Basketball:Eisvogel mit Größenvorteil

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"Wir sind mega motiviert": Jahn Münchens neue U-20-Nationalspielerin Leonie Kambach. (Foto: FIBA/oh)

Leonie Kambach ist ein Glücksfall für den Basketball-Zweitligisten Jahn München.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Groß war die Freude bei den Zweitliga-Basketballerinnen der TS Jahn München, als Leonie Kambach sich zu einem Wechsel entschloss, und das im Wortsinn. Denn die 20-jährige Mediendesign-Studentin, die zuletzt beim Erstligisten Eisvögel USC Freiburg spielte, vergrößert den Kader in jeder Hinsicht. Der ist vor dem Saisonauftakt am Sonntag (15.30 Uhr) in Würzburg erheblich geschrumpft. Gleich sieben Spielerinnen haben den Verein verlassen, nur vier sind dazugekommen. Da ist die U-20-Nationalspielerin Kambach ein Glücksfall. "Doch erst einmal sind wir überhaupt froh, dass wir wieder spielen können", sagt Trainer Markus Klusemann.

Seit Mitte März, als die vergangene Spielzeit ohne Wertung abgebrochen wurde, sind sieben Monate vergangen. Noch glaubt der Jahn-Coach, der zusammen mit Co-Trainerin Petra Fackler mit der Mannschaft in die zweite Saison geht, nicht so recht, dass alles ohne erneuten Corona-Stopp durchläuft. "Wir hoffen, dass es eine Saison wird", sagt Klusemann. Ohne Zuschauer zu spielen, sei nicht die Wunschvorstellung. Im Sommer habe man draußen trainiert, seit September werden in der Halle Spielsysteme einstudiert. Auch das war nur eingeschränkt möglich, weil der Kreis der Spielerinnen häufig zu klein war. Wenn Klusemann den Kader aufzählt, kommt er auf gerade mal acht Akteurinnen. "Drei sind noch in der Probephase", sagt er. Ob im Lauf der Saison noch Spielerinnen aus der Nachwuchs-Bundesliga zum Kader stoßen, bleibt abzuwarten.

Die sieben Weggänge schmerzen umso mehr, da es sich um Leistungsträgerinnen handelt. Darunter ist Topscorerin Emily Bessoir, die sich nach Kalifornien verabschiedet hat und womöglich bald in der US-amerikanischen Profiliga auftauchen wird. Auch Centerin Anna Heise ist weg, ebenso Lea Pfeifer, die im Ausland ein Medizinstudium begonnen hat. Johanna Häckel studiert in Würzburg Medizin, hat sich dem dortigen Zweitligisten angeschlossen und wird schon am Sonntag also ein Wiedersehen mit ihrem langjährigen Klub erleben. Aufbauspielerin Fanny Szittya hat sich ebenfalls abgemeldet. Die Zwillinge Sarah und Jessica Lange sind in die USA gereist, um dort mit einem Stipendium zu studieren.

Aus einer sehr groß gewachsenen Mannschaft ist jetzt auch körperlich eine eher kleine geworden. "Vorher waren wir riesig", sagt Klusemann, "jetzt sind wir dafür schneller und wendiger." Immerhin treibt Leonie Kambach, 1,87 Meter, die Durchschnittsgröße etwas in die Höhe und kommt deshalb als Centerin infrage. Sie ist schon im Juli nach München gekommen und hat die komplette Vorbereitung mitgemacht. Die erst 17-jährige Paula Graichen (1,85 Meter), die von einem USA-Aufenthalt zurückgekehrt ist, könnte sich mit ihr auf dieser Position abwechseln. Theresa Spatzier, 18, hat zuvor beim USC Heidelberg gespielt und soll als Aufbau- und Flügelspielerin möglichst die Rolle von Fanny Szittya übernehmen. Vom Stamm des Vorjahres sind nur noch Verena Seligmann, Talena Fackler, Olivia Borsutzki und Jella Molz übrig.

Erstmals seit Jahren haben für die Südstaffel zwölf Vereine gemeldet. "Das ist eine nette Überraschung", sagt Klusemann. Im März standen Bamberg, Bad Homburg und Würzburg vorne, die Münchnerinnen waren Fünfte. Ihr erstes Pflichtspiel im Pokal gegen den Erstligisten Heidelberg ging zwar 61:101 verloren. "Wir sind trotzdem alle mega motiviert und mit großer Energie bei der Sache", sagt Leonie Kambach. Jede Größe ist willkommen.

© SZ vom 24.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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