehr gut in die Mannschaft."

Am liebsten hätte der 26-jährige Seiferth sofort seine Koffer gepackt und wäre nach München umgezogen. "Doch im Moment ist ja niemand da, der mit ihm trainieren könnte", sagt Pesic. Auch sein Vater gönnt sich mal eine Auszeit und erholt sich in seinem Haus in Barcelona. Deshalb hält sich der gebürtige Berliner Seiferth in seiner Heimatstadt auf und trainiert individuell - er fehlt im deutschen Aufgebot für die EM im September genauso wie Kleber. Nach seiner Fuß-Operation wird der 23-jährige gebürtige Würzburger in den nächsten Tagen seine Muskulatur auf dem Rad und im Wasser wieder aufbauen. "Es sieht ganz gut bei Maxi aus", sagt Pesic.

Der Sportdirektor gibt sich ganz gelassen in diesen Tagen. Er weiß, dass er einen guten und tiefen Kader hat, weil es die Münchner schafften, in Alex Renfroe (Alba Berlin) den neben dem Bamberger Brad Wanamaker wohl besten Spielmacher der Bundesliga zu locken. "Wir waren ja schon in der letzten Saison nah dran an Bamberg", sagt Pesic. Erst im fünften und letzten Finalspiel hatten sie das Nachsehen gegen die Oberfranken. Jetzt geht es bei der Personalplanung nur noch darum, ob Heiko Schaffartzik bleibt. Es liegt allein am Nationalspieler, ob er sich mit der Rolle des Ergänzungsspielers anfreunden kann.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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