Basketball:Die Bank gewinnt

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Fünf Talente und eine Rückkehrerin für Jahn-Basketballteam

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Fast sieht es danach aus, als ob der Jugendwahn bei der Turnerschaft Jahn München ausgebrochen ist. Seit vielen Jahren hat der Münchner Verein eine florierende weibliche Basketballjugend. Immer wieder wurden jüngere Spielerinnen in den Kader der Zweitligamannschaft aufgenommen, doch richtig durchsetzen konnte sich der Nachwuchs nie; jedenfalls schaffte es kein junges Talent je in die Anfangsformation. In der kommenden Zweitligasaison, die an diesem Samstag (16.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den Aufsteiger Keltern II beginnt, stehen jetzt gleich vier junge Spielerinnen bereit, den Konkurrenzkampf um die Stammplätze aufzunehmen. In Anne Breitreiner ist aber auch eine sehr erfahrene Spielerin zurück.

Drei der vier 14- bis 16-Jährigen, die Trainer Rüdiger Wichote in seinen Zweitligakader aufgenommen hat, sind Jugendnationalspielerinnen. Besonders Leonie Fiebich eilt der Ruf eines Ausnahmetalents voraus. Die 16-jährige Schülerin aus Landsberg wurde kürzlich bei der Europameisterschaft der U16, bei der die deutschen Mädchen überraschend Zweite wurden, von den internationalen Trainern in die Starting Five gewählt. Fiebich war die zweitbeste Werferin und zweitbeste Rebounderin der EM. Wichote, der sonst mit Superlativen vorsichtig ist, schwärmt regelrecht von der 1,90 Meter großen Spielerin. "In ihrer Altersklasse gehört sie sicher zu den größten Talenten in Europa", sagt der Coach. Fiebich habe Angebote von Erstligavereinen gehabt, sich aber für Jahn entschieden, was Wichote zusätzlich freut.

Für Jahn München spielte sie im vergangenen Jahr in der Jugend-Bundesliga. Das soll auch so bleiben, doch ist mit Fiebich vereinbart worden, dass die zweite Bundesliga für sie Priorität hat. "Sie wird eine gute Rolle spielen im Team", glaubt Wichote. Dafür nimmt Fiebich einiges auf sich, kommt dreimal die Woche von Landsberg in den Münchner Osten zum Training. Neben Fiebich werden auch die erst 14-jährige Emily Bessoir, Johanna Häckel, 16, und Lea Pfeifer, 16, den Zweitligakader verstärken. Bessoir, die die zuletzt gemessenen 1,92 Meter bereits übertroffen haben dürfte, gehörte ebenfalls zum deutschen Aufgebot bei der U16-EM. "Sie war dort die sechste Spielerin", weiß Wichote, "und hat im Durchschnitt 20 Minuten pro Spiel gespielt." Häckel ist dänische Jugendnationalspielerin und gilt neben Jella Molz als Alternative für den Spielaufbau. Lea Pfeifer ist Tochter des Jahn-Mannschaftsarztes und schon von klein auf im Verein. Die jungen Spielerinnen können sich an den Arrivierten ausrichten.

Die sind sehr angetan, dass nun ehrgeiziger Nachwuchs nachrückt. Im Trainingslager in Slowenien waren alle vier Mädchen dabei. "Das sind wirklich gute Talente", meint Spielführerin Magdalena von Geyr, 32. "Das hat sehr viel Spaß mit ihnen gemacht." Kurzfristig ist auch noch die 19-jährige Leonie Bodenschatz in den Zweitligakader nachgerückt.

Ebenfalls viel Spaß verspricht die Rückkehr von Anne Breitreiner. Die langjährige Nationalspielerin vom TSV Wasserburg, die schon Engagements in Polen, Spanien, Italien und Frankreich hatte, war vor einem Jahr zur TS Jahn gewechselt und hat sich nun nach einem studienbedingten Frankreich-Aufenthalt zurückgemeldet. Die 32-Jährige hat in Frankreich geheiratet und heißt jetzt Anne Delafosse. "Sie war bei der Vorbereitung dabei und wird die ganze Saison mitspielen, das ist toll", jubelt Wichote. Neben den Jahn-Dauerbrennern Mirela Damaschek und Spielmacherin Nicole Schmidt ist auch Jezabel Ohanian wieder mit von der Partie. Ohanian ist mittlerweile 38, aber für Wichote immer noch die Konditionsstärkste im Team; erst recht seit sie sich Anfang des Jahres als Fitnesstrainerin selbständig gemacht hat: "Jeza erlebt ihren fünften Sommer."

Bei diesem Personalstand wird bei Jahn in der mittlerweile sechsten Zweitligasaison natürlich nicht nur vom Klassenerhalt geredet. "Wir wollen Richtung Playoffs schauen", sagt Wichote, das bedeutet Platz eins bis vier der Südgruppe. Von Geyr ist zurückhaltender, die Konkurrenz sei schwer einzuschätzen: "Wir müssen unser Leistungsvermögen erst einmal aufs Parkett bringen", warnt sie. Die zweite Bundesliga Süd besteht nur aus elf Teams, weil sich kein zweiter Aufsteiger fand. Zum Auftakt gegen Keltern verspricht der Verein übrigens freien Eintritt für alle, die in Tracht kommen.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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