Basketball:Der Flieger steht bereit

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Allmählich fit: Münchens Zugang Malcolm Thomas deutet beim Debüt in Berlin sein Potential an. (Foto: Wiedensohler/imago)

Mit dem souveränen Euroleague-Sieg bei Alba Berlin vom Freitag startet der FC Bayern in eine anstrengende, vollgepackte Reisewoche durch Europa.

Von Joachim Mölter, München

In zweierlei Hinsicht steht den Basketballern des FC Bayern München eine anstrengende Testwoche bevor. Zum einen werden sie in der Euroleague erst von den Spitzenklubs Maccabi Tel Aviv (am Mittwoch) und Fenerbahce Istanbul (am Freitag) geprüft und gleich anschließend noch von Medi Bayreuth im deutschen Pokalwettbewerb (am Sonntag). Die Profis fliegen deshalb alle zwei Tage, sie spielen alle zwei Tage, und wegen der Reiseroute Deutschland - Israel - Türkei - Deutschland müssen sie auch alle zwei Tage auf das Coronavirus getestet werden; sie wollen ja nicht nach jeder Einreise tagelang in der sonst obligatorischen Quarantäne verbringen. "Es wird schwierig", ahnt der Trainer Andrea Trinchieri, "das Reisen ist sehr kompliziert."

Um es einfacher zu machen, haben die Münchner einen Flieger gechartert, der sie in dieser Woche durch Europa transportiert. "Es kostet halt sehr viel Geld", sagt Geschäftsführer Marko Pesic, der freilich nicht preisgibt, wie viel Geld genau, nur so viel: "Wir dürfen da nicht sparen. Das müssen wir woanders tun."

Auch beim FC Bayern München halten sie sich angesichts der Corona-Pandemie und ihrer unterschiedlich dynamischen Entwicklung an verschiedenen Orten an die Maxime, nicht zu weit nach vorne zu schauen. "Es wäre nicht intelligent von uns, über die nächsten drei Spiele nachzudenken", findet Pesic; er hält es für sinnvoller, "nur auf das nächste zu achten. Du weißt ja nicht, was nächste Woche ist".

In der vergangenen Woche sind zum Beispiel gleich zwei Euroleague-Spiele wegen Corona-Fällen in den beteiligten Teams kurzfristig verschoben worden, die Partie zwischen Zenit St. Petersburg und dem FC Barcelona (74:70) von Donnerstag auf Freitag, die von Khimki Moskau und Zalgiris Kaunas (70:84) von Freitag auf Samstag. "Wie soll man so was planen?", fragt Trinchieri: "Man muss sich anpassen."

In diesen unsicheren Zeiten reisen Münchens Basketballer immerhin mit der Gewissheit, sportlich durchaus konkurrenzfähig zu sein. Eine Woche nach der Heimniederlage gegen Armani Mailand (79:81 nach Verlängerung) gewannen sie beim nationalen Rivalen Alba Berlin am Freitagabend souverän 90:72 (52:36). "Die Niederlage gegen Mailand hat weh getan. Ich habe von der Mannschaft danach nur verlangt, dass sie ihren Frust in positive Energie und Entschlossenheit umsetzt. Das hat sie gemacht", resümierte Trinchieri beim übertragenden Sender Magentasport.

Angesichts der deutlichen Überlegenheit konnte Trinchieri alle zwölf Spieler einsetzen, die er im Kader hatte; bis auf Robin Amaize punktete auch jeder. "Alle haben unserem Spiel etwas gegeben", lobte der Coach. Nick Weiler-Babb war mit 15 Punkten bester Scorer, Wade Baldwin steuerte 14 bei, Vladimir Lucic ebenfalls und dazu sechs Rebounds. Jalen Reynolds konnte zwar nicht ganz an seine starke Leistung gegen Mailand anknüpfen (14 Punkte, elf Rebounds), gehörte mit zwölf Punkten und fünf Rebounds aber dennoch erneut zu den Besten. Nach seinen auskurierten Rückenbeschwerden war auch Zugang Malcolm Thomas erstmals mit von der Partie; er wurde noch dosiert eingesetzt, deutete aber zumindest an, dass er den Center-Kollegen Reynolds problemlos und gleichwertig entlasten kann.

"Das ist natürlich ein süßer Sieg", fand Trainer Trinchieri, "auswärts ist es immer besonders, und dann noch bei unserem großen nationalen Rivalen." Alba Berlin hat in der vergangenen Saison das Double aus Pokal und Meisterschaft gewonnen, bekam aber nun in eigener Halle signalisiert, dass die FC-Bayern-Basketballer die Trophäen nur als Leihgabe betrachten. Die beiden hierzulande führenden Klubs hatten im Sommer ja den Verlust einiger Stammkräfte verarbeiten müssen, beim Neuaufbau sind die Münchner allerdings deutlich weiter. Vor allem in der Abwehr greifen die Mechanismen bereits rund ineinander.

Nach nervösem Beginn (21:27/10. Minute) zogen die Münchner jedenfalls die Daumenschrauben in der Defensive an und dadurch entscheidend davon, bis zur Pause auf 52:36. "Im zweiten Viertel halten wir sie, bis auf einen Dreier kurz vor der Halbzeit, bei sechs Punkten", bilanzierte Lucic: "Das ist die Art, wie wir spielen wollen." Das wird ihnen freilich nicht in jeder Partie so einfach gelingen. Immerhin können sie mit gestärktem Selbstbewusstsein in diese Testwoche starten.

© SZ vom 12.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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