Basketball 2. Regionalliga Süd:Duell der Systeme

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Zurück in die Zukunft: Felix Schmidt will mit den München Baskets wieder in die 1. Regionalliga. (Foto: Claus Schunk)

Das letzte Saisonspiel, beide Teams liegen punktgleich mit nur einer Niederlage vorne: Der DJK Sportbund München empfängt die Baskets zum Endspiel um den Aufstieg in die 1. Regionalliga.

Von Matthias Schmid, München

Helmut Handwerker telefoniert noch regelmäßig mit Christian Standhardinger. Der Basketball-Abteilungsleiter des DJK Sportbund München verfolgt die Karrieren seiner ehemaligen Spieler ganz genau. "Christian", sagt der 87-Jährige also, "ist im Moment nicht allzu glücklich." Standhardinger war vor der Saison vom Collegeteam der Hawaii Rainbow Warriors zum Bundesligisten Mitteldeutscher BC gewechselt. Nach erfolgreichem Start findet sich der gebürtige Münchner nun immer häufiger auf der Bank wieder. Man dürfe ihn nicht in irgendein System pressen, sagt Handwerker, "er war schon als Zehnjähriger ein sehr kreativer Spieler."

Wer sich mit Handwerker über Basketball unterhält, merkt schnell, dass er vom Profisport nicht allzu viel hält, im Gegenteil. "Es ist ein Verbrechen an der Jugend", sagt er dann gerne. Handwerker liebt den Amateursport. Aus diesem Grund macht es ihn ganz besonders stolz, dass die erste Männer-Mannschaft mit überwiegend selbst ausgebildeten Spielern am Samstag (19 Uhr, Fischer-von-Erlach-Halle) die große Chance zur Meisterschaft in der 2. Regionalliga Süd hat. Der Spielplan sieht sogar ein richtiges Endspiel gegen die München Baskets um den Aufstieg vor. Es ist das letzte Saisonspiel, beide Mannschaften liegen punktgleich mit nur einer Niederlage vorne. "Sieben Spieler in der Mannschaft haben bei uns mit dem Basketball begonnen", hebt Handwerker hervor. Niemand bekommt auch nur einen Cent für den Sport. "Wer Geld will" fügt er hinzu, "soll bei mir das Jugendtraining übernehmen. Da zahle ich gerne etwas dafür."

Handwerker hat die Basketballsparte des Sportbunds vor 47 Jahren gegründet, aufgebaut und geprägt. Er lebt sie bis heute mit großer Leidenschaft. Und er pflegt den Amateursportgedanken wie kein anderer in München. Dass er es wirklich ernst meint mit der Nachwuchsförderung ist auch an den zahlreichen Erfolgen abzulesen. 1974 hatte der Klub sogar die deutsche B-Jugendmeisterschaft gewinnen können. Der Sportbund ist so etwas wie der Gegenentwurf zum Gegner des Wochenendes, den Baskets, die ein Jahr nach dem Abstieg wieder zurückdrängen in die semiprofessionelle 1. Regionalliga, wo immer mehr der prägenden Spieler Geld bekommen.

Im Gegensatz zum Sportbund sind die Baskets deshalb auf Sponsoren angewiesen. "Doch es wird immer schwieriger in München, welche zu finden", sagt der langjährige Vorsitzende Janos Belik, der im vergangenen Jahr nach 20 Jahren aufgehört hat. Auch unter dem neuen Präsidenten Uwe Horn gehört es zum Selbstverständnis des ehemaligen Zweitligisten, zumindest in der vierthöchsten deutschen Klasse mitzumischen. Der Verein hat deshalb den Großteil des Kaders nach dem Abstieg vor einem Jahr gehalten. Mit fünf Zugängen und dem neuen Trainer Kwam Walton hatte sich nach wenigen Spielen schon gezeigt, dass sie gut genug sind, um den Aufstieg verwirklichen zu können. "Am Samstag geht es um Alles oder Nichts", sagt Walton vor der Partie gegen den Sportbund fast schon zu pathetisch: "Es interessiert am Ende niemanden, wie die Saison gelaufen ist, wenn du die entscheidende Partie verlierst. Wir wollen gewinnen, egal wie."

Auch Handwerker schiebt die Favoritenrolle den Baskets zu, doch es liegt ihm fern, seine Mannschaft kleinzureden. "Wir wollen natürlich die Meisterschaft gewinnen", bekennt er. Wichtiger ist fast noch, was er nicht sagt. Er sagt nicht, dass sie auch aufsteigen wollen. Schon zweimal hat der Sportbund als Meister auf den Aufstieg in die 1. Regionalliga verzichtet. Handwerker ist nicht bereit, Spieler für Geld dazuzuholen, nur damit der Klub eine Klasse höher spielen darf. "Ich werde den Verein nicht kaputt machen", sagt er. Mehr nicht.

Viel lieber spricht er deshalb über die Erfolge in der Vergangenheit, darüber, dass nur sein Klub als einziger Münchner Vertreter mit akribischer und vorausschauender Nachwuchsarbeit Spieler hervorgebracht hat, die später in vielen ersten Ligen dieser Welt gespielt haben. Spieler wie Christian Standhardinger. Oder Sascha Hupmann, der später zum Nationalspieler aufstieg und bei Panathinaikos Athen zwei Titel gewann. Oder Uwe Blab, der es sogar bis in die NBA schaffte und unter anderem für die Dallas Mavericks auflief. Handwerker hat nicht grundsätzlich etwas gegen das Profitum, er hält nur dessen Auswüchse in der Jugendarbeit für gefährlich. Erst neulich wieder haben die Schwabinger ihm fünf B-Jugendliche abgeworben für die Jugend-Bundesliga. "Statt mehrmals in der Woche eineinhalb Stunden mit der Tram durch die Stadt zu tuckern, wäre es für sie viel sinnvoller zu bleiben und sich über die Männer-Mannschaft für einen großen Klub zu empfehlen", sagt Handwerker.

Wie Christian Standhardinger. Der wird am Samstag nicht in die Halle kommen. Er spielt selber mit dem Mitteldeutschen BC gegen Bayreuth.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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