Basketball:Der eine kommt, der andere geht

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Im Kader des FC Bayern tut sich was: Der Flügelspieler Danilo Barthel verstärkt die Mannschaft, dafür wechselt das Center-Talent Daniel Mayr zu den Frankfurt Skyliners

Von Joachim Mölter, München

Ach, das klingt doch mal gut für die Ohren der Münchner Basketball-Fans: "Nationalspieler Danilo Barthel verstärkt den FCBB." Unter dieser Überschrift verkündeten die Basketballer des FC Bayern München am Dienstag ihre erste Neuverpflichtung für die nächste Saison. Der 24 Jahre alte und 2,08 Meter große Power Forward kommt vom Eurocup-Gewinner Frankfurt Skyliners, wo sein Vertrag ausgelaufen war. In München unterschrieb er nun einen Kontrakt bis zum Sommer 2018.

Nun ist es zwar so, dass Danilo Barthel tatsächlich zum vorläufigen Aufgebot des Deutschen Basketball Bundes (DBB) gehört, das in zwei Wochen mit der Vorbereitung auf die im Spätsommer ausgetragene Qualifikation für die EM 2017 beginnt. Aber Nationalspieler war er bislang nur ein einziges Mal: am 27. Juli 2014 beim 74:67 im Freundschaftsspiel gegen Finnland. Für die dann anschließende EM-Qualifikation wurde er vom damaligen Interims-Bundestrainer Emir Mutapcic, dem aktuellen Assistenzcoach der Bayern, nicht mehr berücksichtigt. Im EM-Sommer 2015 vereitelte dann ein schmerzender Rücken weitere Einsätze.

Mal 'ne Ansage: Skyliners-Kapitän Danilo Barthel (rechts) wechselt von Frankfurt nach München. (Foto: Jan Hübner/Imago)

Trotzdem glaubt nicht nur FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic, dass Barthel "Entwicklungspotenzial für die Zukunft" mitbringt; der Power Forward sei variabel genug, um auch mal auf die Center-Position auszuweichen und dort auszuhelfen. Auch bei Alba Berlin haben sie Barthels Talent offensichtlich so gesehen und sich um dessen Dienste bemüht. Und die Frankfurt Skyliners hätten ihn natürlich auch gern behalten. "Wir haben ihm das beste Angebot gemacht, das wir machen konnten", sagt Manager Gunnar Wöbke, dem aber schnell klar war, dass Barthel angesichts seiner spielerischen Fortschritte in den vergangenen zwei, drei Jahren und zahlungskräftigerer Mitbewerber kaum zu halten sein würde. Der Spieler selbst will eine weitere Stufe auf der Karriereleiter nehmen, "und natürlich auch den einen oder anderen Titel einfahren", wie Barthel in der Pressemitteilung seines neues Klubs zitiert wird: "Mich hat die sportliche Perspektive in München überzeugt."

Die Mitteilung endet im Übrigen mit einer Nachricht, welche die Perspektive wieder ein wenig eintrübt: Der Klub hat den bis 2018 terminierten Vertrag mit Center-Talent Daniel Mayr aufgelöst; der 20 Jahre alte und 2,18 Meter große Jungprofi schließt sich den Frankfurt Skyliners an, wo er sich mehr Einsatzzeiten erhofft und vermutlich auch bekommen wird.

Auch wenn Barthel aufgrund seiner internationalen Erfahrung deutlich mehr Qualität in den Münchner Kader einbringt als der bis dato nur sporadisch in der Bundesliga eingesetzte Mayr, ist dessen Weggang zunächst mal ein Verlust. Denn die sogenannte 6+6-Regel der Basketball-Bundesliga (BBL) schreibt vor, dass von den zwölf erlaubten Männern auf dem Spielberichtsbogen mindestens die Hälfte einen deutschen Pass haben muss. Und von dieser Pflichterfüllung ist der FC Bayern derzeit noch ein ganzes Stück entfernt.

Daniel Mayr (rechts) geht nach Frankfurt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Außer Barthel sind bislang nur Maximilian Kleber, Karim Jallow und Paul Zipser für das deutsche Kontingent unter Vertrag - und der Verbleib des Letztgenannten ist obendrein ungewiss. Der NBA-Klub Chicago Bulls hat sich neulich die Transferrechte an dem 22 Jahre alten Flügelspieler gesichert, der auch eine Ausstiegsklausel für die beste Liga der Welt besitzt. Bulls-Manager Gar Forman verkündete damals, dass er Zipser gleich über den Atlantik holen wolle; auf ihrer Homepage führen ihn die Bulls bereits im Kader. Aber mehr hat seitdem selbst Marko Pesic nicht mehr gehört: "Da gibt's nicht Neues."

Pesic plant derzeit vorsichtshalber dreigleisig, was die Besetzung der offenen deutschen Stellen angeht: Selbst wenn Zipser bleibt, braucht der Klub ja noch mindestens zwei weitere einheimische Akteure, um die 6+6-Regel zu erfüllen. Insofern wird es interessant, was der gebürtige Slowake Anton Gavel und der gebürtige Bosnier Nihad Djedovic vorhaben, die beide mit einem deutschen Pass ausgestattet sind. Ihre Verträge sind ausgelaufen, beide sind noch auf dem Markt, der ansonsten nicht mehr so viele Deutsche hergibt, die höheren Ansprüchen genügen. Marko Pesic ist trotzdem zuversichtlich. "Wir werden kein Problem auf den deutschen Positionen haben", bekräftigt er gleich mehrmals und kündigt die nächsten frohen Botschaften "vielleicht schon innerhalb der nächsten zehn Tage" an: "Mit der Verpflichtung von Danilo Barthel haben wir nur den ersten Schritt getan."

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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