Basketball:Dynamischer Aufsteiger

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Zum Beispiel Georg Beyschlag: Der Spielmacher bekommt regelmäßig Einsätze bei den Bayern-Profis in der BBL - im Bild links gegen Berlin. (Foto: imago)

Der FC Bayern München II hat es in der ProB auf Anhieb in die Playoffs geschafft. Das Nachwuchskonzept zieht auch ausländische Talente an.

Von Christoph Leischwitz, München

Am Ende wurde die Partie bei den Iserlohn Kangaroos ein wenig hektisch, nach einer furiosen Aufholjagd schlichen sich noch einmal Fehler ein, und so ging das Spiel doch noch verloren. Aber auch, wenn die zweite Mannschaft des FC Bayern München zum Auftakt der ersten Playoff-Runde in der Verlängerung nicht alles abrufen konnte - das Team lernt schnell dazu.

Jahrelang hatte die Mannschaft in der Basketball-Regionalliga gespielt, vergangene Saison war endlich der Aufstieg in die zweite Bundesliga ProB gelungen. Dort gelang mit 13 Siegen und neun Niederlagen auf Anhieb eine positive Bilanz. "Ein einziger Spieler von uns hatte vorher ProB-Erfahrung", sagt Trainer Oliver Kostic mit ein bisschen Stolz in der Stimme. Und die Überkreuz-Duelle mit den unbekannten Gegnern aus dem Norden, das sei ein Bonus, den man gerne mitnehme.

"In der Regionalliga sind nicht so viele Amerikaner rumgelaufen wie in der ProB."

Nach der knappen 73:77-Niederlage wirkt der Fünfte der Südstaffel auch alles andere als chancenlos gegen den Vierten aus dem Norden. Sollten die Bayern am Samstag (14 Uhr, Audi Dome) gewinnen, steht das entscheidende dritte Spiel am Dienstagabend im Sauerland an.

Eine Runde und dann vielleicht sogar noch eine Runde weiter, die aktuellen Spiele werden als willkommener Zuschuss gesehen: Es geht vor allem darum, Erfahrung zu sammeln. Aufbruchstimmung herrschte allerdings schon lange vor dem Erreichen der Playoffs. Schlüssel für die neue Dynamik in der gesamten Nachwuchsarbeit der Bayern war der Aufstieg in diese Liga mit ihren erwachsenen Routiniers, an denen sich die Talente nun abarbeiten können. "In der Regionalliga sind nicht so viele Amerikaner rumgelaufen wie jetzt in der ProB. Ich kann das jungen Spielern nur empfehlen: So früh wie möglich auf so einem hohen Niveau zu spielen", sagt zum Beispiel Junioren-Nationalspieler Nelson Weidemann, der kommende Woche 18 Jahre alt wird.

Weidemann selbst kam nicht zufällig zur neuen Spielzeit vom Nürnberger BC nach München. Viele Zweitvertretungen gibt es nicht in der ProB, das macht die Mannschaft über die Region hinaus attraktiv. Aktuell ist der Münchner Aufbauspieler Georg Beyschlag der einzige Pendler zwischen Profis und Nachwuchs, er bekommt auf der großen Bühne BBL regelmäßig ein paar Minuten Einsatzzeit. Doch das könnte sich bald ändern. "Der Weg aus der Regionalliga war lang", sagt FCB-Sportdirektor Marko Pesic, doch man wollte diesen Weg unbedingt aus eigener Kraft gehen, Angebote für Kooperationen habe man ausgeschlagen. Und wenn es dann klappt, so Pesic, dann sei es klar, dass "wir irgendwann interessant werden für ausländische Talente".

Diese sind vor Kurzem eingetroffen. Der Bosnier Amar Gegic, 18, kommt vom renommierten Ausbildungsverein Spars Sarajevo, spielt ebenfalls für die Auswahl seines Landes und hat in der ProB schon viele Punkte beigesteuert. Noch mehr Aufsehen erregte die Verpflichtung von Marko Pecarski aus Belgrad. Der Center ist Sohn des früheren Euro-League-Siegers Miroslav Pecarski und gilt als eines der vielversprechendsten Talente Europas. "Er ist erst seit ein paar Wochen da", sagt Pesic, der 2,06-Meter-Mann kam rechtzeitig zu seinem 17. Geburtstag nach München und lebt in einer WG mit mehreren anderen Spielern, die ihm bei der Integration auf und abseits des Parketts helfen. Im ersten Playoff-Spiel in Iserlohn kam er noch nicht zum Einsatz, steht aber bei mehreren Teams im Kader, um die Spielsysteme zu verinnerlichen. Im letzten Saisonspiel für die U19 erzielte Pecarski 25 Punkte und half auf diesem Weg mit, den zweiten Platz in der Abschlusstabelle zu sichern. Auch in diesem NBBL-Team tummeln sich so viele Talente, dass Pesic erwartungsfroh sagt: "Die Mannschaft wird uns noch sehr viel Spaß machen." In der NBBL beginnen am Wochenende die Playoffs, die U19 der Bayern mit ihrem Trainer Demond Greene startet am Sonntag mit einem Heimspiel gegen die Basketball-Akademie Ludwigsburg (17 Uhr, Halle an der Säbener Straße).

Mittlerweile haben die Bayern Strukturen, die dem Nachwuchs Profi-Perspektiven bieten

Die Verpflichtung von Spielern wie Gegic und Pecarski ergibt auch deshalb Sinn, weil die so genannte Homegrown-Regelung in der BBL gelockert wurde: Um als deutscher Spieler zu gelten, muss dieser jetzt drei Jahre am Spielbetrieb des Vereins teilgenommen haben - vorher waren es verpflichtende drei Jahre in Jugendteams gewesen.

Der Weg vom erfolgreichen ProB-Talent zum Stammspieler in der höchsten deutschen Liga ist weit, vielleicht sogar ähnlich weit wie von der U23 zu den Profis bei den Fußballern, wo bei den Bayern seit Jahren kein Eigengewächs den Sprung geschafft hat. "Wir waren vorher von Struktur und Wettbewerb nicht in der Position, um eine Perspektive für die erste Mannschaft zu bieten", sagt Marko Pesic. Jetzt ist zumindest die Perspektive schon einmal geboten.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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