Basketball:Der Weg ist das Ziel

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Vorzeige-Azubi: Karim Jallow (li.) hat schon elf Einsätze bei den BBL-Profis. Er steht exemplarisch für die Nachwuchsförderung beim FC Bayern. (Foto: Johannes Simon)

Der FC Bayern ist im NBBL-Viertelfinale gescheitert, an Bamberg, ausgerechnet. Dennoch ist die Abteilung zufrieden mit ihrem Nachwuchs

Von Matthias Schmid, München

Vor ein paar Wochen hat Karim Jallow seinen 19. Geburtstag gefeiert. Der Flügelspieler ist der jüngste Profi des FC Bayern in der Basketball-Bundesliga. Doch er ist keiner dieser in der BBL typischen deutschen Nachwuchsspieler, die nur den Spielberichtsbogen auffüllen und keine Minute spielen dürfen. Jallow ist ein vollwertiges Mitglied - und hat schon elf Bundesligaspiele in seiner Vita stehen. Auch zur Playoff-Partie nach Ludwigsburg am Dienstagabend hatte ihn Bayern-Trainer Svetislav Pesic mitgenommen.

Jallow steht exemplarisch für die Integration von Spielern, die das ambitionierte Nachwuchsprogramm des FC Bayern durchlaufen haben und gut genug für die Bundesliga sind. Aber auch ein Ausnahmetalent wie er konnte in der vergangenen Woche das Aus der Münchner U19 in der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft nicht verhindern. 15 Punkte sammelte Jallow bei der 47:79-Niederlage im dritten und entscheidenden Spiel in Breitengüßbach.

Die Deutlichkeit der Niederlage überraschte NBBL-Cheftrainer Oliver Kostic. "Wir sind von Breitengüßbach nicht so weit entfernt. Aber an diesem Tag waren sie einfach besser." Der Serbe geht davon aus, dass die Ausbildungsmannschaft des deutschen Meisters Brose Basket Bamberg "die größten Chancen auf den Titel hat, weil sie für ihr Alter sehr erfahren ist". Auch Bayern-Geschäftsführer Volker Stix hält den Bamberger Jahrgang für außergewöhnlich. Er hatte lange Jahre selbst als Leiter die Inhalte des Jugendprogramms mitgestaltet. In dieser Zeit hat er gelernt, "dass eine Meisterschaft im Nachwuchsbereich nicht planbar ist", wie er sagt. Stix ordnet es deshalb als "herausragenden Erfolg" ein, dass die Bayern von Oliver Kostic und Demond Greene als Titelverteidiger überhaupt das Viertelfinale um die Meisterschaft erreicht haben. "Wir haben dadurch unsere Konstanz bei der Jugendarbeit auf höchstem Niveau bestätigt."

Kostic will sich nicht lange damit aufhalten, dass die Münchner im letzten Saisonspiel von den Oberfranken gedemütigt wurden. "Sie sind mit den besonderen Bedingungen in einem solchen Do-or-die-Spiel besser umgegangen. Aber für uns war es schon großer Schritt, nur einen Sieg vom Finalturnier entfernt gewesen zu sein." Viel bedeutsamer als weitere Titel fürs Renommee und den Briefkopf ist für Kostic und Stix die Ausbildung der Spieler. In dieser Hinsicht war die abgelaufene Spielzeit ähnlich erfolgreich wie die vorherige, als Sebastian Schmitt und Dejan Kovacevic gleich im Anschluss an ihre Jugendzeit Profiverträge unterschrieben.

Neben Jallow übt zurzeit auch Richard Freudenberg regelmäßig mit den Profis. Der 17-Jährige hat bereits drei Spiele in der Basketball-Bundesliga mitmachen dürfen. In der nächsten Saison werden jedoch keine weiteren Spielminuten in der Beletage des deutschen Basketballs hinzukommen. Freudenberg entschied sich gegen den Dienstantritt beim FC Bayern, er schließt sich lieber einem amerikanischen College an. Künftig wird der Flügelspieler für die St. John's University spielen, eine private Hochschule in New York. Trainer dort ist der frühere NBA-Profi Chris Mullin. "Wir müssen die Entscheidung der Familie respektieren", sagt Stix.

Nicht nur er, auch Cheftrainer Svetislav Pesic hätte sich gewünscht, dass Freudenberg ein weiteres Jahr in München verbringt, um an seinem Spiel in Ruhe feilen zu können. Freudenberg ist noch so jung, dass er ein weiteres Jahr in der NBBL hätte auflaufen dürfen.

Ziel des FC Bayern in der neuen Saison soll auch ohne Freudenberg wieder ein Platz unter den besten acht sein. "Das ist unser Anspruch", sagt Stix. Große Veränderungen in der Konzeption und beim Personal wird es nicht geben. Oliver Kostic, der auch die zweite Mannschaft in der ProB betreut, wird sich neben dem ehemaligen Profi Demond Greene weiter um den ältesten Nachwuchs kümmern. "Die beiden machen ihre Arbeit sehr gut", lobt Stix.

Nicht erst seit den Meistertiteln für U19 und U14 im vergangenen Jahr werde das Jugendprogramm des FC Bayern deutschlandweit "viel ernster genommen", hat Stix festgestellt. Beigetragen zum guten Ruf in der Branche hat vor allem die Tatsache, dass Pesic die im Klub ausgebildeten Spieler nicht nur mittrainieren lässt, sondern ihnen auch Einsatzzeiten in der BBL ermöglicht hat. "Das ist die größte Trophäe für uns", findet Oliver Kostic, "und zeigt allen, dass wir junge Spieler so entwickeln und ausbilden können, dass sie an der deutschen Spitze in einer Profimannschaft spielen können." Bei der Playoff-Niederlage in Ludwigsburg wartete Karim Jallow allerdings vergeblich auf einen Einsatz.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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