Basketball:Ende mit Schlussoffensive

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Zu viele Ballverluste: FC-Bayern-Spielmacher Wade Baldwin macht in Athen eine unglückliche Figur. (Foto: ANE Edition/imago)

Der FC Bayern kann die Euroleague-Partie gegen Panathinaikos Athen nicht mehr drehen und fällt nach der zweiten Niederlage in Folge in der Tabelle vom zweiten auf den vierten Tabellenplatz zurück.

Von Joachim Mölter, Athen/München

In den letzten zwei, drei, vier Minuten ihrer Euroleague-Partien sind die Basketballer des FC Bayern München meist zu großer Form aufgelaufen in dieser Saison, das ist offensichtlich nicht unbemerkt geblieben im höchsten Wettbewerb des Kontinents. Panathinaikos Athen war am Freitagabend jedenfalls vorbereitet auf die Schlussoffensive der Münchner, es wehrte sie ab und beendete mit dem 83:76 (44:35)-Sieg eine Serie von vier Niederlagen. Die Münchner hingegen verloren nach dem 81:89 gegen Titelverteidiger ZSKA Moskau eine Woche zuvor zum zweiten Mal nacheinander und fielen mit einer Bilanz von nun 7:4 Erfolgen vom zweiten auf den vierten Tabellenplatz zurück.

Fünf ihrer sieben Siege hatte die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri erst in der Schlussphase gesichert, beginnend im Oktober mit dem 85:82 bei Maccabi Tel Aviv. Das 75:71 bei Fenerbahce Istanbul gelang dann, obwohl die Münchner zu Beginn der letzten zehn Minuten mit zehn Punkten zurücklagen (48:58). Die deutlichen Heimsiege über Roter Stern Belgrad (74:59) und Valencia BC (90:79) resultierten aus zunächst knappen Führungen - 61:59 (36.) gegen die Serben, 79:78 (38.) gegen die Spanier. Und die Partie bei Anadolu Efes Istanbul drehten die FC-Bayern-Profis nach dem 55:64 (34.) noch in ein 74:71. Nur gegen Alba Berlin (90:72) und Olympiakos Piräus (74:68) mussten sie sich zum Ende hin nicht mehr so arg anstrengen.

Die Begegnung mit dem viermaligen Euroleague-Champion Athen schien den üblicheren Verlauf zu nehmen: Dreieinhalb Minuten vor Schluss hatten sich die Münchner auf 70:72 herangekämpft, die Partie schien ein weiteres Mal zu ihren Gunsten zu kippen. "Da war es ein Spiel um einen Ballbesitz", resümierte Andrea Trinchieri, "doch dann haben wir drei kritische, entscheidende, schreckliche Fehler gemacht, die uns den Sieg gekostet haben." Der Italiener verortete die Fehler zwar alle in der Verteidigung, aber einer entstammte auch dem Angriff: Spielmacher Wade Baldwin unterlief ein Abspielfehler, der zum Gegenstoß führte und dem 77:70 durch Nemanja Nedovic (insgesamt 17 Punkte). Da waren noch zwei Minuten zu spielen. Nachdem die Münchner dann in den Abwehr einen Offensiv-Rebound der Athener zuließen, nutzten die Gastgeber ihre zweite Chance zum 79:70 - der 2,03 Meter große Ioannis Papapetrou warf einfach über den zehn Zentimeter kleineren Baldwin hinweg.

Der 24 Jahre alte Amerikaner machte an diesem Abend generell eine unglückliche Figur, vor allem in der Schlussphase. Nach dem 79:70 fingen die Athener einen weiteren Pass von ihm ab und machten so eine weitere Chance zunichte, den Abstand zu verkürzen. Und kurz vor dem Ende verwehrten sie ihm den Zug zum Korb, was in einen weiteren Gegenstoß und Athens Schlusspunkten durch Nedovic mündete.

Es waren bittere Momente für Baldwin, der ja mit dem erneut überragenden Vladimir Lucic (20 Punkte) maßgeblichen Anteil daran hat, dass der FC Bayern so gut wie noch nie in die Euroleague gestartet ist. Mit durchschnittlich 13,7 Punkten pro Partie ist Baldwin zweitbester Scorer nach Lucic (14,6). Er ist bester Vorlagengeber des Teams mit vier Assists im Schnitt und einer der erfolgreichsten Balldiebe der Liga mit 1,45 Steals. Mit zwölf Punkten und drei Vorlagen kam Baldwin am Freitag zwar an sein gewohntes Niveau heran. Aber er leistete sich auch wieder sieben Ballverluste, wie eine Woche zuvor gegen ZSKA Moskau - ein Indiz, dass die Gegner sich zunehmend auf ihn und seine Spielweise einstellen. Es ist offensichtlich nicht unbemerkt geblieben, dass der Mann aus New Jersey gerade den besten Basketball seiner jungen Karriere spielt.

Am nächsten Freitag haben die FC-Bayern-Basketballer die Chance, sich zu rehabilitieren: Da empfangen sie den Tabellenletzten Khimki Moskau. Ein Selbstläufer wird das nicht, "in der Euroleague muss man jedes Spiel ernst nehmen, das habe ich voriges Jahr bei Olympiakos Piräus gelernt", sagt der im Sommer nach München gewechselte Baldwin. Am Freitagabend ist das noch einmal bestätigt worden: Da hat Lyon-Villeurbanne den letzten Platz verlassen dank eines 80:68 über den Tabellenersten FC Barcelona.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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