Basketball:Der Ballpflücker

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Auch weil Maximilian Kleber eine überragende Saison spielt, kommt der FC Bayern München immer besser in Fahrt. Das soll am Mittwoch Aufsteiger Jena spüren

Von Ralf Tögel, München

Es ist eigentlich nicht die Art von Aleksandar Djordjevic, einzelne Spieler aus dem Kollektiv hervorzuheben. Basketball ist bekanntlich eine Mannschaftssportart, Trainer denken auch gerne an das Binnenverhältnis innerhalb der Gruppe, jeder Akteur ist wichtig. Am Mittwoch aber machte der Serbe eine Ausnahme: "Es war Maxis Abend", sagte Djordjevic also über seinen Spieler Maximilian Kleber. Der hatte in der Tat ausreichend Anlass geboten, ihn mit ein paar Extraworten zu würdigen, er hatte erneut sein großes Können aufgezeigt. Doch nicht nur in diesem Bundesligaspiel gegen hoffnungslos unterlegene Ludwigsburger wusste der 24-Jährige zu glänzen, Kleber spielt bisher eine überragende Saison. Keine guten Nachrichten für Science City Jena, den Gegner vom Mittwochabend (Beginn 19 Uhr).

Beim jüngsten Sieg gegen Ludwigsburg pflückte Kleber in seiner typischen Art wieder einige Bälle auf ihrem Weg Richtung Korb aus der Luft, Aktionen, die von den Fans gefeiert werden wie Korberfolge. Klebers derzeit bestechende Form hat einen simplen Grund: Der Würzburger hat eine komplette Vorbereitung in gesundem Zustand absolviert. Er könne sich nicht erinnern, wann er zuletzt in einem physisch so guten Zustand war, sagte er nach dem 94:65-Erfolg gegen Ludwigsburg, zu dem er neben seinen Blocks 19 Punkte und sechs Rebounds beigetragen hat.

Trainer Djordjevic nimmt dies erfreut zur Kenntnis: "Maxi macht eine außergewöhnliche Entwicklung", findet der Coach, die seiner Meinung nach aber noch längst nicht beendet ist. Kleber wird noch viele Abende wie diesen gegen Ludwigsburg erleben, was ihn natürlich auch auf die Wunschliste potenter europäischer Großklubs aus Spanien, der Türkei oder Russland bringt. Auch die NBA ist ein Thema, das derzeit in diesem Zusammenhang immer mal wieder aufkommt, zumal die Bayern in Paul Zipser bereits einen Hochtalentierten an die Chicago Bulls verloren haben. Kleber will davon momentan nichts wissen, er konzentriert sich ganz auf seinen Job in München. Manchmal wirkt es, als ob ihm das viele Lob, das derzeit auf ihn einprasselt, unangenehm ist. Dann erinnert Kleber gerne an die Kollegen: "Das verdanke ich dem Team, sie haben mich oft in eine gute Position gebracht." Es sei ihm gar nicht wichtig, viele Punkte zu machen, so Kleber, "ich kann dem Team auch mit anderen Dingen helfen". Was er tat: Blocks, Rebounds, Dunkings, Dreier, am Sonntagnachmittag bot er ein beeindruckendes Portfolio seiner Möglichkeiten.

Aber nicht nur Kleber kommt immer besser in Fahrt, man darf das durchaus für die gesamte Mannschaft behaupten. Zwar sind die Leistungen noch nicht konstant auf hohem Niveau, die Partie gegen Ludwigsburg aber gab schon einen recht anschaulichen Eindruck davon, was diese Auswahl zu leisten imstande ist. Denn neben einer beeindruckenden physischen Präsenz lässt sich langsam die Handschrift des Trainers erkennen. Djordjevic legt viel Wert auf eine intensive Abwehrarbeit und will variable Spieler, die mehrere Positionen ausfüllen können. Das Spiel der Bayern ist dadurch schwer auszurechnen. In der Feinabstimmung ist noch Luft nach oben, was angesichts der kurzen Eingewöhnungszeit des Trainers, der bekanntlich erst kurz vor Saisonbeginn zur Mannschaft stieß, kaum überrascht. Dennoch zeigten die Münchner einige Spielzüge, die den Ludwigsburgern schlichtweg zu schnell waren.

Die Bayern werden sich weiter steigern, angesichts der Ansprüche ist das auch keine schlechte Idee. Die Bundesliga ist stark wie nie, im internationalen Geschäft warten in Khimki Moskau und Ratiopharm Ulm große Kaliber auf dem Weg in die Finalrunde. Die Russen sind ein europäisches Schwergewicht, Ulm ist das einzig ungeschlagene Team der Bundesliga. Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag gastieren die Schwaben zum ersten von vier Duellen gegen den FCB. Vorher gilt es aber noch, die vermeintlich leichte Aufgabe in Jena zu meistern. Der Aufsteiger spielt eine gute Saison, liegt als Zehnter in Reichweite der Playoff-Plätze. Und hat gegen Spieler wie Kleber nichts zu verlieren.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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