Basketball:Die Petteri-Koponen-Show

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Nach einem unterirdisch schlechten ersten Viertel geraten die Bayern in Oldenburg mit 21 Punkten in Rückstand. Doch der Meister kämpft und dreht dank der Distanzwürfe des Finnen das Spiel in ein 90:83.

Von Ralf Tögel, München

Die Basketballer des FC Bayern bleiben nach dem vierten Sieg im vierten Spiel der Basketball-Bundesliga (BBL) ungeschlagen, der 90:83-Sieg in Oldenburg konnte nach einem miserablen ersten Viertel aber erst nach einer enormen Leistungssteigerung gesichert werden.

Nicht nur weil die Bayern mit der Empfehlung der grandiosen Euroleague-Vorstellung gegen Villeurbanne angereist waren, dürften sie sich zunächst in einem bösen Traum gefühlt haben. Waren sie zwei Tage zuvor mit einem 9:0 gestartet, so lagen sie nun mit dem selben Ergebnis hinten. Verkehrte Welt in Oldenburg, die Gäste schienen nicht so recht bei der Sache. Keine Spur des zuletzt gezeigten fokussierten und engagierten Spiels, vielmehr boten die Bayern ein wahres Potpourri an Fehlern, eine kleine Auswahl: Nihad Djedovic lässt sich den Ball klauen, NBA-Center Greg Monroe verlegt seine ersten beiden leichten Korbleger, die Wurfuhr läuft ab, weil kein Spieler abschließt, Maodo Lo passt ins Aus und dribbelt sich kurz darauf den Ball ans Knie. Dabei war der FCB-Regisseur wie schon gegen Villeurbanne bester Akteur des Meisters, der diesen mit seinen Punkten überhaupt im Spiel hielt.

Die Bayern zeigen ein wahres Potpourri an Fehlern. Es scheint, als sind sie nicht bei der Sache

Was in den ersten zehn Minuten aber nicht viel half, denn je weniger den Bayern gelingen wollte, desto flüssiger lief das Spiel der Oldenburger. Es schien, als hätten die Niedersachsen genau diesen Gegner benötigt: Die beiden neuen Guards Gerry Blakes und Kevin McClain waren bisher noch auf der Suche nach ihrem Platz im Team gewesen, die ersten 20 Minuten der Partie gegen den deutschen Meister dürfte sie auf diesem Weg einen großen Schritt weitergebracht haben. Egal wer auf den Korb warf, der Ball fand wie an einem unsichtbaren Faden gezogen ins Ziel. Die Gastgeber spielten sich in einen Rausch. 29:13 führten sie nach dem ersten Viertel, erhöhten den Vorsprung auf 21 Punkte zu Beginn des zweiten Durchgangs. Aber die Münchner wachten so allmählich auf und kämpften sich ins Spiel zurück. Mit erhöhtem Einsatz fielen auch die Würfe besser. Die Bayern kamen näher, zur Pause hatten sie den Rückstand gerade rechtzeitig in den einstelligen Bereich gedrückt. So nahmen die Gäste die Erkenntnis mit in die Kabine, dass sie diese Partie mit der nötigen Einstellung noch umbiegen können.

Nicht mehr aufzuhalten: Petteri Koponen (Mitte) setzt sich hier gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Robin Amaize (li.) und Kevin McClain durch. Der Finne entschied das Spiel mit seinen Dreierwürfen im letzten Viertel. (Foto: imago images/Nordphoto)

Zurück auf dem Parkett offenbarten sie umgehend diesen Willen. Trainer Dejan Radonjic, der in der ersten Halbzeit vornehmlich mit Kopfschütteln beschäftigt war, dürfte ein bisschen verbale Motivation beigesteuert haben: Monroe machte sofort die ersten beiden Korbleger, Djedovic klaute einen Ball, der fortan sicher und schnell durch die eigenen Reihen lief, und Lo traf weiter hochprozentig. Die Spieler rissen sich nun gegenseitig mit gelungenen Aktionen mit, jeder einzelne der Hochbegabten hatte offenbar kapiert, dass er seinen Teil zum Gesamten beitragen muss. Leon Radosevic zeigte eine feine Leistung. Er musste Center Mathias Lessort ersetzen, der gegen Villeurbanne noch so stark gespielt hatte, aber umgeknickt war und nun geschont wurde; nicht nur weil er acht Punkte beisteuerte, sondern mit großer Energie vorne wie hinten unter den Körben ackerte.

Kapitän Danilo Barthel brachte die Gäste mit zwei Freiwürfen erstmals in Führung, mit diesem hauchdünnen 62:61-Vorsprung ging es ins letzte Viertel. Für das sich die Bayern die Petteri-Koponen-Show aufgespart hatte: Denn nun hatte der Finne den unsichtbaren Faden am Ball, ein Dreier nach dem anderen rauschte durch den Ring und raubte den Oldenburgern den Glauben an die Überraschung. Koponen war schließlich mit 18 Punkten Topscorer und einen besser als Lo. Djedovic und Barthel (je 11) punkteten ebenfalls zweistellig und vertrieben den bösen Traum.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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